Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
Ich habe dich hierhergelockt, und deine eigene Gier wird dir nun zum Verhängnis werden. In der Vergangenheit hättest du vielleicht siegen können, aber du wolltest den scheinbar einfachen Weg gehen und diese Welt in dieser Zeit zurückerobern. Nun wirst du hier und jetzt dein Ende finden.«
ICH HABE DEIN VOLK VERNICHTET !, brüllte Khraátam. UND ICH WERDE AUCH DICH ALS LETZTES ÜBERBLEIBSEL TÖTEN. DU HÄTTEST DICH BESSER IRGENDWO VERKRIECHEN SOLLEN, STATT ES ZU WAGEN, MEINEN ZORN HERAUSZUFORDERN!
Im gleichen Moment griff er an.
Auch für Gelinian kam die Entwicklung völlig überraschend. War dieser kristallene Gigant wirklich das vorlaute, bunte Fellwesen, dem sie nach Illuriens Befreiung begegnet war?
Feuer schoss aus dem Auge des Schattenmahrs und hüllte es ein. Bis in die Eingangshalle der Mine hinein war die unglaubliche Hitze zu spüren, doch das Kristallwesen reagierte nicht einmal, auch nicht, als der Schattenmahr Blitze aus seinen Tentakeln zucken ließ. Stattdessen griff es zu, packte gleich mehrere Fangarme und zerriss sie scheinbar mühelos.
Die beiden Titanen hielten sich gegenseitig umfangen und versuchten einander zu überwältigen, doch der eigentliche Kampf fand nicht auf der körperlichen Ebene statt. Gelinian konnte die ungeheuren magischen Energien spüren, die aufeinanderprallten, so machtvoll, wie sie noch niemals etwas auch nur annähernd Vergleichbares erlebt hatte.
Minutenlang dauerte dieses stumme Ringen nun schon, dann sah Gelinian zu ihrem Entsetzen, wie das Kristallwesen zu wanken begann. Selbst dieser Titan schien den Kräften des Schattenmahrs nicht gewachsen zu sein.
Neben ihr entstand Bewegung, als die Elbenmagier vortraten. Gelinian spürte Illuriens Hand auf dem Arm.
»An dir wird es nun liegen, die Überlebenden unseres Volkes in eine neue Zukunft zu führen«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter. »Du bist meine Erbin, und ich lege alle Verantwortung in deine Hände.«
Gelinian fuhr herum. Ein Entsetzen, noch größer als beim Anblick des Schattenmahrs, ergriff sie. »Was … was soll das bedeuten, Mutter?«
»Unser Volk wurde von den Göttern auserwählt, das Chaos und die Dunkelheit zu bekämpfen. Wir haben diesen Kampf vor langer Zeit geführt und uns dann immer weiter aus der Welt zurückgezogen. Aber nun hat uns die Vergangenheit eingeholt, und wir müssen zu Ende führen, was wir damals begonnen haben. Wir können uns unserer Pflicht nicht entziehen.«
»Nein, tu das nicht!«, schrie Gelinian, als sie begriff, was diese Worte zu bedeuten hatten. Sie versuchte, ihre Mutter zu packen und festzuhalten, aber zusammen mit den meisten anderen Magiern war sie bereits über die Schwelle des ehemaligen Zarkh-Tahal getreten. Nur einige wenige junge Magier waren zurückgeblieben.
Gelinian wollte ihr nacheilen, doch Serilana und ein anderer Elb hielten sie fest.
»Lass sie, du kannst sie nicht aufhalten. Es ist ihre Bestimmung«, vernahm sie die Stimme ihrer Freundin wie aus weiter Ferne.
Voller Verzweiflung beobachtete sie, wie die Elbenmagier einen Kreis um die beiden miteinander ringenden Titanen bildeten und ihre magische Kraft entfesselten.
Lhiuvan konnte die Unsicherheit des Schattenmahrs spüren. Bilder von einem wahrhaft apokalyptischen Krieg, der in ferner Vergangenheit stattgefunden hatte, tauchten vor seinem inneren Auge auf.
Die Kristallwesen waren ein nur kleines, aber uraltes und mit mächtigen magischen Kräften ausgestattetes Volk gewesen, doch eines Tages hatten sie ein Tor zu einer von den Schattenmahren beherrschten Welt geöffnet und damit ihren Untergang heraufbeschworen. Die Mahre fielen über sie her, trafen jedoch auf einen nahezu gleichwertigen Gegner. Der Krieg währte Jahrhunderte, schließlich siegten die Mahre, aber auch von ihnen waren die meisten gestorben, und die Welt, die sie hatten erobern wollen, war so verheert, dass sie nicht einmal mehr ihnen von Nutzen war.
Und nun stellte sich heraus, dass eines dieser Wesen überlebt hatte, und erneut forderte es Khraátam, den mächtigsten aller Schattenmahre, zum Kampf heraus.
Und nun griffen auch noch die Elben in den Kampf ein. Zum ersten Mal in seiner Äonen währenden Existenz spürte Khraátam, dass er auf einen Feind traf, dem er nicht gewachsen war.
Lhiuvan vernahm den Hilferuf des Mahrs und setzte sich, dem fremden Willen gehorchend, in Bewegung. Sein Heer, die Schlacht – all das hatte nun keinerlei Bedeutung mehr.
Er war schwach, denn Khraátam versuchte jedes bisschen Kraft
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