Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
gewandt sprach sie eindringlich weiter. „Du wirst keine Dummheiten machen! Hast du verstanden? Du kannst gegen diesen maskierten Mann nichts ausrichten. Glaub mir! Mir wird schon nichts passieren!“ Kellen sah sie nur missmutig und skeptisch an, sagte aber kein Wort. „Versprichst du mir, dass du uns nicht verfolgen wirst?“, drang sie beharrlich weiter auf ihn ein. Schließlich schaute sie mit flehenden Augen zu Albin, da Kellen nicht zu antworten gedachte. „Albin, du wirst auf ihn aufpassen müssen!“ Albin sah ernst von Elea zu seinem ältesten Sohn und nickte stumm. Anschließend trank sie den Becher mit Wasser, den Breanna ihr an den Mund hielt, in einem Zug leer und ließ sich von ihr mit etwas Brot und Käse füttern.
Maél ging mit Jadora zu den Pferden und drückte ihm Eleas Rucksack samt Bogen und Köcher gereizt in die Hände. „Sieh nach, ob sie noch irgendwelche Waffen eingesteckt hat! Ich muss mich um mein Bein kümmern. Dieses Weib hat mich tatsächlich getroffen!“, zischte er dem Krieger zu. „Dann muss sie ja eine verdammt gute Bogenschützin sein“, gab der Hauptmann anerkennend zum Besten und betrachtete sich die Pfeilspitzen. „Du hast Glück gehabt. Die Pfeile haben keine Metallspitze.“
„ Sonst würde ich jetzt auch kaum vor dir stehen“, gab Maél bissig zurück. „Wieso hast du sie so zugerichtet? Sie ist eine verängstigte, junge Frau, fast noch ein Mädchen!“, fragte Jadora in vorwurfsvollem Ton. „Einen verängstigten Eindruck hat sie nicht gerade auf mich gemacht. Sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Und mit ihrem Gekreische hat sie den ganzen Wald aufgeweckt. Ich musste sie irgendwie zum Schweigen bringen.“
„ Du hättest sie auch einfach knebeln können!“ Maél gab nur ein ungehaltenes Schnauben zur Antwort. Mit einem Messer schnitt er die Hose auf, schüttete Wasser aus seinem Wasserschlauch auf die Wunde und reinigte sie. Dann öffnete er die Satteltasche, um einen Leinenstreifen herauszuholen. Sofort stieg ihm der Duft von Rosen und Lavendel, der von dem Haarzopf ausging, in die Nase. Er griff verärgert nach ihm und überlegte, was er damit machen sollte: Einfach wegwerfen? Ihr zurückgeben? Oder ihn behalten? Er entschied sich für letzteres. Er steckte ihn einfach wieder zurück in die Satteltasche. Dann drehte er sich zum Haus um und entdeckte sie am Fenster sitzend, während die Frau ihre Wunde versorgte. Maél wusste nicht, was er von Eleas Benehmen halten sollte. Auf jeden Fall würde er auf der Hut sein müssen. Wer weiß, welche Talente noch in ihr stecken?! Mit Pfeil und Bogen umgehen kann sie jedenfalls. Und hätte sie Jadora oder einer seiner Krieger in den Wald verfolgen müssen, um sie einzufangen, dann wären sie kläglich gescheitert. Er löste seinen Blick von der jungen Frau und machte sich fluchend daran, sein Bein zu verbinden. Jadora hatte inzwischen gründlich den Inhalt des Rucksacks inspiziert. „Also ich habe nichts Auffälliges gefunden: Kleidung, Proviant und einen Wasserschlauch. Interessant ist allerdings diese kleine Tasche. Sie enthält allerlei Heilmittel und - du wirst es nicht glauben - Instrumente, mit denen sie eine offene Wunde behandeln kann.“
„ Das überrascht mich nicht. Ihr Zimmer ist voll von heilkundigen Büchern und Schriftrollen mit Zeichnungen des menschlichen Körpers.“
„ Sie ist außergewöhnlich. Nicht nur ihre Erscheinung, auch ihre Fähigkeiten. Findest du nicht auch? So völlig anders als alle Frauen, die mir jemals begegnet sind.“ Maél quittierte Jadoras Schwärmerei mit einem übellaunigen Brummen. Damit war das Thema für ihn beendet. Er wollte sich schon auf den Weg zum Haus machen, als Jadora ihm einen merkwürdigen Stab hinhielt. „Den habe ich auch noch gefunden. Was hältst du davon?“ Maél nahm ihn in die Hand und tastete mit den Fingerspitzen über die eingeritzten Furchen. „Er trägt dieselben Zeichen und Symbole wie eine Holzschatulle, die ich in ihrem Zimmer gesehen habe. Gefährlich sieht er nicht aus. Steck ihn mit ihren restlichen Sachen wieder zurück in den Rucksack und mach ihn an meinem Sattel fest! Ich habe noch etwas zu klären. Dann verschwinden wir von hier.“
In Jadoras Stirn grub sich eine tiefe Falte. Er räumte rasch Eleas Habseligkeiten wieder in den Rucksack und schaute dem hochgewachsenen Mann nach. Dieser ging trotz seiner Beinverletzung mit ungebrochen energischen Schritten auf das Haus zu. Jadora holte ihn jedoch ein und hielt ihn an
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