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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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befanden. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen, und sie begann das Gleichgewicht zu verlieren, wie versteinert von dem kreisenden Erdboden unter ihr ...
»Mylady!«, erscholl Ashes Stimme erneut und ließ sie aus ihrer Erstarrung hochschrecken.
Sarene taumelte von der Mauer zurück, ging in die Hocke und schlang sich die Arme um die Knie. Einen Augenblick lang atmete sie tief durch. »Mir geht es gleich wieder besser, Ashe.«
»Wir verlassen diesen Ort, sobald Ihr Euer Gleichgewicht wiedergefunden habt«, befahl das Seon mit fester Stimme.
Sarene nickte geistesabwesend.
Kaise schnaubte. »Also wirklich, wenn man bedenkt, wie groß sie ist, würde man meinen, dass sie eigentlich nicht an Höhenangst leiden dürfte.«
Kapitel 9
    Wenn Dilaf ein Hund gewesen wäre, hätte er geknurrt. Wahrscheinlich hätte er außerdem Schaum vor dem Maul stehen gehabt, entschied Hrathen. Der Arteth war in einer noch schlimmeren Verfassung als sonst nach einem Besuch auf der Mauer von Elantris.
    Hrathen drehte sich um und blickte zu der Stadt zurück. Sie hatten beinahe die Kapelle erreicht, aber die gewaltige Mauer, die Elantris umgab, war in ihrem Rücken immer noch sichtbar. Dort oben befand sich diese unglaubliche junge Frau, der es an diesem Tag tatsächlich gelungen war, ihn zu schlagen.
    »Sie war großartig«, sagte Hrathen unwillkürlich. Wie all seine Landsleute hatte er tief verwurzelte Vorurteile, was das teoische Volk betraf. Teod hatte nach einem kleinen Missverständnis vor fünfzig Jahren sämtliche derethische Geistliche ausgewiesen und nie zugelassen, dass sie wieder einreisten. Beinahe hätte der teoische König sogar die fjordellischen Gesandten verbannt. Es war kein einziger teoischer Anhänger des Shu-Dereth bekannt, und das teoische Königshaus war berüchtigt für seine bissige Verurteilung von allem, was mit dem derethischen Glauben zu tun hatte.
    Dennoch war es anregend, jemandem zu begegnen, der so leicht eine seiner Predigten zunichte machen konnte. Hrathen hatte nun schon derart lange den Shu-Dereth gepredigt und solch eine Kunstfertigkeit darin entwickelt, die Gedanken der Massen zu manipulieren, dass es kaum noch eine Herausforderung für ihn darstellte. Sein Erfolg in Duladel vor einem halben Jahr hatte bewiesen, dass man sogar ganze Nationen zum Einsturz bringen konnte, wenn man nur fähig genug war.
    Zu seinem Leidwesen hatte es in Duladel kaum Widerstand gegeben. Die Dulas selbst waren zu offen, zu zugänglich, um eine echte Herausforderung darzustellen. Letzten Endes hatte Hrathen, den Scherbenhaufen einer Regierung zu seinen Füßen, nichts als Enttäuschung empfunden. Es war beinahe zu leicht gewesen.
»Ja, sie ist beeindruckend«, sagte er.
     
»Sie ist verflucht wie sonst niemand«, zischte Dilaf. »Eine Angehörige des einzigen Volkes, dem Lord
    Jaddeths Hass gilt.«
Das war es also, was ihn beunruhigte. Viele Fjordeller gingen davon aus, dass es für Teonen keinerlei
Hoffnung gab. Selbstverständlich war das Torheit - eine Lehrmeinung, die Fjordens historische Feinde
mit theologischem Hass belegte. Dennoch glaubten viele Menschen daran, und anscheinend bildete Dilaf
da keine Ausnahme.
»Jaddeth hasst niemanden außer denjenigen, die ihn hassen«, sagte Hrathen.
»Sie hassen ihn aber!«
»Die meisten von ihnen haben noch nicht einmal von ihm predigen hören, Arteth«, sagte Hrathen. »Ihr
König, ja. Höchstwahrscheinlich ist er aufgrund seiner Verfugung gegen derethische Priester verflucht.
Doch das Volk hat bisher noch gar keine Gelegenheit erhalten. Sobald erst Arelon an Lord Jaddeth
gefallen ist, können wir uns darum kümmern, in Teod einzudringen. Das Land wird nicht lange
standhalten können, wenn ihm die restliche zivilisierte Welt feindlich gegenübersteht.« »Es wird vernichtet werden«, prophezeite Dilaf mit zornentbranntem Blick. »Jaddeth wird nicht
tatenlos zusehen, wie unsere Artethen gegen die unbeugsamen Mauern der teoischen Herzen
anpredigen.«
»Lord Jaddeth kann nur kommen, wenn alle Menschen unter fjordellischer Herrschaft vereint sind,
Arteth«, sagte Hrathen. Er wandte sich von Elantris ab, um endlich die Kapelle zu betreten. »Das schließt
die Menschen in Teod mit ein.«
Dilafs Antwort war leise, doch jedes Wort klang kräftig in Hrathens Ohren. »Vielleicht«, flüsterte der
arelische Priester. »Aber es gibt einen anderen Weg. Lord Jaddeth wird sich erheben, wenn jede lebende
Seele vereint ist - die Teonen werden kein Hindernis darstellen, wenn wir sie erst einmal

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