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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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in den nächsten hundert Jahren auch nicht geben wird!"
    Plötzlich hielt Kryll inne.
    Es ist unsinnig, daß wir gegenseitig Beleidigungen austauschen, dachte er. Der König bedachte den Grafen mit einem nachdenklichen Blick und erschrak über den Grimm, der ihm aus den Augen des anderen entgegenschlug. "Wenn die hohen Lords von Pragan nicht einsehen, daß sie mit dem Rauben aufhören müssen - nun, dann wird es eben Krieg geben. Genau, wie Ihr sagtet, Graf Yakurul." Ein kurzes Schulterzucken folgte, so als wäre dies eine unumstößliche Tatsache, etwas, daß mit aller Gewißheit eintreten würde, ganz gleichwas man auch immer dagegen unternähme.
    "Ihr nehmt das mit einer erstaunlichen Gleichgültigkeit!" stellte Yakurul nicht ohne Bitterkeit fest. Die Augen des Grafen waren zu schmalen Schlitzen geworden, als er dann mit vor Hohn triefender Stimme sagte: "Euer Volk wird Euch dafür bis in alle Ewigkeit hinein dankbar sein, König Kryll!"
    Aber Kryll antwortete keineswegs in derselben Schärfe.
    "Alles, was ich tun kann ist folgendes: Ich kann den Rat der Lords in Wallana einberufen. Dazu habe ich das Recht. Sie werden dann entscheiden, was geschieht - ob es Krieg oder Frieden geben wird!"
    Kryll sah die Enttäuschung im Gesicht seines Gegenübers und so setzte er noch hinzu: "Mehr kann ich nicht tun!"
    Er haßt mich! durchfuhr es den König in diesem Moment, als das Blitzen in Graf Yakuruls Augen sah.
    Kryll fragte dann nach einer kurzen Pause den Grafen: "Wie lange werdet Ihr noch mein Gast sein, Graf Yakurul?"
    Yakurul hob sein finster gewordenes Gesicht.
    "Ich werde Euch nicht länger als unbedingt nötig belästigen. Morgen früh reise ich mit meinem Gefolge ab!"
    Kryll nickte.
    "Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Graf Yakurul", sagte er dann, bevor er sich zum Gehen wandte. Mit weiten Schritten verließ er dann den Raum, ohne sich nocheinmal umzuwenden.
    Graf Yakurul verharrte schweigend.

    2.EIN KÖNIG OHNE MACHT

    Knarrend ging am nächsten Morgen das Burgtor herab. Graf Yakurul und seine Männer verließen Burg Arkull. König Kryll war auch gekommen, um dem Abschied beizuwohnen, der im übrigen sehr kurz und wenig herzlich ausfiel.
    Mit versteinerten Gesichtern zogen die Remurier davon und wenig später schloß sich das Tor von Burg Arkull hinter ihnen. Die Zugbrücke wurde mit einem unüberhörbaren Ächzen hochgezogen.
    "Sagt mir, mein König: Was wollten diese Remurier von Euch?" fragte dann jener Ritter, der Kryll zur Rechten stand. Es war Norjan, einer der verdientesten Gefolgsleute des Königs.
    "Sie wollten, daß ich die Piraterie untersage!"
    Über Norjans Züge huschte ein Schatten.
    "Und was hat mein König ihnen gesagt?"
    "Ich werde den Rat der Lords einberufen. Er wird entscheiden. Die Remurier drohen mit Krieg, falls praganische Piraten weiterhin ihre Küsten heimsuchen."
    "Wäre ein Krieg für uns nicht sehr willkommen?" meinte Norjan. "Er würde das Volk von seiner Not und den Schwierigkeiten, die wir haben, ablenken!"
    Doch der König schüttelte den Kopf.
    "Ich denke da anders, mein Freund. Doch ich werde den Rat entscheiden lassen!"
    "Warum eigentlich - wenn diese Frage erlaubt ist, mein König!"
    "Weil ich nichts, aber auch gar nichts tun kann, wenn die Lords nicht hinter mir stehen!" Und insgeheim fragte Kryll sich, weshalb es überhaupt noch einen König von Pragan gab, da dieser doch kaum Befugnisse hatte.
    "Ich bin dafür, daß Ihr diese Frage allein entscheidet, König Kryll. Damit würdet Ihr gegenüber den Lords ein Signal setzen, ihnen zeigen, daß der König noch Herr über sein eigenes Land ist!" sagte Norjan.
    Der König zuckte mit den Schultern und schlenderte gemeinsam mit Norjan über den Burghof.
    "Eben das ist der Kern des Problems!" erwiderete Kryll. "Ich habe keine Macht! Die Lords bestimmen, was im Lande gespielt wird. Es ist mir nie so klar gewesen, wie in diesem Augenblick: Ich bin lediglich eine Marionette!"
    Tiefe Bitterkeit sprach aus diesen Worten und ein kleiner Schuß Verzweifelung schwang wohl auch in seiner Stimme mit.
    Norjan versuchte ein Lächeln.
    "Es liegt an Euch, ob der Thron an Macht gewinnt oder nicht. Eure Vorgänger haben viele ihrer Befugnisse aus der Hand gegeben und ist es nun an Euch, sie für die Krone zurückzuerobern! Ihr müßt die Lords in ihre Schranken weisen, ihnen sagen, wo der Weg ist, den sie zu nehmen haben! Nur so können wir das Land auf die Dauer vor dem Zerfall und dem Chaos retten. Schon jetzt gebärdet sich jeder einzelne

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