Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
wollt ihr euch die ganz Zeit über nur noch in Gedanke unterhalten, dass ich gar nichts mehr mitbekomme?“, beschwerte sich Thamandor.
Sarwen wandte den Kopf, um ihn anzusehen. Ihre spitzen Elbenohren stachen aus ihrem dunklen Haar hervor, das ihr bis weit über die Schulter fiel. Sie raffte ihr Kleid ein wenig, um bequemer sitzen zu können. „Wie wär's, wenn Ihr Euren Flammenspeer zu seinem Zwilling steckt und ihn festschnallt.“
„Dann wäre auch mir viel wohler“, gestand Daron.
„Glaubt ihr vielleicht, ich könnte mit meiner eigenen Waffe nicht umgehen?“, empörte sich Thamandor.
„Nein, nein, auf den Gedanken kämen wir nie!“, beteuerten beide wie aus einem Mund.
Dabei hatte Thamandor einst seine Werkstatt in der Stadt Elbenhaven räumen und auf einen Elbenturm genannten Felsen verlegen müssen, weil durch seine Erfindungen um ein Haar die ganze Hauptstadt des Elbenreichs abgebrannt wäre.
„Aber ich gebe zu, ein paar kleinere Sorgen machen wir uns schon“, schränkte Daron ein, und Sarwen fügte mit einem nur für ihren Bruder hörbaren Gedanken hinzu: „Etwas untertrieben, was du da sagst, oder nicht?"
„Nein, so etwas nennt man Diplomatie", gab Daron seiner Zwillingsschwester die Gedankenantwort. „Schließlich ist keinem von uns gedient, wenn unser werter Waffenmeister beleidigt ist. Du weißt, wie bockig er dann werden kann!"
Thamandor machte einen regelrecht verzweifelten Eindruck.
Als er erneut einen Hebel an der Flammenlanze betätigte, schoss ein so greller Strahl aus der Waffe, dass alle drei Elben, die auf Rarax’ Rücken saßen, augenblicklich laut aufschrien, denn dieses besonders grelle Licht stach schmerzhaft in ihren Elbenaugen.
Es hätte nicht viel gefehlt, und der Waffenmeister hätte den Flammenspeer vor Schreck in die Tiefe fallen lassen.
„Was ist nur los?“, rief Daron. „Habt Ihr etwa verlernt, mit Euren eigenen Waffen umzugehen?“
„Nein, ich kann nichts dafür!“, beteuerte Thamandor. „Es muss an Jarandil und seinen Helfershelfern liegen! Wer weiß schon, was diese Schurken alles mit meinen beiden Flammenspeeren angestellt haben, nachdem sie ihnen in die Hände fielen!“
Die beiden Flammenspeere waren von den Dienern des Magiers Jarandil und des Knochenherrschers von Skara gestohlen worden. Daron und Thamandor hatten die Diebe daraufhin verfolgt und es tatsächlich geschafft, die mächtigsten Waffen der Elbenheit zurückzuholen. Bei dieser Gelegenheit waren ihnen auch die drei Riesenfledertiere zugeflogen, die sie jetzt wohl wieder verloren hatten, weil die Strahlenschüsse sie erschreckt und verscheucht hatten.
Die beiden Elbenkinder und der Waffenmeister waren auf dem Rückweg zu den südlichen Zentaurenstämmen. Die Zentauren bewohnten die großen Wälder zwischen dem Fluss Nur und dem Wilderland der Trorks und sahen aus wie Mischwesen aus Pferd und Mensch. Sie waren in großer Not gewesen, weil ein Teil des Waldreichs in Flammen gestanden hatte. Thamandors Flammenspeere waren die Rettung gewesen, denn er hatte das Feuer mit Feuer bekämpft, indem er mit den Strahlen seiner Flammenlanzen eine breite Schneise in den Wald gebrannt hatte. Da das Feuer an diesen Schneisen kein Brennmaterial mehr hatte finden können, hatte es sich nicht weiter ausbreiten können.
„Es muss etwas mit der Waffe geschehen sein!“, behauptete Thamandor noch einmal, während Daron das Riesenfledertier, auf dem die drei saßen, mit einem Gedanke dazu veranlasste, etwas langsamer zu fliegen und außerdem etwas tiefer zu sinken. Der Elbenjunge sah angestrengt zu Boden, so als suchte er etwas.
„Ich spüre es auch“, sagte Sarwen, an ihren Bruder gewandt.
„Da ist es wieder!“
„Eine magische Kraft, die nur ab und zu hervortritt und dann wieder zu verschwinden scheint“, bestätigte Sarwen.
„So als wollte sie sich verbergen“, meinte Daron.
Sarwen nickte. Die beiden Elbenkinder waren sich bei der Beurteilung der Lage vollkommen einig.
„Kann mir vielleicht mal jemand von euch sagen, wovon ihr eigentlich redet?“, rief Thamandor. „Ich habe hier echte Probleme, und ihr konzentriert euch auf irgendwelche magischen Einflüsterungen von unzufriedenen Naturgeistern. Die Frage, die uns beschäftigen sollte, ist die, warum ein Flammenspeer auf einmal von allein losgeht und mal einen viel zu grellen Feuerstrahl und ein anderes Mal eine seltsame Seifenblase hervorbringt.“
„Magie“, antwortete Sarwen. „Es muss Magie sein. Ich glaube, dass die Kraft, die
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