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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Lage eines Landes, dem viele den Namen Dhum gegeben haben, das man aber auch unter anderen Bezeichnungen kennt...“
    „Ich habe nie davon gehört!“
    „Wirklich nicht?“
    Ein freudloses Lächeln erschien in Merguns Gesicht.
    Er deutete auf die wenigen Aschereste des Buches der Götter. „Es ist wertlos!“
    „Wertlos für Euch - aber seid Ihr der Maßstab für alles?“
    „Bedeutungslos gewordene Schriftzeichen, die seid Äonen niemand mehr zu lesen vermag... Nichts weiter ist es!“
    Lari schwieg und trat zu dem Altar, ihre Hände berührten die kalte Asche.
    „Was Ihr getan habt, ist ein Verbrechen, Mergun! Es ist ein Verbrechen und die anderen Götter werden es nicht ungesühnt lassen.“
    Mergun musterte sie.
    „Weshalb seid Ihr mir gefolgt, Lari?“
    Der Blick ihrer Augen erschrak Mergun noch vielmehr als das, was sie dann sagte.
    „Ich ahnte, dass Ihr etwas Unvernünftiges tun würdet. Aber ich kam zu spät. Und weshalb seid Ihr davongelaufen? Hat Euch irgendjemand von uns ein Unrecht zugefügt?“
    „Die Gesellschaft der Götter ekelt mich.“
    „Ihr seid selbst ein Gott, Mergun! Ich rate Euch, das nicht zu vergessen!“
    „Ich hasse sie: für das was sie tun, was sie denken; für das, was sie sind.“
    „Ihr solltet versuchen, sie zu verstehen, Mergun!“
    „Verstehen?“ Er schüttelte den Kopf. „Könnt Ihr verstehen, wie man Freude an den Schreien von Gefolterten empfinden kann? Könnt Ihr verstehen, wie man - nur so zum Spaß! - über dreihundert Kriege vom Zaun brechen kann, die unbeschreibliches Leid über unzählige Menschen gebracht haben? Mir fehlt dafür jede Art von Verständnis!“
    Lari schwieg eine Weile. Dann fragte sie: „Was habt Ihr jetzt vor?“
    „Ich werde diesen verfluchten Berg wieder verlassen!“, war die unmissverständliche Antwort.
    „Verlassen? Aber das könnt Ihr nicht! Ihr könnt nicht einfach davonlaufen, Mergun. Hier ist Euer Platz, hier habt Ihr die Rolle zu spielen, die Euch zugedacht ist - und ich denke im Innern Eures Herzens wisst Ihr das auch!“ Lari fasste Merguns Hand. „Kommt!“, sagte sie. „Zur Nebelburg. Ihr werdet diesen Ort sicher noch als Euer Heim lieben lernen, selbst wenn Euch das im Moment unwahrscheinlich erscheinen mag. Die Sterblichen glauben an Euch. Ihr seid Mergun, der Befreier, jener mutige Wanderer, der die grausamen Götter Ahyr und Taykor besiegte. Die Sterblichen glauben an Euch, Ihr verleiht ihnen die vage Hoffnung, dass die Götter vielleicht doch nicht allmächtig sind. (Wenn sie nur wüssten wie ohnmächtig sie in Wahrheit sind...) Wollt Ihr die Menschen enttäuschen?“
    „Die Menschen werden andere finden, die ihnen als Idol dienen können...“
    „Wenn Ihr schon nicht um der Sterblichen willen hier bleiben wollt, so bleibt um meinetwillen... Ich empfinde Zuneigung für Euch, Ihr seid anders, als die meisten derer, mit denen wir soeben an einer Tafel saßen. Eure Gesellschaft würde mir fehlen.“
    Hand in Hand gingen sie davon. Der Asche des Buches der Götter schenkten sie keinen Blick mehr.

    *

    Einige Tage waren vergangen und inzwischen schien sich Merguns Gemüt etwas aufzuhellen. Das Leben auf der Nebelburg erschien ihm nicht mehr ganz so abstoßend, wie zu Beginn. Er bewohnte prächtige Gemächer und brauchte sich um nichts zu sorgen. Darüber hinaus hatte er in Lari eine liebende Gefährtin gefunden, deren Anwesenheit ihm seinen Aufenthalt in der Residenz der Götter erträglicher machte.
    Arodnap war unterdessen auf seinem Einhorn davon geritten, um seinen dreihundertfünfundvierzigsten Krieg auszufechten. Allerdings kehrte er bereits wenige Augenblicke nach seinem Aufbruch wieder zurück.
    „Das Buch der Götter ist nicht mehr da!“, rief er und die anderen Bewohner der Nebelburg waren darüber sehr bestürzt.
    „Ich habe Spuren von Asche gesehen!“, berichtete der barbarische Kriegsgott weiter und verzog den Mund. „Vielleicht hat es jemand verbrannt...“
    „Wer könnte so etwas frevelhaftes getan haben?“, fragte Kebatene, die Tugendgöttin, sogleich mit anklagendem Unterton. Die Götter warfen sich untereinander misstrauische Blicke zu.
    „Ich war zum letzten Mal vor einigen Wochen am Altar“, erklärte Gria, während sie in scheinbarer Ruhe die beiden Schlangehälse, die ihr unter den Achselhöhlen hervorwuchsen, mit Fleisch fütterte. Daraufhin bemühten sich auch andere, darzutun, aus welchen Gründen sie als Täter nicht in Frage kämen. Arodnap verzog unterdessen verächtlich das

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