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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eines Elben waren. Ein kühler Luftzug wehte aus dem Schlund. Ein Eishauch, der das schaurige Knochenmobile unter der Tempelkuppel zum Klappern brachte. Gleichzeitig stieg der Gestank von Verwesung und Fäulnis aus der bodenlosen Tiefe. Eine Aura unverstellbareren Alters schien sich von dort aus auszubreiten und den gesamten Tempel auszufüllen.
    Magolas presste die Lippen aufeinander und dämpfte seine Sinne, um nicht der vollen Gewalt dieser schauderhaften Eindrücke ausgesetzt zu sein.
    Aber trotz all der Fremdheit, die er diesem Wesen gegenüber empfand, dessen eigene Hybris es in den Limbus verbannt hatte, gab es doch auch etwas wie ein Band zwischen dem ehemaligen Herrscher des Dunklen Reichs und Magolas. Ein Band, das über die Tatsache hinausging, dass Xaror ihn jederzeit mit dem Leben seiner Gemahlin zu erpressen vermochte.
    Die Finsternis, erkannte Magolas. Es war die Finsternis der Seele, die sie bei allem, was sie ansonsten trennen mochte, gemein hatten …
    » Du hast lange gebraucht für diese Erkenntnis, Sklave!« , lautete Xarors von einem spöttischen Lachen begleitete Antwort.
    Magolas ging zum Altar und umrundete dabei den dunklen Schlund, dessen Gestank trotz der Sinnesdämpfung unerträglich zu werden drohte. Augenblicke später umfasste seine Hand das Gefäß mit der Essenz des Lebens und nahm es von der Steinplatte. Laranas Weiterleben war damit für einige Zeit gesichert. Für wie lange, war schwer vorhersehbar. Manchmal war ihr Bedarf an der Essenz sehr groß, und sie brauchte bereits nach wenigen Wochen mehr davon. Es kam aber auch vor, dass die Menge für Monate oder gar Jahre vorhielt, je nachdem, wie heftig der Tod versuchte, sie in sein finsteres Reich zu ziehen, und wie schnell ihre mitunter erschreckend schwachen Kräfte schwanden. Magolas war sich nicht einmal sicher, ob Xaror die Wirksamkeit der Essenz nicht auf irgendeine Weise abschwächen konnte, wenn er wollte, dass der Großkönig in seinem Tempel erschien.
    Magolas wich von dem Altar zurück und stellte sich wieder in einiger Entfernung hin.
    » Bevor du gehst, möchte ich dir etwas zeigen, Sklave« , kündigte Xaror an.
    »Ich werde mir aufmerksam anschauen, was immer du mir vor Augen führst, Gebieter«, antwortete Magolas gehorsam.
    » Es sind die Wege des neuen Schicksals. Eines Schicksals, das nicht mehr maßgeblich von deinem Vater beeinflusst wird. Was ich dir zeigen will, Sklave, ist das, was geschehen wird!«
    Die Schwärze des Schlunds spiegelte plötzlich das Licht wider und wirkte auf einmal wie die Oberfläche einer öligen Flüssigkeit. Bilder erschienen auf dieser Fläche. Marschierende Kolonnen von schwer gerüsteten Soldaten waren zu sehen. Es waren Rhagar, und sie führten gewaltige Kampfmaschinen mit sich: Katapulte, wie sie schon in der Armee des Eisenfürsten Comrrm verwendet worden waren.
    Doch dann veränderten sich die bewegten Szenen, und Magolas sah ganze Züge von Monstren, ebenfalls in Rüstungen und schwer bewaffnet. Kreaturen, deren Ungeschlachtheit an die Riesen Zylopiens oder die Trorks des Wilderlands erinnerten. Aber ihre Waffen und ihre Rüstungen hatten nichts mit den primitiven Steinwaffen der Trorks gemein: Leicht gebogene Schwerter von monströser Größe, Armbrüste, Bögen, Schleudern und Morgensterne sah Magolas, aber auch Hellebarden und Pieken. Die Köpfe der Kreaturen glichen denen von Stieren. Ihre Kavallerie saß auf gewaltigen Pferden, die an die Rösser erinnerten, auf denen der Axtherrscher und seine Gnomenkrieger geritten waren. Dann folgten Krieger mit Katzenköpfen und Kreaturen, die so absonderlich waren, dass sie wie Ausgeburten einer unbekannten Hölle wirkten, groteske Parodien primitiver Gottheiten, wie die Rhagar sie in ihrer Frühzeit verehrt hatten, bevor sie angefangen hatten, dem Sonnengott zu huldigen.
    » Das sind die Geschöpfe des Limbus«, erklärte Xaror. » Ich habe sie um mich gescharrt und die Äonen meines Exils genutzt, um sie meinem Willen zu unterwerfen. Sie gehen, wohin immer ich sie befehle. Sie sind von der gleichen Finsternis erfüllt wie du, Sklave – und ihre Arme erlahmen im Kampf nie. In Kürze wird meine Kraft groß genug sein, um die Ersten von ihnen in die Welt der Lebenden zu entlassen. Sie werden die Boten meiner kommenden Herrschaft sein, und selbst das Elbenreich wird ihnen nichts entgegenzusetzen haben. Du kannst an meiner Herrschaft teilhaben, Sklave. Als mein Wesir, denn die Finsternis in dir ist sehr stark, sodass ich keinen Zweifel

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