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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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denn Branagorn wollte nicht, dass seine geliebte Cherenwen auch nur einen Tag länger als unbedingt nötig auf ein Heilmittel gegen den Lebensüberdruss warten musste. Nathranwen versuchte ihm zwar deutlich zu machen, dass es sehr wahrscheinlich lange dauern würde, bis aus den Blumen ein Extrakt und aus dem Extrakt ein Heilmittel gewonnen werden konnte, falls das denn überhaupt möglich war, aber Branagorn hörte ihr gar nicht richtig zu. Er wollte es nicht hören, wie Nathranwen erkannte.
    Die »Morantor« segelte flussabwärts und erreichte die Mündung des Nur. Dort sollte sie eigentlich auf die »Jirantor« von Kapitän Ithrondyr warten. Aber die Tage vergingen, ohne dass das zweite Kundschafterschiff von seiner Fahrt nach Süden zurückkehrte. Branagorn wurde ungeduldig. Schließlich ordnete er die Rückkehr nach Elbenhaven an.
    »Sollten wir der Jirantor nicht entgegensegeln?«, schlug Kapitän Isidorn vor. »Sie wird sich entlang der Küstenlinie bewegen, sodass wir sie nicht verfehlen können.«
    »Und falls sie gar nicht auf dem Weg nach Norden ist?«, fragte Branagorn.
    »Ihr meint, falls sie das Opfer irgendeines üblen Schicksals wurde«, erriet Isidorn. »Dann sollten wir das aufklären.«
    Aber Branagorn schüttelte den Kopf. »Es ist wichtiger, dass die Sinnlosen nach Elbenhaven gebracht werden, sodass die vereinte Heilerzunft aus den Blumen ein Mittel gegen den Lebensüberdruss herstellen kann.«
    Drei Tage und drei Nächte wartete Branagorn noch. Dann ließ er die »Morantor« nach Norden aufbrechen. Der Wind stand günstig. Die »Morantor« kam rasch voran, und bald schon passierte sie die Meerenge zwischen West-Elbiana und dem Kontinent, die man inzwischen auch die »Straße von Elralon« nannte. Dann segelte sie weiter nach Norden, bis endlich die bunten Zelte von Elbenhaven am Ufer auftauchten. Banner wehten inzwischen an hohen Masten im Wind, und die ersten Schutzmauern nahmen Gestalt an.
    Wie üblich, wenn ein Kundschafter-Schiff die Anfurten erreichte, bildete sich am Ufer eine große Menge. Die Elben waren neugierig auf das, was die Rückkehrer zu berichten hatten. Auch König Keandir eilte zum Strand.
    Branagorn ging als Erster an Land. Er konnte es nicht erwarten, Cherenwen die Nachricht zu überbringen, dass Hoffnung auf Heilung von ihrem Leiden bestand.
    »Mein König! Die Blume, die man die Sinnlose nennt, wurde von uns gefunden!«, platzte es aus dem jungen Elbenkrieger heraus, sobald er Keandir gegenübertrat. »Es gibt so vieles, was ich Euch noch berichten will, aber gestattet mir, dass ich zuerst meine geliebte Cherenwen aufsuche.«
    Das Gesicht des Königs wurde sehr ernst. Er legte Branagorn eine Hand auf die Schulter. »Mein treuer Branagorn – Ihr bringt uns gute Kunde, doch fürchte ich, dass ich nur schlechte Neuigkeiten für Euch habe.«
    Der junge Elbenkrieger erschrak, und ein Zittern durchlief seinen Körper. »Was … was wollt Ihr damit sagen, mein König?«
    »Ich denke, Ihr wisst es, werter Branagorn«, sagte Keandir mit traurigem Blick.
    Branagorn schluckte und schloss für einen Moment die Augen. Konnte es sein, dass er zu spät gekommen war? War es möglich, dass er zwar die Grundlage für ein Heilmittel gegen den Lebensüberdruss gefunden hatte, seiner geliebten Cherenwen aber dennoch nicht mehr zu helfen war? Branagorn hatte das Gefühl, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und ihn in ein tiefes Loch stürzen. Sein Hals war auf einmal staubtrocken. Seine Hände krampften sich zu Fäusten zusammen.
    »Cherenwen!«, schrie er auf, und in seiner Stimme schwang all der Seelenschmerz mit, der ihn in diesem Moment schier zu überwältigen drohte.
    »Sie war die Einzige, die sich in diesem Monat von den Klippen stürzte, um nach Eldrana einzugehen«, sagte König Keandir so ruhig er konnte. »Seid Euch meines tief empfundenen Mitgefühls versichert, Branagorn.«
    »Wo … wo ist sie?«, fragte der junge Elb tonlos.
    »In ihrem Zelt. Sie wurde aufgebahrt und einbalsamiert, damit Ihr noch von ihr Abschied nehmen könnt.«
    Branagorn konnte nichts mehr halten. Er lief zu Cherenwens Zelt, so als wollte er einfach nicht glauben, was geschehen war.

8. Kapitel
    Andir und Magolas

    Zwei Monate später traf auch die »Jirantor« unter Ithrondyr wieder in Elbenhaven ein. Der wagemutige Kapitän berichtete vor dem König und seinen Getreuen, dass er der gesamten Küste des Zwischenlandes nach Süden gefolgt war, und zwar bis zu einer Insel, die von ihren

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