Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
heulen, hatte er mir noch eine gescheuert und mich ohne Essen auf mein Zimmer geschickt. Mit dem Zusatz, ja bloß nichts meiner Mutter zu erzählen.
Denn wenn Mama am Wochenende zu Hause ist, dann spielt er den lieben, netten Papa, der alles für seinen Sohn machen würde.
Und jetzt hocke ich hier hinter einem Busch und muss mit ansehen, wie mein einziger Freund, mein Bubu, mit dem seltsamen Jungen verschwindet.
Zu meinem ‚Glück’ fängt es auch noch an zu regnen. Tolle Wurst!
Bis ich zu Hause ankomme, bin ich klatschnass und liege am nächsten Tag mit einer dicken Erkältung im Bett.
Gott sei dank ist Wochenende und Mama kann sich um mich kümmern!
Und am Montag geht es mir soweit wieder gut, dass ich in die Schule gehen kann. Denn die ist, im Vergleich zu meinem Zuhause ohne Mama, immer noch das kleinere Übel.
Kapitel 2
Benny
Als ich am Tag der Beerdigung an der Seite meiner Mutter die Kirche verlasse, sehe ich ihn das erste Mal wieder. Einsam und verlassen steht er an der Hecke und es sieht fast so aus, als würde er am liebsten in diese hineinkriechen. Auch wenn die Trauer um meinen Vater mich im Augenblick doch ziemlich übermannt, so schaffe ich es doch, ihm ein kleines Lächeln zu schenken. Mit einem Fingerzeig deute ich ihn an, auf mich zu warten.
Aus den Augenwinkeln kann ich noch grade so sehen, wie er der Trauergemeinde mit gebührendem Abstand folgt. Wartet, bis ich mit meiner Mutter und meinen Großeltern alleine am Grab stehe und kommt schüchtern ein paar Schritte auf mich zu. Ich sage meiner Mutter Bescheid, dass ich mal kurz weg bin und gehe dann auf ihn zu.
„Hallo“, meine ich leise und wir gehen zusammen ein kleines Stückchen.
„Hallo“, erwidert er ebenso leise, „das mit deinem Vater, ich habe das nicht gewusst, als du da auf dem Spielplatz warst. Tut mir echt leid.“
„Konntest du ja auch nicht wissen“, erwidere ich. „Es ist schön, dich wieder zu sehen. Ich war jeden Tag auf dem Spielplatz und hatte gehofft, dass du auch kommst. Ich hab hier nämlich jemanden, der sicherlich gerne wieder zu dir möchte.“ Mit flinken Händen öffne ich den Reißverschluss von meinem Anorak und befördere wie ein Zauberer seinen Teddy wieder ans Tageslicht. „Tada!“
„Bubu“, haucht der Blondschopf, als ich ihm den Bären hinhalte und greift zögerlich danach. Dann drückt er ihn fest an seine Brust. Ich kann Tränen der Freude in seinen Augen schimmern sehen. „Danke!“
„Da nicht für. Ich muss wieder los. Aber wenn du willst, dann treffen wir uns morgen Nachmittag bei unserem Häuschen“, schlage ich vor und blicke kurz darauf in ein strahlendes Gesicht.
„Ja! Ich bin da“, freut sich der Kleine und will schon freudig davon hüpfen, als ich ihn grade noch am Ärmel festhalten kann. „Wie heißt du eigentlich?“
„Lucas. Lucas Reuter. Und du?“
„Benjamin Weber. Aber du kannst mich Benny nennen, machen alle. Also dann, Lucas Reuter, bis morgen“, verabschiede ich mich und gehe wieder zu meiner Mutter und den Großeltern.
„Tschüss, bis Morgen“, ruft Lucas mir hinterher.
Als ich abends in meinem Bett liege, fehlt mir das Stofftier doch etwas. Nein, eigentlich fehlt es mir ziemlich doll!
Meine Großeltern bleiben noch ein paar Tage bei uns und helfen vor allen Dingen meiner Mutter bei den ganzen bürokratischen Dingen. Aber auch für mich haben sie viel Zeit. Ich bin gerne mit den Beiden zusammen, auch wenn Mama damit nicht so recht klar kommt.
Nach Durchsicht aller Papiere, Gängen zu den Banken und Versicherungen, haben sie festgestellt, dass Papa sehr gut für uns gesorgt hat.
Das Haus ist bezahlt und für mich hat er ein ziemlich großzügiges Ausbildungskonto angelegt. Und auch sonst wird Mama nicht wieder arbeiten müssen. Es sein denn, sie will.
In dieser Zeit habe ich nicht viel Gelegenheit, mich um meinen neuen Freund zu kümmern. Nur ein paar kurze Momente auf dem Spielplatz sind möglich und dann muss ich leider schon wieder nach Hause.
Doch am Ende der Woche verabschieden sich meine Großeltern. Ich packe Saft und Kekse ein und wir treffen uns in „unserem“ Häuschen.
„Geht es dir gut, Benny?“, fragt Lucas mich und knabbert etwas von dem Schokoladenkeks ab, bevor er einen Schluck aus der Capri-Sonne nimmt.
„Hm“, brumme ich und versuche die beiden Hälften der Prinzenrolle auseinander zu drehen, um so an den leckeren Schokoladenkern zu gelangen. Doch ich habe die Rechnung ohne den Keks gemacht. Denn der bricht so
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