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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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er, zog das Sacktuch aus seinem Kragen und wischte sein Messer daran sauber. Dann lockerte er seinen Gürtel um zwei Löcher, lehnte sich zurück und kramte mit einem auffordernden Blick eine stummelige Pfeife aus seiner Jackentasche.
    Der Neuankömmling, ein mittelgroßer, kräftig gebauter Mensch in abgetragenen Kleidern, rutschte neben ihn und warf einen Beutel auf den Tisch. Er wandte sich seinem Nachbarn zu, der ihm sogar im Sitzen gerade mal bis zur Schulter reichte. »Du hast da Zeug in deinem Bart, Trurre«, zog er ihn auf. »Viel Zeug. Und, wie ich mit Schrecken vermute, altes Zeug!«
    »Mein Notvorrat für schlechte Zeiten«, lachte Trurre gutmütig und striegelte seinen durchaus gepflegten Bart mit kurzen, kräftigen Fingern. Das einzelne Bröckchen Käse, das sich darin verfangen hatte, wanderte zwischen seine Zähne. Dann zog er sich den Beutel heran, öffnete ihn und begann seine Pfeife zu stopfen. »Feines Kraut«, murmelte er anerkennend und zerrieb eine Prise unter seiner knolligen Nase. »Aus dem Langen Land, habe ich recht?«
    »Wo ist unsere verehrte Freundin?«, fragte der andere und blickte sich um. »Noch nicht eingetroffen?«
    Trurre knurrte behaglich und stieß eine geradezu beängstigende Rauchwolke aus. Er lehnte den Kopf zurück und sah zu, wie sie sich zu den geschwärzten Deckenbalken emporkräuselte. »Habe sie noch nicht gesehen«, erwiderte er. »Aber ich habe so ein Gefühl, als würden wir sie heute auch nicht zu sehen bekommen. Ist was dazwischengekommen.«
    »Du und deine Gefühle«, sagte der andere lachend. »Das ist unzwergisch, das solltst du doch wissen.«
    Trurre schnaubte. »Erzähl gerade du mir, was zwergisch ist und was nicht, Halber!«
    Der andere grinste. Er streckte seine Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei die Ärmel seiner Jacke hochrutschten und muskulöse, behaarte Unterarme sehen ließen. Er musterte aufmerksam den Raum. »Keine Goldeselchen hier«, murmelte er. »Das dürfte unsere Freundin freuen. Sie hat eine Allergie gegen die Bande.«
    »Da sind wir schon zu zweit«, murmelte Trurre. Er schob seinem Freund den Tabaksbeutel zu. »Danke, Lluigolf. Kann ich dir dafür ein Bier spendieren?«
    »Bin hiermit noch nicht fertig«, erwiderte Lluigolf. Er nahm einen großzügigen Schluck und wischte sich über die bartschattigen Wangen. Dunkles Haar kräuselte sich über seiner Stirn und fiel in dichten Locken fast bis zum Kragen seines groben Leinenhemdes. Die dunkelbraune Jacke, die er trug, hatte schon bessere Zeiten gesehen, und auch die derben Hosen zierte der eine oder andere Flicken.
    »Was machen wir, wenn sie nicht kommt?«, fragte Trurre. »Warten wir, und wenn ja, wie lange?«
    »Was bleibt uns übrig?«, fragte Lluigolf zurück. Er fischte nun ebenfalls eine Pfeife aus der Tasche. »Wir warten, und es gibt unangenehmere Orte, die ich mir dafür vorstellen könnte.«
    Der Schankraum hatte sich gefüllt, Männer aus dem Dorf standen um den Tresen und tauschten Neuigkeiten und Klatsch aus, wobei der Wirt naturgemäß die ergiebigste Quelle für Nachrichten aus der näheren und weiteren Umgebung war.
    »Der Markgraf will schon wieder die Steuern anheben, hab ich gehört«, schimpfte ein vierschrötiger Mann, dem Stallmist an den Stiefeln klebte. »So langsam weiß ich nicht mehr, wo ich’s hernehmen soll! Auf dem Viehmarkt in Steinbergen hab ich’s gehört, er will wohl wieder sein Heer vergrößern. Was das soll, wir leben im tiefsten Frieden seit ewigen Zeiten.«
    »Es gibt Gerüchte, dass die Orks sich wieder rüsten«, erwiderte ein anderer, der mit seinen dicken Fingern einen Zipfel Wurst in scharfe Soße tunkte und sich in den Mund schob. »Die Orks oder die Zwerge oder die Leute von der anderen Seite der Berge, ich hab’s vergessen«, fuhr er kauend fort. »Irgendwer von dem auswärtigen Gesindel jedenfalls. Und die Elben werden uns kaum zu Hilfe kommen. Die halten sich fein raus, ist denen doch egal, wenn unsere Felder plattgemacht werden und unser Zuchtvieh in Soldatenmägen landet.«
    »Ich denke nicht, dass es Krieg geben wird«, warf der Wirt ein. Er polierte einen Zinnkrug und hauchte ab und zu über die blanke Oberfläche. »Der Markgraf hat eine anspruchsvolle neue Gespielin und will ihr ein Lustschloss bauen – das kostet Geld.« Er grinste, und die Bauern lachten dröhnend.
    Lluigolf wandte seinen Blick zur Hintertür, durch die sein Begleiter verschwunden war. Nach ihm waren noch zwei Männer hinausgegangen, die

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