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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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stellte fest, dass Ihr nicht mehr bei mir schlieft, mein Gemahl«, sagte sie. In Anwesenheit Dritter mied sie die persönliche Anredeform. Selbst ihr eigener Sohn zähle zu jenen, vor denen sie sich scheute, zu viel Vertraulichkeit gegenüber dem Elbenkönig zur Schau zu stellen; das hätte einfach nicht der elbischen Art entsprochen. »Zuerst suchte ich Euch in der Bibliothek, wohin Ihr Euch öfter zurückzieht, wenn Ihr nachts aus dem Schlaf erwacht. Als ich Euch dort nicht fand, warf ich einen Blick aus dem Fenster und sah Euch hier stehen.« Sie sah zuerst König Keandir und dann Magolas fragend an. »Was ist geschehen?«, fragte sie. »Was tun mein Mann und mein Sohn mitten in der Nacht hier draußen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Ruwen«, antwortete König Keandir. »Ich werde versuchen, sie Euch zu erklären, sobald ich selbst einigermaßen begriffen habe, was geschehen ist.«
    »Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass Ihr sehr weit weg ward, mein König. Die gestrige Verbindung zwischen uns … Sie schien nicht mehr vorhanden. Fast so, als …«
    »… als wäre ich ein Maladran worden?« Keandir lächelte.
    »Es soll verblassende Schatten geben, die manchen Lebenden näher sind, als Ihr es mir in jenen Moment wart«, entgegnete sie sehr ernst. Ihr Gesicht entspannte sich jedoch. »Aber ich bin froh, dass Ihr wohlauf seid …«

    Später berichtete Keandir seiner Königin von der Begegnung mit dem Axtkrieger und dessen gnomenhaften Gehilfen sowie von seiner und Magolas' Rettung durch den Geist Brass Elimbors. Zwischenzeitlich hatte sich der König in die Verliese der Burg Elbenhaven begeben und sich davon überzeugen können, dass die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers tatsächlich gestohlen worden waren. Die Tür des Verlieses war noch immer verschlossen gewesen, so wie auch das Burgtor, das die unheimlichen Reiter gesprengt hatten, wieder völlig unzerstört war, aber der Schutzzauber, mit dem Keandir das Verlies und die Stäbe zusätzlich gesichert hatte, war gebrochen und aufgehoben worden.
    »Das müsst Ihr Brass Shelian und dem Schamanenorden erzählen«, meinte Ruwen, als sie von Brass Elimbors Erscheinen hörte. »Sie werden sich freuen, dass es offenbar doch wenigstens einen Eldran gibt, der an einer Verbindung zu den Elben interessiert ist. Und vielleicht gelingt es ihnen ja auch, ihn erneut zu rufen!«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, murmelte Keandir. »Dass wir den Kontakt zu den Eldran verloren haben, hat nicht nur mit deren Interesselosigkeit zu tun, sondern auch mit der spirituellen Schwäche unserer Schamanen. Wären sie intensiver gerufen worden, hätten sich die Seelen unserer Vorfahren vielleicht auch nicht von uns abgewandt.«
    »Es gibt manche, die sagen, dass sich unsere Vorfahren von uns abwandten, weil der König der Elben einen falschen Weg beschritten hat. Einen Weg, den die Eldran nicht befürworten.«
    »So?«, fragte Keandir leicht überrascht. Er selbst hatte davon noch nichts gehört.
    Ruwen nickte. »Es ist mir so zu Ohren gekommen – in wieweit es der Wahrheit entspricht, vermag ich nicht zu sagen.«
    »Wahrscheinlich sind diese Elben, von denen Ihr sprecht, Ruwen, der Ansicht, dass bereits die Gründung des Elbenreichs im Zwischenland ein Frevel am Vermächtnis der Eldran war«, sagte Keandir, »weil wir nicht, wie Fürst Bolandor und seine Getreuen, weiter dem Traum vom Erreichen der Gestade der Erfüllten Hoffnung geträumt haben!«
    »Die Zeiten sind schwierig«, sagte Ruwen. »Und da erscheint es mir verständlich, dass vielen der Trost durch die Eldran fehlt. An die Abwesenheit und das Desinteresse der Namenlosen Götter mussten wir uns ja schon lange gewöhnen – aber ganz ohne den Beistand einer geistigen Macht zu sein, beunruhigt offenbar immer mehr Elben.«
    Keandir nickte. Ihm kam der Gedanke, dass er vielleicht zu viel Zeit auf seiner Burg verbracht hatte. Seit der Schlacht an der Aratanischen Mauer hielt er sich nun schon in Elbenhaven auf. Zuerst waren es die Folgen seiner Verletzungen gewesen, die ihn dazu gezwungen hatten. Aber auch, als deren Nachwirkungen zumindest körperlich gar nicht mehr spürbar waren, hatte er Elbenhaven kam verlassen.
    Vielleicht musste er das aber auch, wenn ihm nicht entgehen sollte, was in der Elbenheit gedacht und geredet wurde, ging es ihm durch den Kopf. Aber da war auch etwas anderes, das ihn immer wieder davor zurückscheuen ließ, seine königliche Residenz zu verlassen. Obwohl er die Suche nach den Elbensteinen schon

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