Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
gleichzeitiger Gedanke war so stark und intensiv, dass sie beinahe ihren Bruder völlig durcheinander brachte. Die beiden Elbenkinder konnten gegenseitig ihre Gedanken auffangen, sofern sie sich nicht eigens dagegen abschirmten, so nahe standen sie sich.
Aber das rote Etwas, das diesmal aus der Spitze der Flammenlanze schnellte, war keineswegs eine Feuerzunge, sondern eine Blase.
Sie war erst dunkelrot wie bei den Fröschen an den Ufern des Flusses Nur, dann wurde sie hellrot, während sie sich weiter aufblähte, und schließlich platzte sie wie eine Seifenblase, wie man sie aus den Badehäusern der Menschenstädte kannte.
Die Elben benutzten, um sich sauber zu halten, normalerweise weder Wasser noch Seife, sondern taten dies auf magische Weise. Mit Zauberformeln schützten sie sich davor, dass sie überhaupt schmutzig wurden, und an der aus Elbenseide bestehenden Kleidung blieb Dreck ohnehin kaum haften.
Aber da die magischen Fähigkeiten der meisten Elben inzwischen immer schwächer geworden waren und bei manchen nicht einmal mehr ausreichten, die Formel eines Säuberungszaubers richtig wirken zu lassen, gab es inzwischen doch schon vereinzelnd Elben, die zu Wasser und Seife griffen.
„Was war das denn?“, fragte Sarwen, nachdem Daron das Riesenfledertier wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatte. „Habt Ihr Seife in das Innere der Waffe getan?“
„Nein, nein, da ist irgendetwas anderes nicht in Ordnung“, meinte Thamandor.
„Jedenfalls haben wir die anderen drei Riesenfledertiere nun wohl verloren“, sagte Daron resigniert und deutete mit ausgestrecktem Arm in die Ferne. „Dort fliegen sie!“
Die drei Flugmonster hatten sich wieder zusammengefunden und flogen gemeinsam davon, wobei sie schrille Kreischlaute ausstießen, die selbst auf diese Entfernung sehr unangenehm für empfindliche Elbenohren waren.
Sowohl Daron als auch Sarwen versuchten sich dagegen abzuschirmen. Thamandor verzog schmerzverzerrt das Gesicht, weil er sich gegen diesen schrillen Lärm nicht schnell genug schützen konnten. Seine Aufmerksamkeit war offenbar zu sehr auf die Hebel des Flammenspeers konzentriert gewesen.
„Können wir sie nicht zurückholen, Daron?“, wandte sich Sarwen mit einem besonders intensiven Gedanken an ihren Bruder. Dessen Augen waren inzwischen vollkommen schwarz geworden, sodass nichts Weißes mehr darin zu sehen war. Das geschah immer dann, wenn er seine dunklen magischen Kräfte besonders stark sammelte. Und das war nötig, um Rarax daran zu hindern, ebenfalls völlig wie von Sinnen davonzuflattern.
„Du kannst es ja mal versuchen“, antwortete er seiner Zwillingsschwester mit einem Gedanken.
Thamandor bekam von dieser stummen Unterhaltung nicht das Geringste mit. Er berührte erneut einen Hebel an der Flammenlanze. Dieser klemmte und bewegte sich erst, als Thamandor etwas mehr Kraft aufwandte. Jeder andere Elb hätte in dieser Lage vermutlich eine unterstützende magische Formel vor sich hingesprochen, um den Hebel wieder leichtgängig zu machen, aber bei Thamandor wirkte so etwas in der Regel nicht, dazu war er einfach magisch zu minderbegabt.
Sarwen rief die drei davonfliegenden Riesenfledertiere mit einem energischen Gedanken. Aber die drachengroßen Flugungeheuer stießen daraufhin nur meckernde Laute aus, die sich wie höhnisches Gelächter anhörten.
„Sie sind nicht uns gefolgt, sondern Rarax!“, erinnerte Daron seine Schwester.
Sarwen atmete tief durch. Auch ihre Augen waren für einen Moment schwarz geworden, aber diese vollkommene Finsternis verlor sich nun. Innerhalb von wenigen Momenten kam das Weiße ihrer Augen wieder zum Vorschein. „Wir sollten unsere Kräfte vereinen und es zusammen versuchen“, schlug sie vor.
„Wozu?“, antwortete ihr Daron. „Sie werden nicht auf uns hören, und wir sollten unsere Kräfte nicht verschwenden. Außerdem spüre ich da irgendetwas …“ Daron zögerte. Er hob den Kopf, und es sah für einen Moment fast so aus, als würde er in der Luft irgendeine Witterung aufnehmen. Das war natürlich nicht der Fall. Zwar waren alle Sinne bei Elben sehr empfindsam, und das galt auch für den Geruchssinn, aber es war etwas anderes, was der Elbenjunge wahrnahm.
Eine magische Kraft.
Er spürte sie nur ganz leicht, aber ihm war sofort klar, dass sie sehr stark sein musste.
Daron sah Sarwen an, und er wusste sofort, dass sie dasselbe gespürt hatte.
„Was war das?“ , fragte sie denn auch.
„Es ist schon vorbei …“
„Sagt mal,
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