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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hinunterstieg. »Er war zu ... hart. Hat er denn nicht gewusst, dass du dich nur dumm gestellt hast?«
»Wahrscheinlich schon«, sagte Sarene und bedeutete Kaise aufzustehen. Dann klopfte sie dem Mädchen den Staub vom rosafarbenen Kleid. »Aber er hätte es nicht beweisen können, also musste er so tun, als meinte ich es ernst.«
»Vater sagt, der Gyorn ist hier, um uns alle zum Shu-Dereth zu bekehren«, sagte Daorn.
»Tatsächlich?«, fragte Sarene.
Daorn nickte. »Außerdem befürchtet er, dass Hrathen Erfolg haben wird. Er sagt, die Ernte war letztes Jahr nicht gut, und viele Leute haben nichts zu essen. Wenn es diesen Monat mit der Aussaat nicht gut läuft, wird der nächste Winter noch härter. Und in harten Zeiten stoßen die Worte von Männern, die den Wandel predigen, auf offene Ohren.«
»Dein Vater ist ein kluger Mann, Daorn«, sagte Sarene. Ihre Auseinandersetzung mit Hrathen war im Grunde nichts Ernstes gewesen. Die Menschen waren wankelmütig und würden die heutige Debatte schnell vergessen haben. Was auch immer Hrathen getrieben hatte, war lediglich Teil von etwas viel Größerem gewesen - von etwas, was mit Elantris zu tun hatte. Sarene musste herausfinden, welche Absichten er verfolgte. Da sie sich schließlich ihres ursprünglichen Beweggrunds für den Besuch auf der Mauer entsann, sah sie sich die Stadt zu ihren Füßen nun zum ersten Mal genauer an.
Früher einmal war sie wunderschön gewesen. Das Gefühl, das die Stadt vermittelte, wie die Gebäude zueinander passten, wie die Straßen einander kreuzten - alles insgesamt war ... gewollt. Kunst in gigantischen Ausmaßen. Die meisten Torbogen waren eingestürzt, viele Kuppeldächer zusammengebrochen, und selbst die Mauern wirkten, als bliebe ihnen nicht mehr viel Zeit. Dennoch war Sarene eines klar: Früher war Elantris wirklich einmal wunderschön gewesen.
»Sie sind so traurig«, sagte Kaise neben ihr. Das Mädchen stand auf Zehenspitzen, um über die Brüstung sehen zu können.
»Wer?«
»Sie.« Kaise deutete auf die Straßen zu ihren Füßen.
Dort unten waren Menschen, zusammengekauerte Gestalten, die sich kaum bewegten. In den dunklen Straßen waren sie kaum zu erkennen. Sarene konnte ihr Stöhnen nicht hören, doch sie spürte es.
»Niemand kümmert sich um sie«, sagte Kaise.
»Wie kommen sie an Nahrung?«, fragte Sarene. »Jemand muss ihnen zu essen geben.« Viele Einzelheiten ließen sich nicht ausmachen, nur dass es Menschen waren. Oder dass sie zumindest von menschlicher Gestalt waren. Sarene hatte schon viele verwirrende Dinge über die Elantrier gelesen.
»Niemand«, erklang Daorns Stimme neben ihr. »Niemand gibt ihnen zu essen. Eigentlich sollten sie alle tot sein, denn es gibt nichts zu essen für sie.«
»Irgendwoher müssen sie Nahrung bekommen«, widersprach Sarene.
Kaise schüttelte den Kopf. »Sie sind tot, Sarene. Sie müssen nichts essen.«
»Vielleicht bewegen sie sich nicht viel, aber sie sind offensichtlich nicht tot«, widersprach Sarene. »Sieh doch, die da drüben stehen herum.«
»Nein, Sarene. Die sind auch tot. Sie müssen nicht essen, müssen nicht schlafen, und sie werden auch nicht älter. Sie sind alle tot.« Kaises Stimme klang ungewöhnlich ernst.
»Woher weißt du so viel darüber?«, fragte Sarene, die versuchte, die Worte als Hirngespinste eines Kindes abzutun. Doch leider hatten sich diese Kinder bisher als bemerkenswert gut informiert erwiesen.
»Ich weiß es einfach«, antwortete Kaise. »Vertrau mir. Sie sind tot.«
Die Härchen auf Sarenes Armen richteten sich auf, und sie ermahnte sich selbst, nichts auf diesen vagen Mystizismus zu geben. Die Elantrier waren eigenartig, ja, aber sie waren nicht tot. Es musste eine andere Erklärung geben.
Sie ließ erneut den Blick über die Stadt schweifen und gab sich Mühe, Kaises beunruhigende Bemerkungen aus ihren Gedanken zu verbannen. Dabei fiel ihr Augenmerk auf ein Menschenpaar - zwei Gestalten, die nicht ganz so jämmerlich wie der Rest wirkten. Sie kniff die Augen zusammen und spähte in Richtung der beiden. Es waren Elantrier, aber einer von beiden schien dunklere Haut als der andere zu haben. Sie kauerten auf einem Hausdach und sahen im Gegensatz zu den anderen Elantriern, die sie gesehen hatte, lebhaft aus. Etwas an den beiden war ... anders.
»Mylady?« Ashes besorgte Stimme erklang in ihrem Ohr, und sie bemerkte, dass sie sich über die steinerne Brüstung gelehnt hatte.
Erschrocken blickte sie nach unten und merkte erst jetzt, wie hoch oben sie sich

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