Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
keinen Unterschied mehr zu einer Elbenhand feststellen.
Auf dem Geisterpferd zu sitzen war seltsam. Es wirkte wie der Schatten eines Pferdes und war durchscheinend, und doch spürte es Sarwen unter sich.
Magolas sprach eine Formel, damit das Geisterpferd noch etwas greifbarer wurde, dann ließ er es über die Reling springen. Sie preschten über das Wasser bis zum Ufer, wo das dunkle Pferd den Strand hinaufgaloppierte.
Die Maladran hatten die Stadt bereits vollkommen eingenommen. Die wenigen Eldran und die noch wenigeren Elben hatten sich beim Anblick der ersten schwarzen Schiffe irgendwo verkrochen. Nach der Schlacht an der Buchtmündung fehlte ihnen offenbar jedweder Mut, sich den Angreifern entgegenzustellen.
Magolas lenkte das Geisterpferd auf die messingfarbene Kuppel zu, in der Fürst Bolandor seinen Thronsaal hatte und wo außerdem der Kristall des Wissens aufbewahrt wurde.
Der wachsende Turm war inzwischen wieder hinabgesunken und nicht mehr zu sehen. Da war nur noch eine narbenähnliche Veränderung in der Metallkuppel genau an der Stelle, wo er aufgeragt hatte, für Sarwen ein untrügliches Zeichen, dass auch die Magie dieses Gebäudes lange nicht erneuert worden war.
Vor der Kuppel wartete eine Reihe von Maladran. Sie hatten ihre Waffen gezogen und Pfeile in ihre Bögen gelegt.
„Na los, vorwärts!“, rief Magolas. „Wir sind bald am Ziel!“
Aus seiner Hand fuhr ein Strahl aus Schwarzlicht und traf die Messingkuppel, wodurch ein unangenehm schrill klingendes Zischen entstand.
Ein Tor öffnete sich. Magolas trieb sein Geisterpferd darauf zu. Sarwen versuchte sich festzuklammern und merkte, dass dies gar nicht möglich war. Zwar saß sie hinter ihrem Vater auf dem Rücken dieser eigenartigen Kreatur, aber wenn sie das Tier berührte, griffen ihre Hände einfach hindurch, ohne dass sie Halt fanden.
Magolas ließ das Pferd in den Kuppelbau preschen. Kampfschreie ausstoßend folgten ihm zahlreiche Maladran, manche zu Pferd und andere zu Fuß. Sie schwenkten ihre Waffen, und da sich nirgends ein Gegner zeigte, schossen sie ihre schwarzen Pfeile einfach blindlings in die Halle, die sich vor ihnen auftat. Manche der nachtschwarzen Geschosse drangen in die messingfarbene Kuppel ein, verformten sie oder stießen sogar durch sie hindurch und rissen Löcher hinein, die sich anschließend von allein vergrößerten, als ganze Teile der Kuppel plötzlich verblassten.
Alte Magie! , dachte Sarwen. Das musste die Ursache sein. In diesem Moment erkannte sie, wie klug es von ihrem Großvater gewesen war, Elbenhaven nicht nur aus Magie zu errichten, sondern die Stadt und die Burg aus richtigen Steinen zu bauen.
In Estanor hatte man das offenbar nicht für nötig gehalten.
Magolas ritt an der Spitze der Maladran. In der Mitte der riesigen Halle schimmerte der Kristall des Wissens. Und etwa zwei Dutzend Elben und Eldran umringten ihn, um ihn zu schützen.
Fürst Bolandor selbst war darunter. Und neben ihm stand sein Eldran-Sohn Hyrandil. Beide hatten ihre Schwerter gezogen.
Magolas zügelte sein schattenhaftes Pferd, und Sarwen nutzte den Augenblick, um von dessen Rücken zu gleiten. Während auch Magolas von seinem Pferd herabstieg, drangen von allen Seiten Maladran durch die Wände des Kuppelbaus.
„Es ist ein sinnloser Kampf, Fürst Bolandor!“, rief Magolas. „Ich habe von diesem Kristall geträumt, und ich weiß, welches Wissen man durch ihn erlangen kann. Tretet zur Seite, Fürst. Ergebt euch und werdet einer von uns!“
„Niemals!“, rief Bolandor.
Die Maladran hatten die Verteidiger längst eingekreist und richteten ihre Pfeile auf sie.
„Eure Untertanen waren Euch nicht sehr treu“, höhnte Magolas. „Sie haben sich einfach davongemacht, sowohl Elben als auch Eldran. Jetzt seid kein Narr, und lasst auch Ihr die Waffen sinken!“
Bolandor schüttelte den Kopf. „Ihr seid der Narr, Magolas!“, rief er. „Wusstet Ihr nicht, dass Euer Bruder Andir diesen Kristall hierher brachte?“
„Was spielt das für eine Rolle?“, fragte Magolas.
„Kein Maladran hat Zutritt zum Reich des Geistes“, erklärte Bolandor. „Dafür hat Andir gesorgt, und Ihr wisst, was für ein mächtiger Magier Euer Bruder ist!“
„Das werde wir sehen“, knurrte Magolas.
„Wenn Ihr den Kristall berührt, wird er Euch vernichten“, prophezeite Bolandor. „Auch das ist Teil des Zaubers.“
„Ihr lügt!“
„Wollt Ihr das Risiko eingehen?“
Sarwen sah, wie ihr Vater die Hand hob, um das Zeichen für den
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