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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vater. Immer wieder.«
    »Ich weiß. Und dies ist auch kein erneuter Versuch, dir deine Reisepläne auszureden. Ich habe es akzeptiert, mein Sohn ― doch heißt dies nicht, dass ich deine Entscheidung begrüße.«
    »Aber Ihr seid nicht gekommen, um dieses Thema erneut zu erörtern?«
    »Nein, mein Sohn. Ich bin hier, weil ich deinen Rat brauche.« Keandir berichtete Andir von dem Erlebnis, das Magolas ihm geschildert hatte, und davon, dass es mit seinen Träumen in Zusammenhang zu stehen schien. »Sechs Finger ― dieser Hinweis auf das Volk, aus dem der Augenlose Seher und sein Bruder Xaror stammten, ist überdeutlich«, war der Elbenkönig überzeugt. »Könnte es sein, dass diese Wesen in einer fremden Sphäre – einer, die sich von den uns bekannten geistigen Sphären unterscheidet – noch existieren? Fanden wir deswegen keine Spuren von ihnen im Zwischenland?«
    »Hmm …« Andir wusste darauf keine Antwort und stellte eine Gegenfrage: »Und Ihr denkt, dass sie sich nun anschicken zurückzukehren?«
    »Wäre das denn ausgeschlossen?«
    »Keineswegs, Vater … keineswegs.« Sein Gesicht wurde ernst. »Ihr berichtet von Erscheinungen, von Träumen und dem Empfinden, eine finstere magische Kraft wäre irgendwie anwesend und würde ihre sechsfingrigen Pranken nach Elbenhaven ausstreckt …«
    »So ist es.«
    »Aber ich habe nichts derartiges gespürt, Vater. Nicht einmal einen seelischen Schatten habe ich bemerkt.« Er zuckte mit den Schultern. »Ihr wisst, dass meine magische Kräfte überall als unvergleichlich gelten.«
    »Vielleicht hast du keinen Zugang zu jener Sphäre, der dieser Axtkrieger entstammt.«
    »Mag sein« flüsterte Andir, dann hob er wieder die Stimme. »Allerdings war der Kontakt zu den drei Sphären auch nie meine Stärke, wie Ihr wisst. Auch gilt mein Interesse anderen Dingen. Darum habe ich mich ganz bewusst für die Mitgliedschaft in der Gilde der Magier entschieden und gegen die Zugehörigkeit zum Schamanenorden.«
    »Eine weise Entscheidung«, meinte Keandir. »Weshalb soll man mit fruchtlosen Beschwörungsversuchen den Namenlosen Göttern nachstellen, da sie doch offenbar jedes Interesse an der Elbenheit verloren haben.«
    »Inzwischen bin ich in dieser Frage zu anderen Erkenntnissen gelangt«, sagte Andir.
    »So?«, fragte sein Vater verwundert. Allerdings musste er zugeben, dass sie sich zwar beide die meiste Zeit über auf Burg Elbenhaven aufhielten, ihr letztes längeres Gespräch über philosophische Themen jedoch schon mehr als ein Jahrzehnt zurücklag.
    »Ich frage mich, ob es nicht unsere Schuld war, dass sich die Namenlosen Götter von uns abwandten und auch die Verbindung zu den anderen beiden Sphären abriss. Wir haben ein großes Reich errichtet – aber inzwischen glaube ich, dass wir damit den uns vorbestimmten Pfad verließen.«
    Keandir runzelte die Stirn. »Wäre es denn etwa unsere Bestimmung gewesen, wie Fürst Bolandor und seine Flotte die endlose Suche nach den Gestaden der Erfüllten Hoffnung fortzusetzen – einem Land, dem wir den klangvollen Namen Bathranor gaben und bei dem es sich sehr wahrscheinlich um ein reines Fantasiegebilde handelt? Wäre es unsere Bestimmung gewesen, weitere Jahrhunderte oder gar Jahrtausende dahinzutreiben in einem Nebelmeer, in dem jeglicher Bezug zur Zeit selbst verloren ging? Wäre es unsere Bestimmung gewesen, dass uns alle der Lebensüberdruss dahingeraffte? Die Namenlosen Götte hatten sich längst von uns abgewandt, bevor wir diese Küste betraten!«
    »Ihr braucht nicht aufgebracht zu sein, Vater«, sagte Andir. »Ich kritisiere nicht Euch – ich stelle mir nur selbst ein paar Fragen, auf die ich mit den Mitteln des Geistes eine Antwort suche. Das ist alles.«
    Keandir atmete tief durch und nickte schließlich. »Wie auch immer: Ich hatte gehofft, du könntest vielleicht eine geistige Verbindung zu jener Sphäre herstellen, welche die Quelle dieser Erscheinungen sein muss. Aber wenn du nicht einmal die dunkle Magie wahrgenommen hast …«
    »Es tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht, Sohn«, erwiderte Keandir mit einem versöhnlichen Lächeln.
    »Allerdings habe ich eine Vermutung, was diese Kreatur angelockt haben könnte.«
    »So?«, fragte Keandir verwundert.
    Andir trat auf seinen Vater zu. Die Blicke beider Männer begegneten sich, und noch ehe sein Sohn auch nur ein einziges Wort darüber hervorbringen hatte, ahnte Keandir bereits, was er zu sagen beabsichtigte.
    »Es sind die Zauberstäbe«, sagte Andir. »Ihr haltet

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