Elben Drachen Schatten
Bewegung hervor und richtete die Spitze gegen Sandrilas. »Kommt zu Euch, Prinz Sandrilas! Zwingt uns nicht zu einem Kampf gegeneinander!«
»Ihr steht unter einem magischen Bann, mein Prinz!«, rief Lirandil.
Der einäugige Sandrilas atmete tief durch. Er schien allmählich zu begreifen, was er tat. Der vollkommen unbegründete Hass, der gerade noch aus den Blicken seines einen Auges gesprochen hatte, wich dem Ausdruck des Entsetzens, eines Entsetzens über sich selbst, und er murmelte: »Was habe ich getan?«
»Noch nichts«, antwortete ihm Thamandor erleichtert.
Sandrilas schaute auf den Stahl in seiner Hand. Eine dunkle Verfärbung erstreckte sich über die gesamte Länge der Klinge, seit er die Waffe damals mit dem Schutzzauber zu verbessern versucht hatte. Doch diese dunkle Verfärbung war auf einmal an der Spitze der Klinge gewichen. Dort blinkte das Metall eine Handbreit wie frisch poliert.
Vorsichtig berührte Sandrilas mit der Kuppe des linken Zeigefingers dieses Stück Metall. Es zischte, als seine Haut den Stahl berührte, ein grellweißer Lichtflor blitzte kurz auf, und Sandrilas’ Hand zuckte zurück.
»Offenbar ist ein Teil der fremden Magie des Steins in die Waffe eingedrungen und dort verblieben«, murmelte er.
»Hauptsache, diese Magie hat keinen Einfluss mehr auf Euch, mein Prinz«, sagte Thamandor besorgt.
»Keine Sorge, ich bin wieder ganz Herr meiner selbst«, antwortete ihm Sandrilas und fügte leise hinzu: »Ich hoff's zumindest.«
Die Flammen, die aus dem Stein loderten, waren merklich kleiner geworden. Die Berührung mit Sandrilas’ Düsterklinge hatten sie erst noch einmal auflodern lassen, danach aber waren sie in sich zusammengefallen.
Sandrilas’ feine Elbensinne spürten, wie die Magie dieses seltsamen Steins nachließ. Und er empfand Bedauern darüber, was ihn wiederum verwirrte.
»Die Flamme erlischt«, stellte Thamandor fest. »Und ich denke, das ist gut so.«
Sandrilas deutete auf die Spitze seines Schwerts und sagte: »Jetzt wissen wir jedenfalls, warum die Waffen der Geflügelten so gepflegt erscheinen, dass sie fast wie neu aussehen. Das magische Feuer stählt die Spitzen ihrer Speere und ihre Dreizacke, gibt ihnen neuen Glanz und erfüllt sie mit finsterer magischer Kraft.«
»Da habt Ihr wohl recht«, stimmte ihm Thamandor der Waffenmeister zu, der seine Einhandarmbrüste wieder vom Boden aufnahm und sie überprüfte.
»Und wir wissen, welche Magie sie zu blutrünstigen Bestien macht, die sie sonst vielleicht nicht wären«, warf Lirandil der Fährtensucher ein.
»Wie meint ihr das?«, fragte Sandrilas.
Das Gesicht des Fährtensuchers wirkte sehr ernst. »Mein Prinz, Ihr kennt mich für meine offenen Worte …«
»Gewiss, und ich weiß sie auch zu schätzen, werter Lirandil.«
»Ich habe vorhin etwas in Eurem Blick gesehen, das ich zuvor noch nie bei einem Elben sah.«
»So?«
»Es war das Lodern purer Gewalt. Ein blindwütiger Hass, eines zivilisierten Wesens unwürdig …«
Sandrilas musterte ihn streng aus seinem einen Auge. »Ihr wollt mich beleidigen?«
»Nein, nur warnen, mein Prinz. Ich weiß nicht, ob diese finstere Magie noch in Euch ist – aber sollte sie je Macht über Euch erlangen, so werde ich mich Euch entgegenstellen. Das solltet Ihr wissen.« Das Gesicht des Fährtensuchers drückte Entschlossenheit aus, doch etwas versöhnlicher fügte er hinzu: »Es wäre zu Eurem Besten, mein Prinz.« Dann wies er auf Sandrilas' Schwert. »Gebraucht diese Waffe nicht länger. Das magische Feuer hat sie verändert.«
Prinz Sandrilas schüttelte heftig den Kopf. »Dieses Schwert bringt mir seit langer Zeit Glück. Ich werde es behalten, und so wie ich bisher nicht versucht habe, etwas gegen die dunkle Verfärbung der Klinge zu unternehmen, so werde ich auch diesmal die Veränderung des Schwerts hinnehmen. Es ist wahr, diese Klinge ist voller Magie, und es ist wahrhaftig nicht nur weiße. Dennoch konnte ich mich bisher stets auf diese Waffe verlassen.« Er steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Und deshalb bleibt Düsterklinge mein – als ein Teil von mir!«
Lirandil widersprach nicht, sondern neigte leicht das Haupt. Die Worte des Prinzen hatten unmissverständlich klar gemacht, dass er keine weitere Diskussion über dieses Thema wünschte.
Thamandor lud die Einhandarmbrüste nach und stellte fest: »Das Feuer ist erloschen!« Er wies mit einem Kopfnicken auf den Stein, der immer noch grünlich schimmerte und zu pulsieren schien, aber aus
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