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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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des Shu-Dereth zuteil wurde. Allerdings konnte sie sich nicht erklären, warum ein echter Gyorn seine Zeit mit den Elantriern vergeudete. Was konnte es ihm nützen, eine Bevölkerungsgruppe zu brandmarken, die ohnehin schon derart niedergeknüppelt war?
Eine Sache stand jedoch fest: Wenn der Gyorn sich berufen fühlte, gegen Elantris zu predigen, war es ihre Pflicht, es zu verteidigen. Es war durchaus möglich, die Pläne ihres Feindes zu durchkreuzen, noch bevor sie völlig verstand, worum es überhaupt ging.
»... wie alle wissen, stehen Tiere in den Augen Lord Jaddeths tief unter den Menschen«, sagte Hrathen gerade, dessen Rede sich offensichtlich ihrem Höhepunkt und Ende näherte.
Sarene packte die Gelegenheit beim Schopfe. Sie riss die Augen weit auf, zog eine dümmlich verwirrte Miene und gab - mit ihrer schrillsten Unschuldsstimme - ein einziges Wort von sich.
»Warum?«
Hrathen hielt inne. Sie hatte mit ihrem Einwurf genau die kurze Pause zwischen zwei Sätzen abgepasst. Der Gyorn geriet über die durchdringende Frage ins Straucheln und setzte offensichtlich alles daran, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Doch Sarene war zu geschickt vorgegangen, und der Schwung seiner Rede war gebrochen. Hrathen drehte sich um und suchte wütenden Blickes nach der Person, die ihn so töricht unterbrochen hatte. Dabei geriet er lediglich an eine sittsame, verwirrte Sarene.
»Warum stehen Tiere in Herrn Jaddeths Augen unter den Menschen?«, fragte sie.
Der Gyorn knirschte mit den Zähnen, als sie von »Herrn Jaddeth« sprach. »Weil sie, im Gegensatz zu den Menschen, nur ihren eigenen Begierden folgen können.«
Die Standardfrage auf solch eine Aussage hin wäre gewesen: »Aber Menschen folgen auch ihren Begierden«, was Hrathen Gelegenheit gegeben hätte, den Unterschied zwischen einem Mann Gottes und einem der Sinnenlust verfallenen Sünder zu erklären. Den Gefallen tat Sarene dem Gyorn jedoch nicht.
»Aber ich habe gehört, dass Herr Jaddeth Arroganz belohnt«, sagte Sarene verwirrt.
In die Augen des Gyorns trat Argwohn. Die Bemerkung war ein wenig zu geschickt platziert, um einem derart einfachen Gemüt zu entspringen, wie Sarene eines zu haben vorgab. Er wusste, oder vermutete wenigstens, dass sie mit ihm spielte. Trotzdem musste er auf ihren Einwand antworten - wenn nicht um ihretwillen, dann doch für die übrigen Leute.
»Lord Jaddeth belohnt Ehrgeiz, nicht Arroganz«, sagte er vorsichtig.
»Das verstehe ich nicht«, meinte Sarene. »Bedeutet Ehrgeiz nicht, dass wir im Grunde unseren eigenen Begierden folgen? Warum belohnt Herr Jaddeth das?«
Hrathen war auf dem besten Wege, sein Publikum zu verlieren, das war ihm klar. Bei Sarenes Frage handelte es sich um ein jahrhundertealtes theologisches Argument gegen den Shu-Dereth, doch die Leute hier wussten nichts von uralten Kontroversen und Widerlegungen in Gelehrtenkreisen. Ihnen war lediglich bewusst, dass da jemand Fragen stellte, die Hrathen nicht schnell genug, oder fesselnd genug, beantworten konnte, um ihr Interesse aufrechtzuerhalten.
»Ehrgeiz ist etwas ganz anderes als Sinnenlust«, erklärte Hrathen mit strenger Stimme und machte sich seinen erhabenen Standpunkt auf der Aussichtsplattform zunutze, um das Gespräch wieder unter Kontrolle zu bringen. »Der Dienst, den man Jaddeths Reich erbringt, wird sowohl im Hier und Jetzt als auch im Leben nach dem Tode schnell belohnt.«
Es war ein meisterhafter Versuch: Er hatte nicht nur das Thema gewechselt, sondern die Aufmerksamkeit der Menge obendrein auf eine weitere Vorstellung gelenkt. Jeder war empfänglich für Belohnungen. Zu seinem Unglück war Sarene jedoch noch nicht fertig.
»Wenn wir also Jaddeth dienen, werden unsere Begierden erfüllt?«
»Niemand außer dem Wyrn dient Jaddeth«, antwortete Hrathen aus dem Stegreif, während er überlegte, wie er ihren Einwänden am besten begegnen sollte.
Sarene lächelte. Sie hatte gehofft, dass ihm dieser Fehler unterlaufen würde. Es war ein grundlegendes Dogma des Shu-Dereth, dass nur ein einziger Mensch Jaddeth direkt dienen konnte. Die Religion war sehr hierarchisch organisiert, und ihre Struktur erinnerte an die Feudalherrschaft, die es einst in Fjorden gegeben hatte. Man diente demjenigen, der über einem stand, welcher wiederum demjenigen diente, der über ihm stand, und so weiter, bis die Reihe schließlich bei dem Wyrn anlangte, der Jaddeth direkt diente. Alle dienten Jaddeths Reich, aber nur ein einziger Mann war heilig genug, um Gott direkt zu

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