Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Art wahrzunehmen.
Während sie mit einigen Mühen durch den Wald zogen, bemerkte Sarwen, dass sie sich tatsächlich geradewegs auf die Kolonie der Sinnlosen zubewegten. Sie sprach Xarors Knecht nicht darauf an, nahm sich aber vor, sich die Taschen diesmal noch reichlicher mit den begehrten Blüten zu füllen.
Vielleicht konnte man bei der Gelegenheit ja von den Waldkatzenkriegern erfahren, welcher Behandlung sie den Blütenstaub unterzogen, bevor sie ihn in die ausgeblasenen Eier von wilden Waldhühnern füllten, was sich Sarwen als sehr mühsam für Xarors Knecht und seine Gefolgschaft vorstellte. Schließlich hatten die Katzenkrieger keine feingliedrigen Elbenhände, sondern recht große, mit Krallen bewehrte Pranken. Die waren zwar hervorragend geeignet, Waffen zu umfassen oder notfalls sogar ohne sie zu kämpfen, aber für solche feinen Arbeiten erschienen sie dem Elbenmädchen ziemlich ungeeignet.
„Vielleicht haben sie Freunde, die das für sie erledigen“, vermutete Daron, der natürlich mitbekommen hatte, worüber sich seine Schwester Gedanken machte.
Mittlerweile war die Sonne aufgegangen, und hier und da schienen schon die ersten Strahlen durch das dichte Geäst. Trotzdem war es unter dem Blätterdach des Waldreichs immer noch ziemlich dunkel, und selbst, wenn man scharfe Elbenaugen hatte, die nur wenig Helligkeit brauchten, musste man aufpassen, wo man hintrat.
„Was hattet ihr eigentlich mit den Flammenspeeren ursprünglich vor?“, erkundigte sich Daron bei Xarors Knecht, der nicht von der Seite des Elbenjungen wich.
„Die Flammenspeere waren es, die die Wut der Waldgeister erregten. Zumindest sagen das unsere Freunde, die Faune und Dryaden, die schon sehr viel länger als wir diese Wälder bewohnen“, erklärte Xarors Knecht. „Wir wissen von ihnen auch, dass es manchmal gelingt, die Waldgeister zu besänftigen, indem man ihnen die Gegenstände, die sie erzürnten, übergibt. Aber in eurem Fall hatten sich die wütenden Waldgeister ja bereits um die Flammenspeere gekümmert, konnten sie allerdings nicht mit sich nehmen, sondern unglücklicherweise nur verwandeln. So etwas endet immer übel, das haben wir schon erlebt.“
„Faune und Dryaden?“, hakte Daron nach. „Von denen habe ich noch nie etwas gehört, und auch Lirandil habe ich niemals auch nur ein Wort über sie sagen hören.“ Und dies wunderte den Elbenjungen sehr. Schließlich hatte der Fährtensucher ansonsten stets recht ausführlich von seinen Erlebnissen berichtet.
Sie erreichten die Kolonie der Sinnlosen. Das Licht der Morgensonne schimmerte durch die wenigen Lücken im ansonsten dichten Blätterdach des Waldes.
„Die Baumgeister mögen die Sinnlosen nicht“, sagte Xarors Knecht.
„Hat das mit der Magie zu tun, die diesen Blumen innewohnt?“, fragte Sarwen. „Aber andererseits wissen sich die Baumgeister doch sehr gut gegen Magie zu schützen. Jedenfalls hat die unsrige gegen sie keine Wirkung gezeigt. Wieso wirkt dann aber ausgerechnet die der Sinnlosen gegen diese wild gewordenen Bäume?“
„Davon verstehe ich nichts“, antwortete der Anführer der Waldkatzenkrieger. „Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Sinnlosen ihre Kraft einzig und allein aus der Erde beziehen, denn das Sonnenlicht erreicht sie ja kaum.“
Sarwen beugte sich nieder und pflückte ein paar der Blüten, die sie in ihre Taschen steckte. Dabei achtete sie genau darauf, ob von ihnen irgendeine Gedankenbotschaft ausging.
„ Wenn dem so wäre, sind ihre Gedanken sicherlich so fremdartig, dass selbst wir sie nicht verstehen könnten“, äußerte Daron stumm.
„Ich begreife auch nicht, wieso sich die Sinnlosen seit unendlich langer Zeit von uns pflücken lassen, während sie doch offenbar in der Lage sind, sich gegen die Baumgeister erfolgreich zur Wehr zu setzen, wie wir beide gesehen haben“, gab Sarwen zurück.
„Vielleicht löst sich das Rätsel, wenn wir diese geheimnisvollen Faune und Dryaden kennen lernen“, meinte Daron. „Allerdings muss es einen Grund dafür geben, dass Lirandil sie uns gegenüber nie erwähnt hat.“
„Vielleicht waren wir auch nur gerade mal wieder mit Rarax unterwegs, als der Fährtensucher bei Hofe von ihnen berichtete, und wir haben es einfach nur verpasst.“
„Nein, das glaube ich nicht. Du weißt, Lirandil mag äußerlich jung erscheinen, aber inzwischen neigt er doch dazu, seine Geschichten zu wiederholen, so wie man das von alt gewordenen Menschen kennt. Er hätte auch uns von diesen
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