Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Augen ließ.
Nach einer ganzen Weile erlöste ein Schrei von Jadora die Krieger von ihrer unrühmlichen Vorstellung. Sie waren am Ende ihrer Kräfte – alle, einschließlich Jadora. Manche ließen sich erschöpft auf die Erde fallen oder stützten sich in gebückter Haltung auf ihrem Schwert ab, das sie in den Boden gerammt hatten, sofern sie noch eines besaßen. Maél war es immer wieder gelungen, den einen oder anderen zu entwaffnen. Während sich Jadora und seine Männer an Ort und Stelle erholten, kam Maél frisch wie immer mit kraftvollen Schritten auf Elea zugeschritten. Angeber! Als er ihre Schlafstelle erreichte, stellte Elea mit einer gewissen Erleichterung fest, dass diese übermenschliche Anstrengung ihm zumindest den Schweiß aus den Poren getrieben hatte. Sein Haar war klatschnass. Er entledigte sich seines Panzers und seines Kettenhemdes und zog sich die schweißdurchtränkte Tunika über den Kopf. Elea musterte ihn unverhohlen und staunte wieder insgeheim über seinen athletischen Oberkörper. „Gefällt Euch, was ihr seht?“, fragte er wieder in dem für ihn so typisch gewordenen, amüsierten Ton. Elea schnaubte empört die Luft durch die Nase und schüttelte nur mit dem Kopf. Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. Um ihre peinliche Lage zu überspielen, entgegnete sie ihm vorwurfsvoll. „Ihr Männer habt es gut. Ihr könnt etwas gegen Eure Langeweile tun und Euch im Schwertkampf üben und körperlich ertüchtigen. Ich sitze hier seit fast drei Tagen nur herum und werde wie eine Gans gemästet.“
„ Wonach steht Euch denn der Sinn? Soll ich Euch mit Eurem Bogen ein paar Pfeile schießen lassen und es riskieren, dass sich einer versehentlich durch mein Herz bohrt?“ Elea schaute zunächst etwas verlegen auf den Boden, sah ihm dann aber selbstbewusst direkt in sein blaues und schwarzes Auge. „Ich denke, vorerst habt Ihr von mir keinen weiteren Mordanschlag zu befürchten. Jetzt, da ich weiß, dass Ihr Kellen nicht getötet habt.“
„ Also gut. Meinetwegen könnt Ihr Euren Bogen haben. Jadora ist sowieso schon ganz wild darauf, eine Kostprobe Eurer Schießkunst zu bekommen.“
„ Mir liegt nichts daran, mich zur Schau zu stellen – wie manch anderer - und zu zeigen, wie gut ich mit dem Bogen umgehen kann.“ Maél schaute die junge Frau mit hochgezogener Braue erwartungsvoll an. „An welche körperliche Ertüchtigung denkt Ihr dann?“ Sein Blick glitt anzüglich über ihren Körper. Elea errötete schon wieder und fauchte ihn an. „Danach bestimmt nicht und schon gar nicht mit Euch.“
„ Ach ja. Ich vergaß Eure Vorliebe für Jünglinge, die noch nicht trocken hinter den Ohren sind“, gab er lachend zurück.
War das eben ein Lachen? Jetzt lacht er sogar schon laut über mich. Dem wird das Lachen noch vergehen!
Sie zügelte die in ihr aufsteigende Wut. „Zu Hause bin ich fast täglich im Wald laufen gegangen.“
„ Aha. Und wie stellt Ihr Euch das jetzt hier vor?“, wollte Maél wissen. „Also falls Ihr Euch noch nicht zu sehr verausgabt habt, dann könntet Ihr mich doch beim Laufen begleiten. Oder aber Ihr reitet auf Arok neben mir her.“ Woher weiß sie, wie mein Pferd heißt? Maél dachte kurz nach, bevor er antwortete. „Warum eigentlich nicht?! Ich werde Euch zu Fuß begleiten. Das bisschen Hin- und Hergerenne werde ich gerade noch verkraften können. Nehmt Euren Rucksack mit! Dann können wir anschließend uns noch am Bach waschen gehen. Wer weiß, wann wir diese Möglichkeit wieder haben werden.“ Elea ließ sich das nicht zweimal sagen. Vielleicht konnte sie ja sogar baden gehen. Sie hatte das Gefühl, dass der Gestank der Schlaffelle der beiden Krieger immer noch an ihrem Körper haftete. Während sie nur die Dinge in ihren Rucksack packte, die sie zum Baden benötigte, schlenderte Maél zu Jadora hinüber und wechselte mit ihm ein paar Worte. Dann verließ er den Hauptmann, in dessen Gesicht große Verwunderung geschrieben stand, und kehrte zu Elea zurück. Seine Satteltasche ergreifend forderte er sie auf: „Rennt einfach los! Ich bleibe an Eurer Seite.“ Das wollen wir doch mal sehen, ob du an meiner Seite bleibst! Elea konnte es kaum erwarten, dem selbstgefälligen Mann eine Lektion zu erteilen. Sie lief los, ließ es aber erst einmal langsam angehen. Sie hatte sich ihren Rucksack geschultert, sodass sie die Arme frei bewegen konnte. Maél hingegen hatte seine Satteltasche lässig über die Schulter geworfen, sodass er sie
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