Elben Drachen Schatten
Lathor, der Kapitän gab siuch zwar alle Mühe, aber ein Wunder konnte auch er nicht bewirken.
So leicht wie der Wind glitt das Schiff über die Wellen, aber die Geedra mußte wieder und wieder kreuzen, um ihrem Ziel ein Stück näher zu kommen.
Eine unheilschwangere Stimmung lastete schwer auf dem Schiff und seiner Besatzung. Eine angespannte Atmosphäre herrschte an Bord, obwohl es dafür eigentlich keinen wirklich greifbaren Grund gab.
Als der Vogel aufgetaucht war, hat sich alles verändert! schoß es Kryll auf einmal durch den Kopf. Vielleicht hatte der Namenlose recht und dieses geheimnisvolle Wesen bedeutete tatsächlich eine Gefahr.
In Gedanken hörte Kryll wieder und wieder Warnung des weißen Vogels. Der König von Pragan sollte umkehren, wenn er nicht großes Unglück über die Welt bringen wollte...
Nur ich selbst habe die Stimme des weißen Vogels gehört! vergegenwärtigtste sich der König. Wahrscheinlich war sie nichts weiter, als die Manifestation meiner Zweifel und meiner Unsicherheit...
Und doch...
Er hatte jedes einzelne Wort ganz deutlich gehört. Einen Moment lang dachte Kryll an Magie, aber wenn etwas damit zu tun hatte, dann verhielt es sich ganz offensichtlich so, daß diese Magie gegen den Namenlosen und die überlegene Macht, die hinter ihm stand, nichts auszurichten vermochte.
Nein, Kryll hatte sich längst entschieden.
Er würde seinen Weg zu Ende gehen und nichts und niemand würde ihn davon abbringen können!
Er wollte nach Kuldan, um sich den Ring zu holen.
Der Ring bedeutete Macht...
Und es gab nichts, wonach es Kryll im Augenblick mehr verlangte. Der Ring bedeutete Macht und der Ring und der Spiegel zusammen bedeuteten noch mehr Macht. Er würde mehr davon bekommen, als er sich überhaupt vorstellen konnte.
Lange genug habe ich auf dem Thron von Pragan gesessen, ohne wirkliche Macht zu besitzen! durchfuhr es ihn. Aber das würde bald ein Ende haben, wenn er ersteinmal den Ring und den Spiegel in seine Gewalt gebracht und ein Tor zum Schattenland errichtet hatte.
Aber Kryll wußte auch, daß er vorsichtig sein mußte,
Er durfte Tarak und seinem Diener, dem Namenlosen, nicht blind vertrauen.
Es war dem jungen König klar, daß ihn Tarak nur als Werkzeug ansah, daß er fallenlassen konnte, wenn er es nicht mehr brauchte.
Aber Kryll hatte nicht die Absicht, nur ein Werkzeug zui sein.
Er würde sich etwas einfallen lassen, um Tarak hereinzulegen.
Macht kann trügerisch sein! überlegte er, während er hinaus auf das Meer blickte, auf dessen Oberfläche die Sonne glitzerte.
Das Problem ist, daß man oft nicht weiß, über wieviel Macht man wirklich verfügt! ging es ihm durch den Kopf. Und einen Moment lang fragte er sich, ob nicht auch er seine Möglichkeiten maßlos überschätzte.
*
Der Wind wurde heftiger.
Dunkle Wolken zogen am Himmel auf.
Die Wellen wurden spürbar höher und das Schiff schaukelte bald stark.
"Hoffentlich gibt es keinen Sturm!" meinte Kraynar, der Steuermann der GEEDRA.
Mit eisernem Griff hielt er sicher das Ruder. Kryll bemerkte, wie Kapitän Lathor besorgt seinen Blick zum Himmel hob.
"Es sieht nicht gut aus!" raunte er.
Der Steuermann nickte kaum merklich.
Kryll war es so, als flüsterte der Wind ihm etwas zu. Der Wind flüsterte und der König hörte die Stimme, mit der der weiße Vogel zu ihm gesprochen hatte.
"Kehrt um, König Kryll! Kehrt um!" schien der aufbrausende Wind ihm zuzurufen.
Krylls Züge verhärteten sich unwilkkürlich.
"Ich werde nicht umkehren!" murmelte er vor sich hin. Der Wind hatte indessen aufgehört zu flüstern.
Regen setzte ein.
Dicke Tropfen platschten auf die GEEDRA und ließen die Planken nach kurzer Zeit rutschig werden.
Kryll schlang sich seinen warmen Umhang enger um die Schultern und marschierte mit langen Schritten zum Heck.
"Es wird ein ausgewachsener Sturm!" meinte Kryll an seine Männer gewandt.
Er hatte das im Gefühl.
"Solange wir nur vom Regen heimgesucht werden, kann man noch nichts sagen!" erklärte Olkyr, der jetzt zusammen mit Kraynar das Ruder hielt.
Lathor der Kapirän wandte einen kurzen Blick gen Himmel zu den aufgetürmten Wolken.
"Es wird nicht dabei bleiben!" prophezeite er.
"Ich schlage vor, zur Vorsicht die Segel zu reffen!" schlug Kraynar, der Steuermann vor.
Aber Kryll schüttelte energisch den kopf.
"Nein, das kommt nicht in Frage!"
"Es wäre aber ratsam, mein König!" rief Kraynar.
"Wir würden zuviel Zeit verlieren!" erwideerte Kryll kühl.
"Das Schiff könnte
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