Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
direkten Weg durch die schneebedeckten Gipfel von Hoch-Elbiana nehmen. Rarax gefiel das schon deswegen nicht, weil es dort oben so furchtbar kalt war.
Thamandor überprüfte während des Fluges immer wieder die Riemen und Seile, mit denen er die Flammenspeere am Körper des Flugungetüms befestigt hatte. Er war außerordentlich besorgt um diese Waffen. Nur zwei Exemplare hatte der Erfinder in Handarbeit angefertigt und im Verlauf von Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder verbessert. Allerdings wusste niemand, wie lange die Flammenspeere noch Feuerstrahlen verschießen konnten, denn dazu war ein Pulver nötig, das aus Steinen des Magischen Feuers gewonnen wurde, die es früher auf der Insel Naranduin gegeben hatte – bis der Dunkle Herrscher Xaror sie hatte einsammeln lassen, um sie für seine Zwecke zu gebrauchen. Bislang hatte Thamandor dafür keinen Ersatz gefunden, und das war auch der Grund, warum die Flammenspeere möglichst selten und nur bei einer wirklich schwerwiegenden Gefahr eingesetzt wurden.
Ursprünglich war geplant gewesen, in Thamandors Werkstatt Dutzende dieser Waffen herzustellen und damit einen Teil der Elbenkrieger auszurüsten. Doch seit dem Verschwinden der leuchtenden Steine ging das nicht mehr, und Thamandor konzentrierte sich seitdem darauf, eine andere Substanz statt der pulverisierten Steine des Magischen Feuers zu finden. Aber daran arbeitete er erst etwas mehr als ein Jahrhundert. Also konnte man in dieser Hinsicht noch keine Erfolge erwarten …
Schließlich ließ Rarax das Gebirge hinter sich und erreichte das Hügelland von Mittel-Elbiana. Hier und dort konnte man Gruppen von Elbenkriegern sehen, die wohl aus den Elbenstädten an der Küste aufgebrochen waren, um nach Nithrandor zu reiten und die dortigen Verteidiger zu unterstützen. Das Land wurde flacher. Hin und wieder überflogen Daron und Thamandor bewaldete Gebiete, und irgendwann am frühen Abend, als die Sonne bereits den Horizont berührte, sah der Elbenjunge in der Ferne ein blaues Band.
Das war der obere Tir – jener Fluss, an dessen Ufern die Elbenstadt Nithrandor lag.
„Wir haben es bald geschafft!“, rief Daron.
„Vielleicht solltest du eine weiträumige Runde über das ganze Gebiet fliegen“, meinte Thamandor. „Dann können wir uns ein Bild von der Lage machen, bevor wir in Nithrandor landen.“
„Keine schlechte Idee“, fand Daron.
Es dauerte nicht lange, bis sie die ersten Kolonnen von Gnomen sahen, die am Ufer des Tir flussaufwärts zogen. Sie folgten der alten Elbenstraße, die entlang des Flussufers verlief – bis nach Tirgond, wo der große Strom in das Zwischenländische Meer mündete. Die Straße war nicht mit richtigen Steinen befestigt, man hatte sie zum größten Teil durch Magie erschaffen.
„Siehst du, das kommt davon, wenn man magische Bauwerke nicht richtig pflegt, weil man zu wenige und zu schwache Magier hat“, sagte Thamandor zu dem Halbelben. „Ganze Abschnitte der Elbenstraße sind inzwischen einfach verschwunden. Da wächst wieder Gras, als wäre dort nie etwas gewesen.“
„So weit ich weiß, wird die Straße auch nur noch selten benutzt“, hielt Daron dagegen.
„Kein Wunder. Dieser Holperweg, in dem immer größere Teile der Pflastersteine einfach verblassen, würde ich auch nicht benutzen. Schon gar nicht, wenn gleich daneben ein breiter Fluss verläuft, über den man mit dem Schiff fahren kann.“
Die Gnomen bemerkten das Riesenfledertier. Einige benutzten die gefürchteten Schleudern, mit denen die Gnomen spitze Metallhaken verschossen. Aber so hoch reichten diese Waffen nicht, um Rarax und seinen beiden Reitern gefährlich werden zu können. Dennoch befahl Daron dem Riesenfledertier sicherheitshalber, etwas höher zu steigen.
Sie folgten dem Oberen Tir.
Endlich tauchten in der Ferne die Zinnen von Nithrandor auf. Die alte Elbenstadt lag auf der Ostseite des Flusses, gegenüber am Westufer war allerdings im Verlauf der letzten hundert Jahre eine Neustadt entstanden, in der vorwiegend Menschen lebten. Deren Dienste als Handwerker und Händler waren sehr gefragt. Außerdem waren auch zylopische Riesen nach Nithrandor gezogen. Seit die Magie viele Bauerwerke nicht mehr aufrechterhalten konnte, halfen sie dabei, schadhafte Gebäude auszubessern. Hin und wieder konnte man in den Straßen sogar Zentauren antreffen. Sie waren vor allem als Kuriere tätig, denn selbst Elbenpferde konnten es an Ausdauer und Schnelligkeit kaum mit den Zentauren aufnehmen.
Daron ließ
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