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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dass etwas dran sein könnte an der Geschichte.“
    Brysantis blickte auf. „Willst du uns unsere letzten Augenblicke Schmerzen bereiten mit deinen aufdringlichen Gedanken?“, fragte sie barscher, als es die Elbenkinder bisher von der eigentlich recht freundlichen Dryade gewohnt waren. „Selbst jedes Katzenkriegerkind weiß, dass der Nebelmann nur erscheint, wenn man seinen vergessenen Namen ruft. Und den kennt niemand mehr.“ Sie sah Sorabos an und fuhr fort: „Glaubst du dahergelaufener Zentaur vielleicht, wir hätten nicht versucht, den Nebelmann zu erwecken, wenn wir in Not waren? Zum Beispiel, als die Zentauren uns bedrohten und dafür sorgten, dass unser Reich immer mehr zusammenschrumpfte, sodass es heute keine Dryadenbäume mehr außerhalb des Geheimen Walds gibt? Der Nebelmann hat seine Namen im Laufe seines langen Lebens so oft gewechselt, dass keiner mehr wissen kann, wie sein letzter lautete. Vielleicht ist er auch überhaupt nicht überliefert worden, wer mag das wissen.“
    „Ich kenne den vergessenen Namen!“, erklärte Sorabos. „Der Name war das Geschenk an meinen Vorfahren.“
    „Aber … warum habt Ihr diesen nicht längst gerufen?“, fragte Daron fassungslos.
    Der Nebel, der den Baum umgab, war inzwischen erfüllt von Wolken aus staubartigen dunklen Teilchen. Die Waldgeister!, dachte Sarwen, und diesmal bemühte sie sich um gedankliche Zurückhaltung. Allerdings hatte sie bereits die Hände voller Sinnlosen-Blüten, die sie in ihren Fäusten zusammenpresste.
    Das Holz des Nebelbaums begann wieder leicht zu ächzen, was nur bedeuten konnte, dass sich weitere Risse bildeten.
    „Wie gern hätten wir den Namen des Nebelmanns gerufen!“, sagte Sorabos in bitterem Ton. „Als unser Volk von den Menschen gejagt wurde, die man damals noch Rhagar nannte, hätten wir seine Hilfe gut gebrauchen können. Aber man verwehrte den Zentauren den Zugang zum Geheimen Wald, sodass es nicht möglich war. Davon abgesehen hätten wir die Hilfe einer Dryade gebraucht.“
    „Weshalb?“, fragte Daron.
    Sorabos griff nach einem Lederbeutel, den er um den Hals trug, und holte ein Amulett daraus hervor. Es bestand aus uraltem, dunkel gewordenem Holz, in das Zeichen gebrannt waren. „Der Rufname des Nebelmanns steht hier in der alten Dryadenschrift. Mein Vorfahre konnte sie lesen, aber leider ist das Wissen um die Dryadenschrift unter den Zentauren in Vergessenheit geraten und mit ihr die Erinnerung daran, wie der Name denn nun lautet und auszusprechen ist!“
    Daron streckte die Hand aus, und Sorabos gab ihm bereitwillig das Amulett.
    „Ich glaube kaum, dass Elbenmagie ausreicht, um diese Zeichen lesen zu können“, meinte Brysantis.
    „Aber Elbenmagie wäre sehr hilfreich, um den Nebelmann zu wecken, denn offenbar können ihn nicht einmal die Erschütterungen und Risse in seinem Baum aus seinen Träumen reißen“, gab Sorabos zu bedenken.
    Daron wandte sich an Brysantis und übergab ihr das Amulett. „Wir werden tun, was in unseren Kräften steht. Aber zuerst muss der Name ausgesprochen werden.“
    In diesem Moment ertönte ein knallender Laut. Der breite Spalt, in den Daron fast gefallen wäre, verbreiterte sich noch mehr, und etwas, das auf den ersten Blick wie schwarzer Rauch aussah, stieg daraus hervor. Es waren unendlich viele kleine Teilchen, die wie Insekten durcheinander schwirrten.
    „Jetzt wird es ernst!“, keuchte Sarwen.

Kapitel 15
    Namenszauber

    Schon bildeten sich erste baumähnliche Formen aus den schwirrenden rauchähnlichen Teilchen. Sarwen murmelte eine Formel. Ihre Augen wurden dabei aber nicht schwarz, denn sie durfte die dunkle Kraft, auf die sie sich sonst verließ, gegen die Baumgeister nicht anwenden, da sie bei diesen Gegnern wirkungslos war. Stattdessen weiteten sich ihre Augen und begannen grell zu leuchten.
    Die Sinnlosen-Blüten in ihren Fäusten wurden zu tanzenden Flammen, die zwischen ihren Fingern hervordrangen und sich sogleich auf die Waldgeister stürzten, noch ehe sie richtig Gestalt annehmen konnten.
    Sie zogen sich zurück, aber Sarwen war bewusst, dass der nächste Angriff bald folgen würde.
    Brysantis rief im selben Augenblick den Namen, der auf dem Amulett stand, einen Namen, nach dem viele Dryaden und Faune sehr lange vergeblich geforscht hatten.
    „Dragas-Pan!“, rief sie so laut sie konnte, dann murmelte sie: „Das bedeuten zumindest diese Zeichen.“
    Daron nahm ihr das Amulett wieder aus der Hand und gab es Sorabos zurück. „Und nun ruft Ihr ihn!

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