Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Meldungen per Lichtzeichen erhalten haben“, grübelte der Einäugige. „So schnell eine Brieftaube auch sein mag – eine Nachricht über Lichtzeichen hätte uns viel früher erreicht!“
Nach dem Ende des letzten großen Krieges hatte König Keandir angeordnet, im ganzen Reich Posten zur Übertragung von Lichtsignalen zu errichten. Entweder wurden Leuchtfeuer entzündet, oder man verwendete große Spiegel, mit denen das Sonnenlicht einfangen wurde. Mithilfe solcher Lichtzeichen konnten Botschaften innerhalb von sehr kurzer Zeit in ganz Elbiana verbreitet werden.
Wenn also irgendwo ein Angriff erfolgte, wusste man in der Hauptstadt sehr schnell davon und konnte Gegenmaßnahmen ergreifen. Aber nicht nur im Fall eines Angriffs hatten sich die Lichtzeichen bewährt, sondern auch dann, wenn eine schwere Sturmflut die Küsten von Nord-Elbiana und dem angrenzenden Herzogtum Nordbergen heimsuchte; auf diese Weise konnte schnell für Hilfe gesorgt werden. Immerhin kamen diese großen Sturmfluten an der Nordküste des Elbenreichs alle zwanzig bis dreißig Jahre vor, was für Elben keine lange Zeitspanne war.
„Vielleicht hat es eine Lichtbotschaft gegeben, aber sie wurde irgendwie unterbrochen“, gab Daron zu bedenken. „Schließlich braucht man nur einen Posten in der Kette der Leuchtstationen auszuschalten oder durch Magie eine Nebelbank zu schaffen, die das Licht nicht durchdringen lässt.“
„Das ist natürlich möglich“, meinte König Keandir und fügte nach kurzem Nachdenken hinzu: „Lirandil überlässt nichts dem Zufall. Ich nehme an, dass er die Botschaft sicherheitshalber doppelt abgeschickt hat – einmal per Brieftaube und einmal über Lichtzeichen.“
„Nithrandor liegt mitten in Elbiana“, sagte Daron. „Die Gnomen und Trorks müssen auf magischem Wege dorthin gelangt sein, sonst hätte man sie an den Grenzen doch bemerkt.“
„Sie sind sogar einmal hier in Burg Elbenhaven aufgetaucht“, erinnerte sich Keandir und sah seinen Enkelsohn an. „Dein Vater und ich haben gegen sie gekämpft. Sie sind damals mithilfe von Zauberkraft durch ein Zwischenreich gereist ...“
„Davon habe ich gehört“, bestätigte Daron. „Aber Xaror wurde vernichtet. Er kann ihnen also nicht mehr die Kraft geben, um den Weg durch jenes Zwischenreich zu nehmen. Vielleicht nutzen sie deshalb Orte, die über eine eigene Magie verfügen. Zum Beispiel den Steinkreis auf dem Nebelberg.“ Er legte die Stirn in Falten und fragte seinen Vater: „Gibt es eine ähnliche Stätte auch in der Nähe von Nithrandor?“
„Die gibt es in der Tat“, antwortete Keandir. „Allerdings hat niemand diesem Ort bislang eine besondere Bedeutung zugemessen.“ Er straffte sich. „Aber wie auch immer, wenn Lirandil magische Hilfe braucht, um Nithrandor zu verteidigen, soll er sie auch so schnell wie möglich erhalten!“
„Sarwen ist im Moment sicherlich zu schwach, um überhaupt die Reise dorthin antreten zu können", erklärte Daron. „Aber ich bin bereit, alles zu tun, um Nithrandor vor dem Feind zu verteidigen.“
„Ich habe einen anderen Vorschlag“, mischte sich Sandrilas erneut ein. „Daron soll unseren Waffenmeister Thamandor mit seinen beiden Flammenspeeren mit nach Nithrandor nehmen. Dann hätten die Verteidiger der Stadt nicht nur Magie zur Verfügung, um die Angreifer abzuwehren.“
„Ein guter Vorschlag“, stimmte König Keandir sofort zu.
Und auch Daron fand, dass es keine schlechte Idee war, den Waffenmeister mit seinen beiden gefährlichsten Erfindungen mitzunehmen.
Schließlich waren die Flammenspeere die mächtigsten Waffen, die man im Elbenreich kannte.
Bald brach Daron auf. Eigentlich hatte Keandir seinem Enkel noch einen Wächter mitgeben wollen, aber der Elbenjunge hatte abgelehnt. Erstens brauchte er keinen Aufpasser, wie er meinte, und zweitens war es besser, wenn Rarax auf der bevorstehenden Flugreise nach Nithrandor nicht noch ein zusätzliches Gewicht tragen musste, schließlich sollte er sehr schnell fliegen, um den Ort des Geschehens in Bälde zu erreichen.
Im Morgengrauen erhob sich Rarax über Burg Elbenhaven. Auf dem Rücken des Riesenfledertiers saß einzig und allein Daron, denn Waffenmeister Thamandor musste er noch auf dem Elbenturm abholen.
Es war ein seltsames Gefühl, dass Sarwen diesmal nicht bei ihm war. Während Nathranwen an ihrem Bett wachte, schlief sie so tief und fest, dass Daron keinen einzigen Gedanken von ihr aufschnappen konnte, so sehr er sich auch anstrengte. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher