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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der Zeit verändert. Meine Sinne wurden so stark, dass ich nun beinahe alles erfassen kann, was dort geschieht, so als würde ich es selbst miterleben. Ich nahm wahr, wie die Nachfahren jener Geschöpfe, über die mein Bruder und ich zuerst gemeinsam und später er allein geherrscht hatten, irgendwann einem natürlichen Niedergang anheim fielen. Sie starben aus, und die Natur eroberte sich das Land zurück. Pflanzen überwucherten die leeren Städte, und heute gibt es kaum noch Spuren, die an diese Zeit erinnern. Die Namen dieser Völker sind vergessen. Nicht einmal ich habe sie behalten. Ihre Städte wurden zu Staub, und die Farben ihrer Kunstwerke verblassten im Feuer der Sonne.«
    »Und Xaror?«
    »Ich weiß nicht, was aus ihm wurde.«
    »Reichen Eure besonderen Sinne nicht aus, um das herauszufinden?«, fragte Branagorn dazwischen. Es war ihm anzuhören, welch großes Misstrauen er dem Seher gegenüberbrachte.
    »Eigenartigerweise versagen sie, wenn es um das Schicksal meines Bruders geht.«
    »Warum habt Ihr nicht das Orakel des Schicksalssees befragt, wenn es Euch so sehr interessierte?«, fragte Keandir.
    »Das habe ich. Aber der See blieb dunkel. So finster wie die Seele meines Bruders. Vielleicht hat Xaror durch irgendeinen Zauber verhindert, dass meine Sinne ihn zu erfassen vermögen. Ich bin aber inzwischen davon überzeugt, dass er nicht mehr lebt und ich daher der Letzte aus dem Volk der Sechs Finger bin.«
    »Da seid Ihr Euch sicher?«, fragte Branagorn zweifelnd.
    »Es hat immer ein geistiges Band zwischen uns bestanden«, antwortete der Seher. »Doch diese Verbindung spüre ich nicht mehr, und dafür gibt es nur eine Erklärung: Ich bin allein!«
    Der Augenlose trat auf Keandir zu, und seine sechsfingrigen Hände berührten den Elbenkönig an den Schultern. »Die Bilder, die Euch das Orakel zeigte, sind wahr. Genauso wie das, was ich Euch über das Zwischenland erzählte. Es ist ein fruchtbares, gutes Land, auf das von niemandem Anspruch erhoben wird. Es mag sein, dass in entlegenen Gegenden noch einige der älteren Geschöpfe anzutreffen sind. Wenn, dann aber nur in geringer Zahl. Ich kann mit meinen geistigen Fähigkeiten nicht jede verwunschene Schlucht und jeden vom Wald überwucherten Winkel dieses Landes absuchen.«
    »Was ist mit den Zwillingen, die Ruwen und mir verheißen wurden? Ihr sagtet, dass mit meinem Sieg über den Furchtbringer das Schicksal der Elben wieder vollkommen offen wäre.«
    »Die Zwillinge gibt es bereits. Sie zu sehen und ihre Geburt zu prophezeien war eine Frage der Wahrnehmung, nicht der Vorhersage. Und es steht außer Zweifel, dass sie dereinst das Schicksal Eures Volkes beeinflussen werden, denn beide sind sie Eure Kinder und damit Eure Erben.«
    Keandir fühlte sich erleichtert. Die Vision der Zukunft, die ihm zuteil geworden war, war zu schön gewesen, als dass er bereit gewesen wäre, sich ganz von ihr zu verabschieden. Aber da war auch eine innere Stimme, die ihn warnte.
    Der Augenlose fuhr fort: »König Keandir! Helft mir bei dem, was noch zu tun ist, um den Bann zu brechen, und ich werde Euch helfen, ein Elbenreich zu errichten, das mächtiger ist als alles, was die klägliche Geschichte Eures Volkes je hervorgebracht hat.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Keandir zurückhaltend.
    Der Augenlose ließ den Elbenkönig los, kehrte zurück zu seinen Zauberstäben und nahm sie an sich. »Ihr traut mir nicht, das ist das Problem. Aber seid gewiss, ich bin nicht an bloßer Macht interessiert wie mein Bruder. Nicht mehr zumindest.«
    »Genauso überzeugend könnte ein Wolf behaupten, nicht an Fleisch interessiert zu sein«, warf Branagorn ein.
    »Die Zeiten sind längst vorbei«, behauptete der Seher. »Es würde mir genügen, die Entwicklung Eures Volkes aus der Distanz zu beobachten und hin und wieder unterstützend einzugreifen, wenn eine besonders mächtige Form der Magie vonnöten ist.«
    »Glaubt ihm nicht, mein König«, wandte sich Branagorn an Keandir. »Er will Euch als Werkzeug für seine dunklen Machenschaften benutzen. Er verfolgt Pläne, von denen wir nicht einmal ahnen können.«
    »Oh, dem einfältigen Narren an Eurer Seite macht es nichts aus, wenn das Elbenvolk auf ewig hier gefangen bleibt und zu einer Horde degenerierter Tiere wird!«, höhnte der Augenlose, an Keandir gerichtet. »Aber ich bin überzeugt davon, Ihr wisst, dass Ihr keine Alternative habt. Ihr habt keine andere Wahl, als mir zu helfen, König Keandir.«
    Der Elbenkönig atmete tief

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