Elben Drachen Schatten
klar war, wie es kein elbischer Glasbrennmeister zu Wege gebracht hätte.
»Aufhören!«, schrie Magolas. »Keine Pfeile und keine Bolzen mehr! Kämpft sie mit dem Schwert nieder!«
Viele der Norier hatten inzwischen schon von sich aus die Einhandarmbrust oder den Bogen sinken lasen, da es ihnen vor den Folgen eines weiteren Beschusses graute. So stürmten sie mit dem Schwert auf die Gnomen zu, die sich jedoch nicht weiter darum scherten, dass irgendwelche Geister der Vergangenheit in Unruhe und Zorn versetzt wurden; sie benutzten weiterhin ihre Schleudern. Unter den Noriern gab es zunächst hohe Verluste, aber das änderte sich, sobald es zum Nahkampf kam. Die Gnomen wehrten sich verzweifelt, und trotz ihrer geringeren Körpergröße waren sie den Noriern keineswegs an Kraft unterlegen, auch nicht, was die Reichweite ihrer Waffen betraf, denn sie benutzten Streitäxte von monströser Größe, die sie mit einer Leichtigkeit schwangen, als würde es sich um Elbenrapiere mit perforierter Klinge handeln.
Aber die zahlenmäßige Überlegenheit der Norier war erdrückend. Innerhalb kurzer Zeit wurden die Gnomen niedergekämpft. Die norischen Schwerter spalteten ihre Schädel, ließen Blut und Hirnmasse spritzen und sorgten dafür, dass keiner von ihnen entkam. Selbst den Flüchtenden wurde noch nachgesetzt. Ihre Köpfe rollten, und Lachen aus Blut bildeten sich auf dem glatten Steinboden.
Der Kampf war kurz, heftig und grausam. Aber als er zu Ende war, konnten sich die Geister der Vergangenheit keineswegs beruhigen. Sie schienen zu toben. Sie erhoben ihre sechsfingrigen Hände, Pranken oder über was sie ansonsten Vergleichbares verfügten, in grimmiger Geste, und die Lautkulisse ließ ebenfalls keinerlei Zweifel daran, dass sie äußerst erzürnt waren.
»Suchen wir das Schwert des Eisenfürsten und machen uns so schnell wie möglich davon«, schlug Major Brados vor. »Beim Sonnengott, dies ist ein unheimlicher Ort, und ich kann mich nicht erinnern, je solche Schauder empfunden zu haben.«
Magolas hingegen war der Ansicht, dass sich den Rhagar mit ihren kurzen Leben keine angemessenen Vergleichsmöglichkeiten boten, aber er behielt diese Antwort für sich, denn des lag keineswegs in seiner Absicht, den Major und seine Truppe noch stärker zu verunsichern, als sie es ohnehin schon waren. Er wandte den Kopf und ließ ihn über die in Aufruhr geratenen Bilder schweifen.
Das Schwert …
Es musste sich ganz in der Nähe befinden. Aber das Innere der Dunklen Festung war abgesehen von den Bildern vollkommen kahl. Es gab keinerlei Einrichtungsgegenstände und auch keinen Altar oder einen ähnlich herausgehobenen Gegenstand, der ein angemessener Aufbewahrungsort für das Schwert des Eisenfürsten gewesen wäre.
»Dort ist es!«, rief plötzlich Major Brados aus. Er deutete mit seiner eigenen Klinge auf eines der Bilder. »Beim Sonnengott, es ist dort drinnen! «, stieß er hervor. »Aber es ist das Schwert, das wir suchen. Der Totenkopf am Knauf und das eingravierte Zeichen der Sonne. Es gibt so viele Geschichten über dieses Schwert …«
Die Klinge lag auf einem Steinquader inmitten des Bildes, bewacht von zwei mit Streitäxten bewaffneten Trorks, die darüber hinaus Harnische trugen, wie man sie im Wilderland ganz gewiss nie bei einem von ihnen gesehen hatte – denn den dort lebenden Trorks war die Metallverarbeitung völlig fremd.
Auch diese beiden Trorks waren – wie alles um sie herum – zu einer unheimlichen Form des Lebens oder Halblebens erwacht. Sie bewegten sich, schienen zu atmen, grunzten dumpfe Laute vor sich hin und stimmten in den schauderhaften Chor von ganz unterschiedlichen Stimmen ein, der sich immer lautstarker und für ein Elbenohr immer unerträglich erhoben hatte.
»Der Axtherrscher hat dafür gesorgt, dass das Schwert des Eisenfürsten Comrrm wahrhaftig an einem sicheren Ort aufbewahrt wird«, entfuhr es Magolas.
Major Brados schlug mit seinem Schwert gegen den Stein, dass die Funken sprühten. Einige der dargestellten gnomenartigen Wesen wichen erschrocken in den Bildhintergrund zurück.
»Das ist eine Grenze, die niemand zu durchschreiten vermag«, glaubte Major Brados. Er wandte sich an Magolas. »Ich wüsste jedenfalls nicht wie, o Sohn der Sonne.«
Magolas ging auf die Wand zu, den Blick auf das Schwert gerichtet. Brados hatte recht, es war die Waffe, deretwegen sie gekommen waren. Die Aura war schwach, doch wahrscheinlich hatte dies etwas damit zu tun, dass sich das Schwert in
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