Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Skara zu weit“, äußerte Daron in Gedanken, „ und er will hier eine Abkürzung durch das Zwischenreich nehmen!“
„Die Flammenspeere!“, rief Thamandor aufgeregt und deutete mit ausgestrecktem Arm auf eines der Riesenfledertiere. Nicht einmal die Tiefe, in die er schaute, konnte ihn mehr erschrecken, so sehr erregte ihn der Anblick der Flammenspeere. Jarandil hatte sie auf dem Rücken eines der Flugungeheuer festgeschnallt, auf ähnliche Weise, wie Thamandor es auch zu tun pflegte.
Das Riesenfledertier mit den Speeren trug zudem einen recht prächtigen Sattel, während die Rücken der anderen Reittiere völlig unbedeckt waren. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem gesattelten Flugungeheuer um Jarandils Reittier, während die Whanur auf einen solchen Luxus verzichten mussten.
Der verräterische Elbenmagier war gerade in eine Beschwörung vertieft, mit der er das Tor zum Zwischenland öffnen wollte. An den sechs Felsen, welche die Ebene umstanden, flackerte es bereits.
„Scheint, als kämen wir gerade noch rechtzeitig!“, meinte Daron.
Sarwen konzentrierte ihre magischen Kräfte, sodass sich ihre Augen wieder mit Schwärze füllten, und richtete beide Hände in Jarandils Richtung.
Dunkle Strahlen schossen aus ihren Fingerspitzen. Im gleichen Moment drehte sich Jarandil um und unterbrach seine Beschwörung. Irgendetwas musste ihn gewarnt haben, denn er hob die Hände und errichtete einen magischen Schutzschild, um Sarwens Angriff abzuwehren.
Die schwarzen Strahlen prallten gegen den unsichtbaren Schild und zerstoben, als wären sie dunkler Staub. Die sechs Steine leuchteten kurz auf, sahen einige Herzschläge lang aus wie glühende Kohlestücke, dann erlosch das Licht.
Jarandils Versuch, ein Tor ins Zwischenreich zu öffnen, um auf diese Weise den Weg nach Skara abzukürzen, war zunächst gescheitert, und allzu schnell konnte er die Beschwörung auch nicht wiederholen, da sie sehr viel Kraft erforderte.
Einige der Whanur griffen zu Pfeil und Bogen. Sie waren gute Schützen, aber Sarwen gelang es gerade noch, die Geschosse mit ihrer Magie so abzulenken, sodass sie weder Rarax noch seine Reiter trafen, wobei ein Pfeil allerdings ziemlich knapp an Darons Kopf vorbeizischte und auch Thamandor um ein Haar getroffen wurde.
Der Waffenmeister griff zu einer seiner beiden Einhandarmbrüste, um zurückzuschießen, aber als er dann in die Tiefe sah, schrie er: „Wie soll ich denn bei dem Geschaukel zielen? Mal davon abgesehen, dass mir ganz schlecht wird, wenn ich nach unten sehe!“
Er schoss zwar nicht gezielt, aber aus Versehen löste sich ein Bolzen aus seiner Einhandarmbrust und jagte davon, ohne jedoch etwas zu treffen.
Daraufhin steckte Thamandor die Waffe wieder ein und konnte sich wieder mit beiden Händen festhalten. Das war auch nötig, denn Rarax jagte auf Darons Befehl hin in einem rasanten Bogen über die Hochebene hinweg und wendete dann scharf, um anschließend im Sturzflug nach unten zu sausen.
„Greift Euch einen der Speere!“, rief Daron.
„Was?“ Thamandor glaubte sich verhört zu haben, was angesichts seines feinen Elbengehörs allerdings unwahrscheinlich war.
Während Sarwen den verräterischen Magier mit ihren Angriffen beschäftigte, ließ Daron sein Reittier im Tiefflug auf das Riesenfledertier mit dem prächtigen Sattel zujagen.
Thamandor begriff, was von ihm verlangt wurde. Er nahm all seinen Mut zusammen, kroch an den Rand des Sattels und hielt sich nur noch mit einer Hand fest, während er den anderen Arm ausstreckte.
Rarax glitt über das andere Riesenfledertier hinweg, und Thamandor bekam tatsächlich einen der Speere zu fassen. Einen Moment lang fürchtete er, die Schnüre, mit denen die Waffe dem Flugungeheuer auf dem Rücken gebunden war, würden halten und der selbst dadurch aus Rarax’ Sattel gerissen werden, doch sie zerrissen bei dem plötzlichen Ruck, und als Rarax davonschoss, hielt Thamandor den Flammenspeer noch immer umklammert.
Die Whanur-Echsenkrieger hatten sich zu Boden geworfen, weil sie Angst vor Sarwens magischen Strahlen hatten und sich auch vor Rarax’ Flügelschlag fürchteten. Nun aber griffen sie erneut zu ihren Bögen, sofern sie die nicht verloren hatten, und schickten Rarax ein paar Pfeile hinterher.
Da Sarwen den Beschuss abwehren musste, gewann Jarandil einen Moment Zeit. Er streckte die Hand nach dem zweiten Flammenspeer aus und wollte die Waffe mithilfe seiner magischen Kräfte zu sich schweben lassen. Der Speer bewegte sich
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