Elben Drachen Schatten
jener seltsamen Welt der Bilder befand. Einer Geisterwelt, zu der offenbar die augenlosen Künstler des Volkes der Sechs Finger vor unvorstellbar langer Zeit durch die Malerei einen Zugsang gehabt hatten, den wohl niemand mehr zu begreifen vermochte.
Aber der Axtherrscher musste gewusst haben, wie man in diese Sphäre gelangte. Denn Magolas hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er es gewesen war, der das Schwert dorthin verbracht hatte.
Der Axtherrscher war zweifellos ein Geschöpf der Finsternis gewesen. So wie Magolas selbst, dachte der Elb. Aber der Axtherrscher war offenbar nicht aus dem Limbus gekommen wie jene Geschöpfe, die Xaror nun dienten. Wahrscheinlich hatte er Äonen im Zwischenland überdauert. Zeitalter, in denen er dem einstigen Herrscher des Dunklen Reichs gedient und dennoch einen Plan ersonnen hatte, ihn zu betrügen.
Magolas blieb dicht vor der glatten Wand stehen. Einem plötzlichen Impuls folgend streckte er die Hand aus. Ein schwarzer Blitz umflorte sie für einen Moment, als sie den Fels durchdrang, als ob es sich um Luft handelte.
»Offenbar ist dem Sohn des Sonnengottes erlaubt, das Schwert zu nehmen«, sagte Major Brados.
»Gewiss«, murmelte Magolas. Er trat voran und durchschritt die unsichtbare Grenze zwischen seiner eigenen Welt und jener Sphäre innerhalb des Bildes, in dem die Geister der Vergangenheit zwar lebendig geworden, aber nach wie vor gefangen waren.
Die beiden Trorks, die das Schwert bewachten, stießen ohrenbetäubendes Brüllen aus. Magolas packte sein namenloses Schwert mit beiden Händen.
»Nicht Elbentöter, sondern Trorkvernichter soll man dich einst nennen!«, rief er grimmig.
Der erste, im Vergleich zu Magolas' Gestalt riesenhafte Trork ließ seine Axt niedersausen. Sie verfehlte Magolas nur knapp. Mochte dieser augenlose Krieger auch ein Gespenst der Vergangenheit sein oder aus irgendeiner anderen Sphäre des Polyversums stammen – dass seine Axthiebe auch für einen Elben tödlich waren, daran hatte Magolas nicht einen Moment einen Zweifel.
Magolas wich blitzschnell aus.
Seine Männer konnten ihm nicht helfen. Sie standen auf der anderen Seite jener unsichtbaren Grenze, die die Welt der Wandbilder von jener trennte, in der die Rhagar lebten.
Gebannt sahen sie zu, wie ihr Großkönig sich schlug.
Mit einem schnellen Vorstoß trennte Magolas dem Trork mit einem einzigen Hieb den Waffenarm ab. Dieser brüllte erneut auf, diesmal vor Schmerz, und ging in die Knie, während der zweite Trork Magolas angriff. Der wich dem Axthieb aus, drängte den Trork mit einer Reihe schneller Schwerthiebe zurück, brachte ihm eine stark blutende Wunde am Oberschenkel bei, wirbelte dann herum und rammte dem ersten Trork die Klinge durchs rechte Auge in den Kopf.
Bevor der zweite Trork ihn erneut angreifen konnte, streckte Magolas die linke Hand nach dem Schwert auf dem Altar aus, konzentrierte seine Kräfte, spürte die Verbindung zur Aura des Schwertes, und die Klinge erhob sich, flog durch die Luft und landete in Magolas’ Hand.
Als der Trork ihn humpelnd attackierte, begegnete ihn Magolas mit beiden Klingen, so wie er es früher bei Siranodir mit den zwei Schwertern oft genug gesehen hatte. Er parierte die furchtbaren Axthiebe seines Gegners mit Leichtigkeit. Schwarze Funken sprühten dabei aus dem Schwert Comrrms, wann immer die Klinge gegen die Waffe es Trorks prallten. Magolas versuchte, den Geist seines Gegners zu beeinflussen, allerdings ohne Erfolg; er war einfach zu fremdartig, um auf die Schnelle Zugang zu ihm zu gewinnen.
Dann wich Magolas einen Hieb seines Gegners aus, blockte den nächsten Schlag mit seinen gekreuzten Klingen ab und stieß dann mit dem Schwert Comrrms zu. Zwischen Harnisch und Hüftschutz drang die Klinge tief in den Leib des Trorks. Schwarze Blitze gingen dabei von ihr aus und pflanzten sich über den gesamten Körper des Kolosses fort. Er öffnete sein Maul und brüllte, während die schwarzen Blitze über seinen Körper tanzten, zu verwaschenen Schlieren wurden und sich schließlich auflösten. Wie ein gefällter Baum ging der Trork zu Boden.
Magolas wirbelte herum. Einige der kleineren Augenlosen, von denen manche Magolas kaum bis zum Knie ereichten, hatten sich ihm genähert, standen aber wie erstarrt da.
Magolas trat zurück, durchdrang wieder die Barriere zwischen der Bildwelt und jener, aus der er gekommen war und die er als eine seinige betrachtete. Mit der Linken reckte er triumphierend das erste Schwert des Eisenfürsten
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