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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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absichtlich aus, damit das ganze noch einmal von vorne beginnen konnte. Denn die Götter erscheinen nur den Sterblichen gegenüber würdevoll und vollkommen. Im Grunde sind sie alberne Kinder.
    Da betrat plötzlich eine düstere Gestalt den Raum, in dem die Orgie gefeiert wurde. Die Götter schreckten auf und schwiegen. Alle Blicke richteten sich auf die Gestalt.
    „Wir haben Euch nicht eingeladen, Lord Andur“, meckerte Gria, wobei sie den Eindringling mit ihren funkelnden Augen misstrauisch musterte. Einem Sterblichen wäre vielleicht bei einem solchen Blick das Blut gefroren, aber Andur schien es kaum zu kümmern. Er grinste lediglich etwas.
    „Was wollt Ihr von uns? Warum unterbrecht Ihr unsere Feier?“, fragte ein aufgebrachter Sprecher.
    „Ich weiß, dass ihr mich nicht zu diesem Fest eingeladen habt, meine lieben Freunde! Deshalb habe ich mir erlaubt, mich selbst einzuladen!“
    „Sehr höflich seid Ihr ja nicht gerade!“, stellte Sunev fest.
    „Ihr denn vielleicht, Herr Sunev?“
    „Geht! Geht, Lord Andur! Wir verabscheuen Eure Gesellschaft!“, donnerte da der alte, echsenköpfige Xilef. Gerade hatte er noch im Rausch irgendeiner Droge geschwelgt, aber nun war er hellwach. „Geht! Geht, sage ich Euch! Hier seid Ihr unerwünscht.“
    „Ich weiß, Herr Xilef. Ich bin fast überall unerwünscht. Aber mich stört das wenig. Ich bleibe, wo es mir gefällt. Bis jetzt hat noch niemand versucht, mich daran zu hindern, das zu tun, was mir beliebt!“ Er lachte dröhnend und humorlos.
    Ein unheilschwangeres Schweigen folgte. Lari blickte in Lord Andurs furchtbare Augen.
    Lord Andur von der Angst - welch ein passender Name für dieses Monstrum, dachte Lari. Wie viele hatte Andur schon verraten? Wie viele in tödliche Fallen gelockt? Götter und Sterbliche - vor ihm schienen sie alle gleich machtlos zu sein.
    Es war dieses Gefühl des ausgeliefert Seins, das Lari bedrückte. Jeden Augenblick vermochte Andur seine grauenhaften Zauberwesen herbeiholen. Und sie, was würde sie dagegen tun können?
    Lari wusste es ganz genau: Ihre Zauberei war zu schwach, um es mit der eines Andur aufnehmen zu können.
    Der Angriff den Andur und Shaykaliin auf die Nebelburg verübt hatten, hatte ihr vieles deutlich gemacht. Andur steckte hinter so vielen Kriegen und Fehden. So auch hinter diesem.
    Aber nicht Andur war anschließend gekreuzigt worden, sondern Shaykaliin.
    Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen...
    Niemand wäre je auf die Idee gekommen, Andur für sein Verbrechen zu bestrafen. Der düstere Lord war zu stark. Er hatte gezeigt, dass es für ihn keine Schwierigkeit bedeutete, die Götter zu töten, sie in der Höhle, dem Abgrund seines Hasses verschwinden zu lassen.
    Aber warum hatte er es nicht getan?, fragte sich Lari. Warum hatte er den Göttern kein Ende bereitet?
    Und warum tat er es jetzt nicht?
    Die Macht hatte er dazu, zweifelsohne. Und nun erkannte Lari, dass da noch etwas war, was sie an Andur beunruhigte: seine Unberechenbarkeit. Nie konnte man im voraus sagen, was er als nächstes tun würde. Meistens tat er das, was man am wenigsten von ihm erwartete. Und hierin, das wusste Lari nun, lag ein Teil seiner Gefährlichkeit. Lari beobachtete Andur, wie er einen Gott nach dem anderen musterte. Er war sich vollkommen der Tatsache bewusst, dass keiner von ihnen Macht genug besaß, um ihm entgegenzutreten, ihm Einhalt zu gebieten.
    Warum tötet er uns nicht alle? Er hätte die Macht dazu!, fragte sich Lari wieder und wieder. Wollte er sie vorher noch quälen? Oder wollte er, dass sie in ihrer eigenen Angst erstickten?
    „Weshalb seid Ihr wirklich gekommen, Lord Andur?“, fragte Lari nun. Sie wunderte sich selbst darüber, dass sie die Frage gestellt hatte, wo sie sonst sicherlich nicht zu den Mutigsten zählte. Die Worte waren fast von allein über ihre Lippen gekommen.
    Andur wandte Lari seine schrecklichen Augen zu, in denen Wahnsinn und Irrwitz lauerten.
    „Sagte ich nicht, weshalb ich gekommen bin?“ Er grinste. „Ich bin hier, um mit Euch zu feiern.“
    „Das kann nicht der wirkliche Grund sein. Sonst verspürtet Ihr auch nie Lust zum Feiern!“
    Andur warf ihr noch einen tödlichen Blick zu, dann wandte er sich wieder an die anderen.
    „Ich werde also hier bleiben“, erklärte er und setzte sich. Seine dürren, aber starken Hände griffen nach einer Lammkeule. Schmatzend schob er sich einen Bissen nach dem anderen in den Mund.
    Er benimmt sich wie ein König, dachte Lari. Und ist es

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