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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sandrilas, der neben Keandir stand und dem König tröstend eine Hand auf die Schulter legte. Er meinte damit Andir, dessen Zustand sehr bedenklich war.

    Lirandil und ein Teil seines Heeres zog schließlich zum Gipfelplateau des Elbenturm-Massivs. Den anderen, größeren Teil seiner Krieger hatte Lirandil zurück in die Hauptstadt Elbenhaven geschickt. Schließlich war nicht auszuschließen, dass einige der Fledertieren, denen die Flucht gelungen war, an den Bewohnern umliegender Elbensiedlungen Rache verüben würden.
    Als Lirandils Krieger die Manufaktur erreichten, hatte der Regen bereits zur Gänze aufgehört, und das lang gestreckte Wolkengebirge, das sich wie ein dunkles Dach über den Himmel zwischen dem Elbenturm und den südlichen Bergen gespannt hatte, begann sich aufzulösen.
    König Keandir hatte seinen Sohn ins Haupthaus der Manufaktur getragen und ihn auf ein Lager abgelegt. Andir war völlig regungslos. Der eintreffende Lirandil rief sofort nach einem der Kriegsheiler, die das Elbenheer begleitet hatten. Es war Eónatorn, den König Keandir relativ gut kannte; er war bei der Verteidigung Turandirs gegen die Trorks dabei gewesen und hatte den Elbenkönig auf dem anschließenden Feldzug ins Wilderland begleitet.
    Eónatorn untersuchte den reglos daliegenden Elbenmagier. Es dauerte nicht lange, bis er seinen Befund äußerte. »Er hat außer all seiner magischen Kraft auch seine Lebenskraft eingesetzt«, stellte der Heiler fest. »Dadurch ist der Zustand der Verklärung bereits weit fortgeschritten, und es ist fraglich, ob man seine Seele noch daran hindern kann, nach Eldrana einzugehen. Und …« Er schaute auf und sah Keandir direkt an. »Verzeiht mir das offene Wort, mein König: Es stellt sich auch die Frage, ob wir das Recht haben, dies überhaupt zu tun.«
    »Wir haben jedes Recht dazu!«, widersprach Keandir aufgebracht. »Ich bin sein Vater, und ich will, dass man Sohn lebt!« Der Elbenkönig ballte die Hände zu Fäusten, tiefe Furchen gruben sich in sein Gesicht und bildeten ein Muster von markanten Linien, die es ungewöhnlich hart erscheinen ließen. »Davon abgesehen braucht die Elbenheit ihren größten Magier – jetzt, da wir mit diesem furchtbaren Gegner im Süden konfrontiert sind!«
    Nein, Andir durfte sie nicht verlassen, dachte er, und dabei suchte er verzweifelt die innere Verbindung zwischen ihnen. Wo war Andir? Wo war der Geist seines Sohnes?
    Er erhielt keine Antwort auf diese drängenden Fragen, kein Zeichen, dass ihm gesagt hätte, ob Andirs Geist noch in der Welt der Diesseitigen weilte. Die Vorstellung, dass einer seine Söhne vor ihm sterben würde – oder bereits gestorben war -, war ihm unerträglich. Anfangs hatte es geschienen, als hätte das Schicksal große Dinge mit den Zwillingsbrüdern Andir und Magolas vorgehabt. Doch wie sehr hatte sich diese Verheißung ins Gegenteil verkehrt! Andirs Tod wäre der traurige Gipfel dieser deprimierenden Entwicklung gewesen.
    »Er atmet nicht mehr«, stellte Eónatorn fest. Für einen Elben war dies nicht ganz so bedrohlich wie für einen Menschen oder Zentaur, denn gerade stark vergeistigte Elben vermochten die Vorgänger in ihren Körpern zu kontrollieren und mitunter stark zu verlangsamen, sodass sie sehr lange auf Nahrung, Flüssigkeit und in Extremfall sogar auf das Atmen verzichten konnten. Andir hatte dies bei seinem Aufstieg zum Gipfel des Horns von Eldrana ja auch praktiziert wegen der wesentlichen dünneren Luft in diesen Hochgebirgsregionen.
    Andererseits aber war auch bei Elben das Aussetzen der Atmung ein Zeichen des beginnenden Todes.
    Keandir fasste Eónatorn bei den Schultern. »Ich beschwöre Euch, werter Heiler, rettet meinen Sohn! Ich erhalte keine geistige Verbindung mehr zu ihm, die ich während des Gefechts noch hatte, und …« Er verstummte.
    »Ich würde gern die Kollegen der Heilerzunft um Rat fragen«, sagte Eónatorn mit ruhiger Stimme, »und vielleicht auch Brass Shelian und seine Schamanen.«
    »Bis dahin ist es zu spät«, widersprach der König. »Die Zeit drängt, das fühle ich!« Seine Augen wurden schmal, während sein durchdringender Blick den Kriegsheiler fixierte. In dessen Gesicht war nicht viel Hoffnung zu lesen.
    Eónatorn gab zunächst keine Antwort. Er spreizte die Finger, berührte mit den Spitzen Andirs Stirn und schloss dabei die Augen. Dann murmelte er eine Formel in der Heilsprache, die nur von fortgeschrittenen Heilern beherrscht wurde und nicht ganz unumstritten war. Diese

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