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Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Titel: Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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zu Hause. Voller Vorfreude öffne ich vorsichtig die Tür. Aus meiner letzten Begegnung mit meinem „Vater“ habe ich gelernt und achte jetzt immer auf die Tür. Oder besser, auf das, was hinter der Tür steht.
    Diesmal ist es aber nur Lisa, die mit einem ziemlich verweinten Gesicht auf mich wartet. Entsetzt sehe ich sie an.
    „Was ist denn mit dir passiert, Prinzessin?“, frage ich sie leise und erhalte nur ein Schniefen zur Antwort. Ihre Hand, in der sich eine kleine Plastiktüte befindet, streckt sich mir entgegen. Behutsam nehme ich sie ihr ab.
    „Ich kann nichts dafür, Lucas“, schnieft sie leise und wischt sich mit dem Handrücken über die Nase. „Als die Post vorhin gekommen ist, habe ich sie reingeholt. Und da war eine Karte von Benny dabei. Ich habe sie nicht gelesen. Nur den Namen. Ich habe mich aber so gefreut, dass ich die ganze Zeit gerufen habe, dass wir endlich eine Nachricht von unserem Benny haben. Papa wollte, dass ich sie ihm gebe. Als ich das nicht getan habe, hat er mich ganz doll am Arm gefasst und sie mir weggenommen. Dann hat er sie sich durchgelesen, in ganz viele kleine Stückchen gerissen und anschließend einfach weggeworfen. Ich bin so sauer auf ihn. Aber ich konnte gar nichts machen.“ Wieder laufen ihr Tränen über die Wangen.
    Tröstend nehme ich sie in meine Arme. Dabei rutscht ihr Shirt am Ärmel etwas nach oben und ich kann deutlich die Spuren sehen, die die Hand unseres Vater an ihrem zierlichen Arm hinterlassen hat. In mir breitet sich eine unbändige Wut aus.
    „Nicht weinen, Süße. Ich mach dir doch gar keine Vorwürfe. Du kannst doch nichts dafür. Und ich danke dir, dass du die Schnipsel aufgesammelt hast. Ich werde gleich in mein Zimmer gehen und ein wenig puzzeln. Dann kriege ich schon raus, was Benny mir zu sagen hat. Und du gehst jetzt am besten zu Bett und schläfst. Schließlich haben wir morgen wieder Schule. Und da willst du doch ausgeschlafen sein, oder?“ Sanft streiche ich über ihren Kopf und wische ihre Tränen fort. Nickend sieht sie mich an, drück mich noch einmal und verschwindet dann in ihrem Zimmer.
    Ich stehe immer noch im Flur, die Tüte in meiner Hand und ich merke, wie ich sauer werde. So richtig sauer.
    Mit den Schnipseln in der Hand stürme ich ins Wohnzimmer.
    „Wie kannst du es wagen …“, fauche ich erbost und halte ihm die Papierfetzen entgegen. Werde allerdings gleich von ihm unterbrochen.
    „Ah, die heiß ersehnte Post von deiner Schwuchtel.“
    Wütend balle ich die Faust. „Wenn du deinen Frust an mir auslässt, bitte, ich bin es gewohnt. Aber lass deine Finger von Lisa. Verstanden?“
    Langsam erhebt er sich und baut sich vor mir auf. „Sonst was?“, fragt er lauernd und mir wird von seiner Bierfahne fast übel.
    „Sonst …“, beginne ich und erzittere innerlich, weil ich genau weiß, dass ich gegen ihn keine Handhabe habe. Resigniert schüttele ich den Kopf.
    „Brav, mein Junge“, spottet er und tätschelt mir die Wange, „so will ich dich haben. Und jetzt verschwinde lieber - solange ich noch gute Laune habe. Wir wollen ja nicht, dass du schon wieder über deine eigenen Füße stolperst, nicht wahr.“ Damit ist für ihn das Gespräch beendet. Zufrieden setzt er sich wieder auf sein Sofa und greift nach Bierflasche und Fernbedienung.
    Und ich? Ich verlasse mit hängenden Schultern und Tränen in den Augen die Stube und gehe in mein Zimmer. Hunger habe ich keinen mehr. Eigentlich ist mir nur noch schlecht. Auch wenn es sicherlich besser wäre, jetzt einfach ins Bett zu gehen, so habe ich doch nur noch ein Ziel für heute - Bennys Karte wieder herzustellen!

    Fast zwei Stunden sitze ich an diesem Puzzlespiel und wäre es mir nicht so wichtig, hätte ich es längst in die Ecke geschmissen. Aber so sitze ich angestrengt über meinem Schreibtisch und schiebe die einzelnen Stücke immer wieder hin und her. Zuerst habe ich gedacht, ich könne mich vielleicht an den Bildern auf der Vorderseite orientieren. Aber von wegen. Benny hat eine Karte mit einem schwarzen Bild geschickt, auf der so in etwa etwas von ... bei Nacht … steht. Um welche Stadt es sich dabei handelt, kann ich leider nicht mehr entziffern. Also habe ich mich wieder an die Schriftseite gemacht. Mir brennen die Augen und es ist nicht einfach, die richtigen Teile zusammen zu fügen. Der Alte hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Alles schön fransig zerrissen. Doch nach über zwei Stunden bin ich nun soweit, dass ich alles mit einigen Klebestreifen wieder

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