Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
Kindergartenkind. Sie geht sehr gerne dorthin und hat eine Menge Freunde. Und leider auch schon einige Schimpfwörter kennen gelernt.
Was sie allerdings am liebsten mag, ist mit Susi oder mir auf den Spielplatz zu gehen. Aber nicht auf irgendeinen. Nein, es muss der sein, auf dem Benny und ich so viele glückliche Stunden verbracht haben. Auch wenn die Schatten der Vergangenheit mich regelmäßig einholen, schaffe ich es trotzdem, sie dorthin zu begleiten.
Das Betreten des Häuschens vermeide ich allerdings tunlichst.
Benny
Über fünf Jahre ist es her, dass ich mein Heimatdorf verlassen habe. Heute kehre ich zum ersten Mal wieder zurück.
Mein erster Weg führt mich nicht nach Hause, sondern zum Spielplatz. Es ist nicht viel los, was mir allerdings auch ganz recht ist.
Zwei Muttis sitzen zusammen auf einer Bank und trinken ein noch heiß dampfendes Getränk, während drei kleine Kinder im Sandkasten sitzen und Kuchen backen.
Ich setze mich auf eine der Bänke, die etwas abseits neben einem Baum stehen und schaue den dreien bei ihrem Spiel zu. Langsam schweifen meine Gedanken ab. Deshalb schrecke ich auch hoch, als mich eines der Kinder plötzlich anspricht.
„Du Onkel“, fragt mich ein blond gelocktes Mädchen mit blauen Augen und einer süßen, sommersprossigen Stubsnase, „wo hast du denn dein Kind gelassen?“
„Ich habe keins, Prinzessin“, antworte ich ihr lächelnd. Irgendwie erinnert sie mich an Lucas.
„Und warum nicht?“, fragt sie weiter.
„Na, weil ich keine Freundin habe. Und ich habe auch keine Zeit für solch eine kleine Madam Naseweis wie du es bist.“
Fragend legt sie ihren Kopf etwas seitlich. „Was ist eine Maman?“
„Madam, Mäuschen. Das ist ein anderes Wort für eine Frau.“
„Dann ist Mama ja auch so eine“, grinst sie mich breit an.
„Ganz genau. Und du, kleiner Sonnenschein, hast du auch einen Namen?“
„Na klar“, meint sie entrüstet und stemmt ihre kleinen Hände in die Hüften. Sie sieht so altklug, aber dabei so niedlich aus, dass ich unwillkürlich auflachen muss. Das lässt ihre Augen zornig auffunkeln.
„Ich heiße Fiona und ich finde dich doof, wenn du über mich lachst“, schmollt sie und zieht eine Schippe.
„Ich lach doch nicht über dich. Ich finde es nur zu niedlich, wenn du eine Schnute ziehst“, versuche ich sie zu beruhigen. „Fiona heißt du also. Das ist wirklich ein wunderschöner Name.“
„Danke. Den hat Papa mir gegeben, sagt Mama immer“, strahlt sie mich nun wieder an. Dann schaut sie mich an und ich kann direkt sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitet. „Bist du morgen wieder hier?“
„Ich weiß nicht. Wieso fragst du?“
„Weil ich auf jeden Fall morgen Nachmittag mit Papa herkomme. Ich glaube, Papa würde dich auch nett finden“, erklärt sie mir. Bevor ich jedoch antworten kann, wird sie von ihrer Mutter gerufen. „Ich muss jetzt los. Aber wir sehen uns ja morgen wieder.“ Und weg ist sie.
Ich sitze noch lange auf der Bank und weiß nicht, was ich machen soll. Morgen wiederkommen oder nicht?
Aber jetzt will ich erst einmal ein bisschen durch die Gegend fahren. Vielleicht treffe ich ja jemanden von früher.
Langsam fahre ich mit meinem dunkelblauen Leihwagen durch die altvertrauten Straßen und bleibe vor einem Wohnblock stehen. Ganz unbewusst hat mich mein Weg zu dem Haus geführt, in dem Lucas wohnt.
Ich sitze eine ganze Weile in dem Wagen und überlege, ob ich mal bei ihm klingeln soll. Als ich mich dann endlich dazu durchgerungen habe, gehe ich mit weichen Knien auf die Eingangstür zu. Fast blind, schließlich weiß ich ganz genau, wo sich der richtige Klingelknopf befindet, will ich auf den Knopf drücken. Schaffe es im letzten Moment aber noch, den Finger wieder zurück zu ziehen. Voller Entsetzen und Enttäuschung muss ich feststellen, dass der Name „Reuter“ dort nicht mehr steht. Auch auf keinem der anderen Schilder. Traurig gehe ich zurück zu meinem Auto und lasse mich schwerfällig in den weichen Sitz fallen.
Lucas ist mit seiner Familie also weggezogen. Sicherlich ist er schon verheiratet und hat ganz bezaubernde Kinder. Was habe ich denn auch erwartet? Dass er immer noch hier wohnt und auf mich wartet? Trotzdem geht es mir an die Nieren. Schließlich war er sonst immer für mich da.
Seufzend schnalle ich mich an und starte den Wagen. Fahre den Weg zu meinem Elternhaus. Wie lange bin ich hier nicht mehr gewesen. Und dennoch sieht es hier aus wie früher. Nichts hat sich verändert. Sogar der
Weitere Kostenlose Bücher