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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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den vergessenen Namen des Nebelmanns erneut. „Dragas-Pan!“
    Er wiederholte den Ruf mehrmals, und seine Stimme wurde dabei immer tiefer und dröhnender.
    Die schwarzen Blitze aus Darons Händen tanzten über Sorabos Arm bis zu seinem Gesicht und drangen schließlich in seine Ohren ein. Augenblicke später wurden auch die Augen des Zentauren vollkommen schwarz.
    „Dragas-Pan!“, wiederholte er, und seine Stimme wurde dabei so tief, dass selbst Elbenohren die Töne kaum noch zu hören vermochten. Das Holz des Nebelbaums begann zu zittern, und alle, die in der Nähe standen, fühlten, wie ihre Bauchdecken vibrierten. Die Riesenmammuts der Trork-Ritter reagierten empfindlich darauf, denn diese Tiere verständigten sich für gewöhnlich mit derart tiefen Lauten, die selbst ein Elb nur noch als ein Zittern des Bodens wahrnehmen konnte.
    Als Sorabos zum zwölften oder dreizehnten Mal den vergessenen Namen des Nebelmanns sprach, war nichts weiter als ein dumpfes Brummen zu hören, während der gesamte Baum heftig zitterte und bebte.
    Plötzlich kam starker Wind auf. Thamandor befürchtete schon, dass sich die Schutzkuppel um den Geheimen Wald unter dem Ansturm der Waldgeister aufgelöst hatte. Aber als er dies äußerte, konnte ihn Brysantis beruhigen. „Wenn das der Fall wäre, hätte ich das gespürt“, versicherte sie.
    Aus dem Wind wurde ein Sog, der den gesamten Nebel in einem großen Wirbel zusammenfasste und immer schneller um den Baum kreisen ließ. Dann stieß dieser Mahlstrom aus grauen, wirbelnden Nebelschwaden in die große Spalte, die in der Mitte der Astgabelung klaffte, und dazu ertönte ein dumpfes Ächzen aus dem Inneren des Baums.
    Der Sog wurde so stark, dass die Katzenkrieger ihre Helme festhalten mussten, damit sie ihnen nicht vom Kopf geweht wurden.
    Es dauerte nur Augenblicke, dann war der gesamte Nebel, der den Baum umgeben hatte, verschwunden.
    Die Sonne stand am Himmel und wirkte etwas milchig, da sie durch den glasartigen Schirm des Schutzgeistes schien. Wolken aus kleinen schwarzen Teilchen, die wie Rauchschwaden wirkten, wirbelten überall umher. Offenbar hatten die Waldgeister Mühe gehabt, nicht vom Sog aus dem Inneren des Nebelbaums erfasst zu werden.
    Daron ließ die Faust des Zentaurenhäuptlings los, die nun ein schwarzes Licht abstrahlten, und deutete auf den Spalt in der Astgabelung. Sorabos verstand ganz ohne Worte oder Gedankenübertragung, was der Elbenjunge von ihm wollte.
    Er scharrte kurz mit den Vorderhufen und trat dann an den Spalt, um das Amulett, das sein Vorfahr einst vom Nebelmann erhalten hatte, diesem zurückzugeben. Noch während es in die Spalte fiel, löste es sich auf. Es wirkte beinahe so, als würde das uralte Holz, aus dem es gefertigt war, verbrennen und innerhalb eines einzigen Moments zu Asche zerfallen.
    Daron spürte die Flut von fremdartigen Gedankenbildern. Sie waren so bedrängend, dass er sich dagegen abschirmen musste. Sarwen ging es ebenso, wie er ihr ansah.
    „Ich glaube, Dragas-Pan erwacht!“, sagte sie.
    „Dann wollen wir hoffen, dass er auch ein Mittel gegen die Waldgeister hat“, erwiderte der König der Faune. Er breitete die Arme aus und rief in die Spalte: „Sei gegrüßt, Nebelmann!“
    Doch das Wesen, das sich dort zweifellos befand, ließ nur ein unwilliges Knurren hören. Die Ansprache des Königs schien ihm, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu gefallen. Dann fuhr plötzlich ein Strahl aus nebeligem, feuchtem Wind aus der Spalte, einer Fontäne gleich.
    Innerhalb eines Augenblicks bildete sich aus diesem grauen Nebel eine Gestalt, die zunächst bis zu den höchsten Ästen der Nebelbaumkrone aufragte, dann aber auf die Größe eines Schiffsmasts zusammenschrumpfte.
    Das Gesicht war nur undeutlich zu erkennen, und es veränderte sich ständig, so als könnte es sich nicht für eine Form entscheiden. Mal wirkte es wie das eines uralten Greises, dann sah es eher nach dem eines jungen Mannes aus, nur um im nächsten Augenblick fast schon kindlich zu wirken.
    Genauso oft veränderte sich der Gefühlsausdruck in dieser Miene. Zeigte sie eben noch Zufriedenheit, wurde sie innerhalb eines Augenblicks zu einer grimmigen Grimasse oder verzerrte sich vor Wut.
    Das alles wechselte einander so schnell ab, dass man den Eindruck gewinnen konnte, all dies gleichzeitig zu sehen, was äußerst verwirrend war.
    „Der Nebelmann!“, dachte Sarwen, und dies offenbar etwas zu intensiv, als dass dieser Gedanke bei ihr geblieben wäre.
    Die riesige

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