Elben Drachen Schatten
nicht los, dass es Jaffar el-Gamal einzig und allein darum ging, die nötige Gebühr einzutreiben, von der ihm mit Sicherheit ein gewisser Anteil zustand.
"Warum sollte ich hier ein Gewerbe eröffnen wollen?", fragte Kirad Kiradssohn Elbenschlächter. "Das würde keinen Sinn machen. Weiter im Süden werde ich vielleicht Fracht an Bord nehmen. Das ist alles, was ich vorhabe."
"Und diese Fracht werdet Ihr nicht im nominellen Einflussbereich des Sultans von Khairat veräußern?", erkundigte sich der Beamte spitzfindig.
Kirad wandte sich an An-Shar. "Ich glaube, ich brauche deine Hilfe, Magier", erklärte er leise und auf Bryséisch, in der Hoffnung, dass der Elbenoide davon nichts mitbekam.
"Wenn wir unseren Zielhafen erreicht haben, werde ich alt und grau aussehen", murmelte An-Shar.
Dann murmelte er ein paar eigenartig klingende Worte in einer Sprache, die niemand der Anwesenden verstanden hätte.
"Makantan seftateth."
An-Shar hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Keiner der Anwesenden sah daher, dass für einen kurzen Moment seine Augen vollkommen schwarz wurden und jegliches Weiß aus ihnen verschwand.
"Sapanath vehrat teftet", murmelte er.
Auf dem Gesicht des Beamten erschien eine Art seliges Lächeln und dasselbe galt für die Bewaffneten, die ihn begleiteten.
"Eure Erklärungen haben meine Einwände zerstreut", sagte der Beamte Jaffar el-Gamal plötzlich.
Mit einer ruckartigen Bewegung drehte er sich herum, machte seinen Leuten ein Zeichen und ging mit ihnen davon.
"Ich frage mich langsam, wie man in diesem Land ohne Magie durchs Leben kommt", murmelte Kirad. "Zumindest gegen diese verfeinerte Form der Straßenräuberei dürfte man fast chancenlos sein."
*
Tage vergingen. Tage, in denen die Hitze den Nordländern zu schaffen machte. Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel. Keine Wolke stand dort und unterbrach das Blau.
Von Khairat aus waren sie weiter Richtung Süden gerudert. An den Ufern waren Felder zu sehen. Bauern und Leibeigene arbeiteten dort und auf dem Jasabil herrschte ein reger Schiffsbetrieb.
Immer wieder begegneten den Männern der ORKZAHN kleinere und größere Flussbarken. Bis Madinat hinauf, so hatte sich Kirad Kiradssohn Elbenschlächter inzwischen belehren lassen, war der Jasabil durchgängig schiffbar. Erst danach machten Katarakte und Stromschnellen eine Weiterfahrt unmöglich.
Südlich von Khairat konnte die ORKZAHN auch des Nachts ihren Weg fortsetzen. Die Gefahr in Untiefen zu geraten, war hier relativ gering, sofern man sich von den mit Schilf bewachsenen Uferzonen einigermaßen fernhielt.
Die Nächte waren relativ hell und sternenklar. In einer dieser mondhellen, klaren Nächte ragte plötzlich ein dunkler Schatten viele Meter hoch in den Himmel hinein.
Einige der Männer an Bord der ORKZAHN gerieten in Unruhe.
"Hat jemand so etwas schon mal gesehen?", rief Fenror Egilson. "Da muss doch dunkle Magie im Spiel sein."
"Eine Schattenkreatur", stieß Yggron Schädelspalter hervor.
"Für mich sieht das eher aus wie ein Gebäude", erklärte Krune Drygvarrson.
"Ich möchte, dass wir an Land gehen", erklärte An-Shar plötzlich.
"An Land gehen? Hier?", fragte Kirad Kiradssohn Elbenschlächter verwundert.
"Ja. Es wird nicht lange dauern."
"Was beabsichtigst du hier?"
"Dieser Schatten dort", erklärte An-Shar, "ist eine Pyramide des alten Reiches von Ta-Tekem. Sie überragt die uralte tekemische Stadt Weset und dort muss ich hin."
"Befindet sich dort der Schatz?", fragte Kirad.
"Nein", erklärte An-Shar. "Aber ich habe dort etwas zu tun."
"Du sprichst in Rätseln."
"Das mag sein, aber es hätte kaum viel Sinn einem Barbaren wie dir die Dinge zu erklären, die mich umtreiben."
"Ich werde dich nicht gehen lassen", erklärte Kirad. "Es sei denn, du gibst mir einen vernünftigen Grund dafür an, dass du in diese Ruinenstadt musst."
An-Shar lächelte kühl.
"Denk an den Beamten des Sultans. Glaubst du wirklich, dass du mich dazu zwingen könntest hier zu bleiben, gegen meinen Willen?" Er lachte auf. "Du bist ein Narr, Kirad."
Etwa einen Schritt stand der Magier von Kirad entfernt. Der Kapitän wandte sich ab, dann schnellte er plötzlich herum, riss einen Dolch aus dem Gürtel und setzte ihn blitzschnell an den Hals des Magiers. Dann lächelte er. "Das hast du nicht kommen sehen, nicht wahr? Ich war zu schnell für dich. Selbst deine Magie hat das nicht vorhersehen können." Er zog den Dolch wieder zurück, steckte ihn in den Gürtel. "Deine Macht ist nicht
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