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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zwingend nötigen Konsequenzen ziehen und Herzog Branagorn das Vertrauen, dass er ihm einst geschenkt hatte, wieder entziehen. Oder sollte er etwa längst stillschweigend akzeptiert haben, dass die Elbenherzogtümer ihm zwar nominell unterstanden, er die tatsächliche Herrschaft aber nicht ausüben konnte und sie daher in Wahrheit selbstständige Reiche waren? Sandrilas’ Meinung nach sprach Branagorn mit seiner Vorgehensweise die Vorstellung eines Reiches aller Elben hohn – und daher rührte die tiefe Fassungslosigkeit des Prinzen über Branagorns Entscheidungen. Eine tiefe Furche bildete sich auf seiner Stirn, als er den Kopf wandte und Branagorn anstarrte. »Ihr habt es tatsächlich zugelassen, dass sich Rhagar-Barbaren auf unsere Seite der Aratanischen Mauer ansiedeln?« Sandrilas schüttelte den Kopf. »Wie könnt Ihr das wagen, Branagorn? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich Euch länger Herzog nennen soll, denn ich bin überzeugt davon, dass Euch dieser Titel alsbald schon wieder aberkannt werden wird.«
    Branagorn beugte sich vor, und in seinen Augen glomm ein wildes Feuer. »Versteht Ihr denn nicht? Diese Siedler helfen uns, die Mauer zu schützen. Sie stellen Mannschaften für die Katapulte und sind auch bereit, andere Dienste für uns zu übernehmen.«
    »Wenn Ihr das Tor in der Aratanischen Mauer auch nur einen Spalt öffnet, werden mehr und mehr Barbaren kommen«, prophezeite Prinz Sandrilas. »Wartet es ab, eines Tages seid Ihr Fremde im eigenen Land, und Elbara wird ein Menschenreich sein, in dem die Elben nichts als eine verblassende Erinnerung darstellen werden.«
    Doch das wollte der Herzog von Elbara nicht gelten lassen. »Wir lassen auch Zentauren an unseren Kampfmaschinen Dienst tun und an der Mauer patrouillieren. Schließlich sind sich die meisten Elben dafür ja zu schade!«, ereiferte sich Branagorn, der die Kritik des Prinzen als sehr ungerecht empfand. »Und bis jetzt sind es ja auch nur ein paar Familien, die wir jederzeit zurückschicken können!«
    »Ihr habt auf eigene Faust gehandelt!«, stellte Sandrilas düster fest. »Ich dachte, Ihr erkennt nach wie vor die Oberhoheit des Königs von Elbiana an! Wie könnt Ihr also so weitreichende Entscheidungen treffen, ohne Euch mit Eurem Herrscher darüber abgestimmt zu haben?«
    »Ihr hättet zumindest mir darüber Bescheid sagen müssen«, mischte sich Herzog Ygolas ein. »Mein Herzogtum Nuranien teilt mit Elbara eine lange, unüberschaubare Grenze, die zu weiten Teilen nichts weiter als eine gedachte Linie mitten in der Landschaft ist. Es gibt keine Grenzbefestigungen oder dergleichen. Diese Einwanderer könnten also ohne weiteres auch in mein Herzogtum abwandern.«
    »Wie gut, dass wenigstens der Nur eine natürliche Barriere darstellt, der zumindest Elbiana vor dieser Bedrohung ein wenig schützt«, warf Sandrilas ein, und der Unterton in seiner Stimme war für elbische Verhältnisse extrem spöttisch.
    Als der König seine Stimme erhob, kam der Streit sofort zum Erliegen. »Ich halte das, was Herzog Branagorn begonnen hat, in der Tat für ein interessantes Experiment«, erklärte er. »Allerdings teile ich Sandrilas’ Kritik, dass Ihr mich vorher hättet konsultieren müssen, werter Branagorn. Mit der inneren Autonomie, die ich Euch gewährt habe, haben diese Maßnahmen nichts zu tun, denn sie betreffen das gesamte Elbenreich.«
    »Mit Verlaub«, widersprach Branagorn, »aber die Ansiedlung von Wehrbauern, die an der Araratanischen Mauer Dienst tun, ist eine innere Angelegenheit Elbaras – und laut der Urkunde, die Ihr mir einst ausgestellt habt, darf ich autonom über innere Angelegenheiten des Herzogtums entscheiden.«
    »Werter Branagorn«, sagte der König mit mildem Tadel, »Euer Tun in dieser Sache hat Konsequenzen für unser Verhältnis zu den Rhagar-Barbaren im Allgemeinen und hat somit durchaus Auswirkungen auf die Politik des gesamten Reiches. Konsultiert mich in Zukunft, Branagorn, bevor Ihr demnächst derart weitreichende Entscheidungen trefft. Sonst bin ich in der Tat gezwungen, einen anderen an Eure Stelle zu setzen – was ich nicht möchte, denn ich bin von Euren Fähigkeiten und Treue überzeugt.«
    »Ja, Herr«, murmelte Branagorn, nachdem er Keandir einige Herzschläge lang schweigend angeschaut hatte.
    Sowohl dem König als auch dem Herzog war bewusst, dass sie aufeinander angewiesen waren. Die Sicherheit Elbaras war nur durch die Hilfe Elbianas zu gewährleisten. Zudem verfügte König Keandir nur über sehr

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