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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Meerland erheben würdet.«
    »So sei es!«, sagte Keandir. Einen geborenen Elbianiter zum Herzog dieser abgelegenen Gebiete zu machen, barg seiner Meinung nach wenig Risiken, zumal Isidorn seinem Sprössling notfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte. Es würde sich zeigen, wie sich ein Elbiana-Geborener in dieser Position machte. »Ich werde eine Urkunde aufsetzen lassen, die all dies bestätigt – und wenn Euer Sohn innerhalb des nächsten Jahrhunderts einmal die Gelegenheit findet, Elbenhaven zu besuchen, so will ich auch gern eine offizielle Einsetzungsfeier ausrichten.«
    »Auch das wird Asagorns Herz erfreuen. Ich könnte das Dokument mit nach Berghaven nehmen. Dort pflegt er mich alle zwei bis drei Jahre zu besuchen, und ich könnte es ihm dann aushändigen.«
    »Einverstanden«, stimmte Keandir zu. Er wandte sich daraufhin an Prinz Sandrilas. »Ich weiß, dass Ihr in dieser Frage eine andere Meinung vertretet als ich. Aber Ihr solltet folgenden Aspekt bei der Angelegenheit bedenken: Unsere Zukunft ist ungewiss, und wir wissen nicht, welche verwunschene Gegend uns vielleicht in ein oder zwei Jahrtausenden als Rückzugsgebiet dienen kann, wenn die Macht der Rhagar weiter so anwächst wie bisher. Ein von schroffen Gebirgsmassiven geschütztes Land wie Nordbergen oder diese ferne Küste, die Herzog Isidorn als ›Meerland‹ bezeichnete, könnte dann sehr wertvoll für uns werden.«
    »Ihr müsst zugeben, so gesehen ist es eine Entscheidung ganz nach elbischer Art«, meinte Herzog Ygolas von Nuranien an Sandrilas gerichtet, »vorausschauend und in die Zukunft gerichtet.«
    Prinz Sandrilas’ Gesicht blieb regungslos. Nichts verriet, was in diesem Augenblick in ihm vorging. Zudem wurde sein rechtes Auge, das er schon in Athranor im Kampf verloren hatte, von einer dunklen Filzklappe bedeckt, was es ohnehin erschwerte, seinen Blick zu deuten. »Ihr seid der König«, sagte er an Keandir gewandt.
    Aber in diesen Worten schwang außer dem formellen Inhalt auch noch etwas anderes mit, das Keandir durchaus registrierte. Eine unterschwellige Botschaft. Vielleicht war da sogar eine ganz kurzfristige geistige Verbindung zwischen Sandrilas und dem König, wie es sie früher, als Keandir noch ein junger Königssohn gewesen war, durchaus öfter gegeben hatte. Die Botschaft, die zwischen ihnen übertragen wurde, sagte nichts anderes als: Gut, dass ihr das Schicksal wieder selbst zu schmieden beabsichtigt, mein König!
    Während der weiteren Beratungen, in denen die Lage an den Grenzen der einzelnen Herzogtümer eingehend erörtert wurde, machte Prinz Sandrilas erneut einen Vorschlag, den er dem König bereits mehrfach erfolglos unterbreitet hatte. Offenbar hatte er die Hoffnung, dass wenigstens ein Teil der Herzöge seinen Antrag unterstützte und Keandir dadurch umzustimmen war.
    »Wir sollten die Macht der Rhagar nicht noch länger anwachsen lassen«, vertrat er seine Meinung. »In den Südwestlanden hat sich ein Kaisertum gebildet, das zwar in jüngster Zeit durch den Abfall des Seekönigreichs von Ashkor und Terdos einen empfindlichen Rückschlag erlitt, aber dessen Macht auf lange Sicht weiter anwachsen wird. Der Zeitpunkt, da die Herrscher von Norien und Aratan nichts weiter als Vasallen des Kaisers sein werden, ist absehbar, und genauso absehbar ist, dass sich dann früher oder später ein charismatischer Anführer finden wird, der es erneut wagt, die Festigkeit der Aratanischen Mauer mit einer Unzahl von Katapulten auf die Probe zu stellen.«
    »Ihr schlagt also einen Präventivschlag gegen die Rhagar vor«, brachte Herzog Ygolas von Nuranien den Vortrag des Prinzen auf den Punkt.

    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen in dem erlauchten Kreis.
    Dann ergriff wieder König Keandir das Wort und sagte: »Ich verabscheue den Krieg. Obwohl ich das eine oder andere Mal gezwungen war, ihn zu führen, weil mir keine andere Wahl blieb.«
    »Und diese Zeitzen werden wiederkommen«, erklärte Prinz Sandrilas mit beschwörender Stimme. Der Einäugige hatte die Hände zu Fäusten geballt, sein Gesicht zeigte einen harten, entschlossenen Ausdruck. Schon lange hatte er den Vorschlag eines Präventivkrieges offen auf den Tisch legen wollen, doch da er wusste, wie sehr er damit auf Ablehnung stoßen würde, hatte er es bisher nicht gewagt. Aber es gab seiner Ansicht nach auf Dauer keine andere Möglichkeit, die Grenzen des Elbenreichs zu schützen. »Die Menschenbrut ist derart zahlreich geworden, und sie vermehrt sich

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