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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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geglückt ist, tapferer Ithrondyr«, sagte König Keandir, und man hörte seiner Stimme an, wie ehrlich und aufrichtig er dies meinte.
    »Die Winter dort oben im Nordosten sind gewiss länger und sehr viel härter als an dieser vergleichsweise lieblichen Küste«, erklärte der Kapitän. »Es scheint, als hättet Ihr wahrhaftig den richtigen Ort für Eure Hauptstadt gewählt, mein König.«
    Natürlich war besonders Branagorn der Suchende erpicht darauf, mehr von Kapitän Ithrondyr hinsichtlich seiner Erlebnisse entlang der Nordostroute zu erfahren. Er selbst bereitete bereits eine Expedition in das von Kapitän Isidorn entdeckte Waldreich vor, in der Hoffnung, dass man aus einem Extrakt jener Blumen, die man die »Sinnlosen« nannte, ein Mittel gegen den Lebensüberdruss würde herstellen können. Insbesondere interessierte sich Branagorn für Ithrondyrs Erlebnisse im Eisland und die Magie, die dessen Bewohnern offenbar eigen war.
    »Wir hatten keine Magier oder Schamanen an Bord, der etwas Genaueres darüber hätte sagen können«, gestand Ithrondyr bedauernd ein. »Und der einzige Heiler, der an unserer Seereise teilnahm, hat zwar sehr umfangreiche Aufzeichnungen angefertigt, aber sie gingen leider mit ihm selbst über Bord, als wir in den Sturm gerieten.«
    »Das ist wirklich schade«, meinte Branagorn.
    »Aber da Ihr ja ein Mittel gegen den Lebensüberdruss sucht, lasst mich Euch Folgendes sagen, werter Branagorn: Kein Volk scheint mir weniger fähig, ein derartiges Mittel zu erfinden oder eine Magie dagegen zu entwickeln, als diese Eiskreaturen. Sie sind weder einer Sprache mächtig, noch war es möglich, auf geistiger Ebene Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Und davon abgesehen waren ihre Leiber so kalt wie der Tod selbst. Es würde mich wundern, wenn diese Geschöpfe überhaupt verstünden, was es mit dem Lebensüberdruss auf sich hat, denn in ihnen ist kein Leben, wie wir es verstehen, sodass sie bestimmt weder Melancholie noch Schwermut und erst recht nicht die Krankheit des Lebensüberdrusses kennen. Ja, diese Kreaturen erscheinen irgendwie tot, obwohl sie doch lebendig sind. Wer weiß, vielleicht sind sie für ein anderes Volk das, was für uns die verblassenden Schatten aus Maldrana sind …«

    König Keandir erlaubte Branagorn dem Suchenden etwa einen Monat später, mit zwei Schiffen gen Süden zu segeln. Zuvor musste die »Jirantor« einer gründlichen Überholung unterzogen werden, und auch die »Morantor« von Kapitän Isidorn hatte während des Winters erheblich gelitten.
    Beide Schiffe würden gemeinsam die Küsten von Mittel- und Nieder-Elbiana bis zur Mündung des Nur entlangfahren. Während die »Morantor« von dort aus mit Branagorn an Bord noch einmal stromaufwärts fahren sollte, lautete der neue Auftrag für Kapitän Ithrondyr, weiter entlang der Küsten von Nuranien und Elbara in Richtung Süden vorzudringen.
    Außer Branagorn wollten auch Lirandil der Fährtensucher, die Heilerin Nathranwen und Thamandor der Waffenmeister an der Expedition ins Waldreich teilnehmen. Aus einem Extrakt der Sinnlosen und ähnlicher Gewächse, so vermutete und hoffte Thamandor, ließen sich noch weitaus wirksamere Waffengifte herstellen, als er sie bereits bei den Bolzen seiner Einhandarmbrüste einzusetzen pflegte. »Wir wissen schließlich nicht, welchen Gefahren wir uns dereinst stellen müssen«, rechtfertigte er seine Teilnahme an der Fahrt gegenüber König Keandir. »Die Erzählung von Kapitän Ithrondyr könnte ein Hinweis darauf sein, dass es im zwischenländischen Kontinent unbekannte Wesen gibt, die uns durchaus nicht alle wohlgesonnen sein müssen.«
    »Ja, da mögt Ihr recht haben«, gestand Keandir ein. »Und diese Eiswesen könnten vielleicht noch die Herrschaft Xarors erlebt haben oder etwas über seinen Verbleib wissen.«
    Keandir hoffte natürlich, dass der Bruder des Augenlosen Sehers nicht mehr existierte und die Zeit selbst ihn vergessen hatte. Aber er ahnte, dass dies ein frommer Wunsch war, der mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben musste. Der Augenlose hatte sich schließlich auch als äußert zäh erwiesen und hatte Äonen überlebt.
    Die beiden Schiffe brachen auf, und als Keandir am Ufer stand und den Schiffen hinterher schaute, trat Ruwen neben ihn und lehnte sich an ihn. »Bedauerst du, hier gebunden zu sein und nicht mitsegeln zu können, um diese fernen Länder erforschen zu können?«, fragte sie.
    Keandir lächelte mild. »Nicht im geringsten«, erklärte er. »Erstens weiß

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