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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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eines springenden Tigers, in einem hohen Bogen durch die Luft schossen. Einen Lidschlag später landeten sie auf dem Parkhaus. Keine sechs Meter von ihr und dem Wolf entfernt, der seine Pranken in den Kies stemmte und sie mit gebleckten Fängen und im Nacken gesträubtem Fell erwartete.
    Svenya bückte sich rasch, um eine Handvoll Steine zu greifen. Was eben auf so wundersame Weise bei dem Pfeil funktioniert hatte, konnte ihr jetzt vielleicht auch gegen die beiden verhüllten Krieger helfen. Wieder war sie überrascht darüber, wie schnell sie sich plötzlich bewegen konnte, schob aber den Gedanken daran sofort zur Seite. Es gab jetzt Wichtigeres zu tun. Doch so schnell sie auch war, ihre Angreifer waren noch schneller: Ehe Svenya auch nur mit dem ersten Stein ausholen und ihn werfen konnte, waren die beiden heran. Jetzt hielten sie große, feinmaschige Netze aus dünn gesponnenem silbrig glänzendem Drahtseil in der Hand – und schleuderten sie noch im Lauf über Svenya und den Wolf, der gerade losspringen wollte.
    Das Tier verfing sich in den Maschen, stolperte und kippte nach vorne über, und auch Svenyas hastige Bemühungen, sich freizukämpfen, waren vergeblich. Je mehr sie sich gegen das Netz wehrte, desto enger zog es sich zusammen. So als hätte es ein Eigenleben, das auf ihre Versuche, sich zu befreien, reagierte.
    Die beiden Krieger hatten plötzlich Lanzen in den Händen, und ihr Anführer stand jetzt zwei Meter vor Svenya, ohne dass sie hätte sagen können, wie er auf diese Seite der Schlucht gewechselt war.
    »Bringt sie nach Aarhain«, befahl er seinen Soldaten.
    Die zwei Männer unter den weiten Kapuzen machten gerade Anstalten, dem Befehl Folge zu leisten, und Svenya wollte losschreien, als plötzlich eine neue Stimme sagte: »Setja Doglingir frjáls!«
    Die Sprache klang seltsam. Noch seltsamer aber fand Svenya es, dass sie sie mühelos verstanden hatte. Lasst die Prinzessin frei!
    So gut sie es in dem engen Netz konnte, drehte sie sich um und sah, wie ein junger Mann in einem seltsam altmodischen Kostüm ins Licht trat. Er war schlaksig und schien beinahe ein wenig ungelenk. Er hatte lange, fast bis zur Hüfte fallende rote Locken und ein blasses, sommersprossiges Gesicht. Seine Augenbrauen und Wimpern waren farblos, aber seine Pupillen strahlten in einem hellen, fast schon eisigen Blau. Dazu passend trug er ein topasfarbenes Gewand, das ihm bis zu den in schwarzen Wildlederschuhen steckenden Füßen reichte und Svenya eher an ein Kleid erinnerte als an Männerklamotten. Seine dünne und ebenfalls blasse Hand hielt einen knorrigen Stab aus rotem Holz, der weit über seinen Kopf hinausragte.
    »Raik«, sagte der Anführer der beiden Männer, die sie und den Wolf gefangen hatten. » Dhu dhor setja i minn Vegr, Barn?«
    Du wagst es, dich mir in den Weg zu stellen, du Kind?
    Wieder hatte Svenya jedes Wort verstanden. Raik schien der Name des Neuankömmlings zu sein.
    »Wenn du leben willst, kleiner Magier«, fuhr der Dunkle mit einem amüsierten Lächeln fort, »machst du am besten kehrt und rennst auf dem schnellsten Weg zurück nach Elbenthal, in dein Mauseloch. Dort kannst du dann zitternd die letzten Stunden bis zu euer aller Ende abwarten. Und vergiss nicht, Alberich von mir zu grüßen. Seine Tage sind endlich und ein für alle Mal gezählt.«
    Svenya sah, wie Raik die blasse Hand um seinen Stab zu einer Faust ballte. Die Spitze des Stabes begann rot zu leuchten. Wie kleine Flammen.
    »Das ist nicht dein Ernst«, lachte der Dunkle. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Raiks magere Kiefer mahlten vor Zorn, aber er bewegte sich nicht.
    »Du hast gehört, was Raik gesagt hat, Laurin«, sagte da eine zweite Stimme aus dem Dunkel – sie klang ebenso jung wie die des rothaarigen Magiers, aber rauer. »Lass die Prinzessin frei! Sofort!«
    Svenya sah, wie der Dunkle das Gesicht in Richtung der neuen Stimme wandte und spöttisch eine Augenbraue nach oben zog.
    »Für dich, Verräter, immer noch Prinz Laurin «, knurrte er drohend. Die Belustigung, die er eben noch beim Anblick Raiks ausgestrahlt hatte, war einer wütenden Verachtung gewichen.
    Bis eben war Svenya, nach den Ereignissen der letzten Minuten, sicher gewesen, dass nichts mehr sie erschrecken konnte. Doch sie hatte sich geirrt. Denn das Wesen, das jetzt ins Helle trat, war kein Mensch. Zumindest nicht vollständig.
    Werwolf, war das erste Wort, das ihr in den Kopf schoss. Er hatte zwar die Gestalt eines Mannes – eines sehr athletischen

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