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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dienen. Es bestand einige Verwirrung bezüglich dieser Unterscheidung, und in der Regel verbesserten derethische Priester Irrtümer, wie Hrathen es eben getan hatte.
Unglücklicherweise hatte er Sarene damit auch einen weiteren Ansatzpunkt geboten.
»Niemand dient Jaddeth?«, fragte sie ganz durcheinander. »Nicht einmal Ihr?«
Es war ein törichtes Argument, eine Fehldeutung von Hrathens Aussage und kein echter Angriff auf den Shu-Dereth. In einer ernsthaften theologischen Debatte hätte Sarene niemals gegen einen fertig ausgebildeten Gyorn bestehen können. Doch Sarene ging es nicht darum, Hrathens Lehren zu widerlegen, sondern einfach nur darum, ihm seine Rede zu verderben.
Ihre Bemerkung ließ Hrathen aufblicken, da er seinen Fehler sofort einsah. All sein bisheriges Denken und Planen war dahin, und das Publikum grübelte stattdessen über diese neue Frage nach.
Der Gyorn versuchte auf vortreffliche Weise, seinen Fehler zu vertuschen und das Gespräch wieder in vertrautere Bahnen zu lenken, aber Sarene hatte die Menschenmenge nun fest im Griff und hielt ihre Aufmerksamkeit gefangen, wie es nur einer Frau kurz vor dem hysterischen Nervenzusammenbruch gelingen konnte.
»Was sollen wir bloß tun?«, fragte sie kopfschüttelnd. »Ich fürchte, diese Priesterangelegenheiten sind zu kompliziert für Normalsterbliche wie mich.«
Und damit war es vorbei. Die Leute begannen, sich untereinander zu unterhalten und zerstreuten sich allmählich. Die meisten lachten über die Verschrobenheit des Priesters und die Abstrusität theologischer Argumente. Sarene fiel auf, dass es sich beim Großteil des Publikums um Adelige handelte. Iis musste den Gyorn viel Mühe gekostet haben, sie alle auf die Mauer von Elantris zu führen. Sie lächelte verschlagen bei dem Gedanken an all das Planen und die Überredungskünste, die letzten Endes umsonst gewesen waren.
Hrathen musste mit ansehen, wie ihm seine sorgfältig zusammengestellte Versammlung davonlief. Er versuchte gar nicht erst, noch einmal das Wort zu erheben. Wahrscheinlich wusste er, dass er seiner Sache nur schaden konnte, wenn er schrie oder wütend reagierte.
Überraschenderweise wandte sich der Gyorn von den davonwandernden Menschen ab und nickte Sarene anerkennend zu. Zwar war es keine Verbeugung, aber es war eine Geste, die von mehr Respekt zeugte, als sie je von einem derethischen Priester erwiesen bekommen hatte. Es war das Eingeständnis, dass sie diese Schlacht ohne Zweifel gewonnen hatte, dass sie eine würdige Gegenspielerin war.
»Ihr spielt ein gefährliches Spiel, Prinzessin«, sagte er leise mit seinem leichten Akzent.
»Ihr werdet schon noch merken, dass ich eine sehr gute Spielerin bin, Gyorn«, erwiderte sie.
»Dann also bis zur nächsten Runde«, sagte er und bedeutete einem kleineren Priester mit hellem Haar, ihm auf dem Weg die Mauer hinab zu folgen. In den Augen des anderen Mannes war nicht der geringste Funke Respekt oder gar Toleranz zu erkennen. Stattdessen glühten sie vor Hass, und Sarene überlief ein Schauder, als er den Blick auf sie richtete. Der Mann hatte die Zähne fest zusammengebissen, und Sarene hatte das Gefühl, dass er sich kaum davon abhalten konnte, sie beim Genick zu packen und von der Mauer zu werfen. Allein die Vorstellung ließ sie schwindelig werden.
»Der da bereitet mir Sorgen«, stellte Ashe an ihrer Seite fest. »Solchen Männern bin ich schon früher begegnet, und meine Erfahrungen waren alles andere als angenehm. Ein derart schlecht gebauter Damm muss eines Tages brechen.«
Sarene nickte. »Er war aonisch, kein Fjordeller. Anscheinend ist er Hrathens Diener oder Begleiter.«
»Nun ja, wollen wir hoffen, dass der Gyorn seinen Schoßhund unter Kontrolle halten kann, Mylady.«
Sie nickte, kam jedoch nicht dazu, dem Seon weiter zu antworten, weil neben ihr schallendes Gelächter erklang. Als sie zu Boden blickte, bemerkte sie Kaise, die sich dort vor Lachen kugelte. Anscheinend war es ihr gelungen, ihren Lachanfall zurückzuhalten, bis der Gyorn außer Sichtweite war.
»Sarene«, stieß sie atemlos hervor, »das war wunderbar! Du warst so dämlich! Und sein Gesicht ... er ist noch röter angelaufen als Papa, wenn er herausfindet, dass ich all seine Süßigkeiten aufgegessen habe. Sein Gesicht war fast so rot wie seine Rüstung!«
»Ich habe ihn kein bisschen gemocht«, meinte Daorn feierlich neben Sarene. Er stand in der Nähe einer offenen Brüstung und blickte auf Hrathen hinab, der die gewaltige Treppe in Richtung Stadt

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