Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
mit einer Hand festhalten musste. Nach einer Weile ging die junge Frau in einen schnellen Trab über. Das steppenartige Gelände bot ebenso wie ihr Wald zahlreiche Hindernisse, in Form von Sträuchern, Steinen und Inseln von hohen Gräsern, die die beiden entweder überspringen oder umlaufen mussten. Nach einer Weile ging Maéls Atem in lautes Keuchen über, während Elea zu ihrem ruhigen Atemrhythmus gefunden hatte, den sie sich im Laufe vieler Jahre bei ihrem gewohnt schnellen Tempo antrainiert hatte. Maél hielt zwar seine Position, aber deutlich mit Mühe. Dies entlockte Elea ein nicht enden wollendes Lächeln. Maél blieb dies nicht verborgen. Verdammt! Sie scheint überhaupt nicht müde zu werden. Elea war in ihrem Element. Sie spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust kraftvoll hämmerte und sich jeder einzelne Muskel vor Anstrengung anspannte. Sie war so in das Hineinhorchen in ihren Körper vertieft, dass ihr zunächst gar nicht auffiel, dass ihr Aufpasser von ihrer Seite verschwunden war. Als sie sich dessen bewusst wurde, hielt sie verwundert an und drehte sich um. Da stand er, etwa fünfzig Schritte hinter ihr, die Satteltasche vor seinen Füßen auf dem Boden mit nach vorne gebeugtem Oberkörper und stützte sich mit seinen Händen schweratmend auf den Oberschenkeln ab. Elea schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, einfach weiterzurennen. Zu Fuß würde er sie niemals einholen können. Das stand fest. Aber dann verwarf sie gleich wieder die Idee, weil sie es um nichts in der Welt verpassen wollte, seine gerade erlittene Niederlage von seinem Gesicht abzulesen. So machte sie rasch kehrt und rannte zu ihm. Bei ihm angekommen, baute sie sich keck vor ihm auf und lief einfach auf der Stelle weiter. „Was ist los mit Euch? Strengt Euch das bisschen Hin- und Hergerenne zu sehr an?“, fragte sie spöttisch. Maél richtete sich auf und sah sie mit undurchschaubarem Blick an. Elea war gespannt auf seine Erwiderung, mit der er sich jedoch noch Zeit ließ und die junge Frau unverhohlen musterte. Als sich seine Atmung wieder beruhigt hatte, setzte er endlich zu einer Antwort an. „Das Mästen der letzten Tage hat Eurer körperlichen Verfassung offensichtlich keinen Abbruch getan. Ihr gebt mir wirklich Rätsel auf. Ihr habt eine größere Ausdauer als ein Ochse. - Hört jetzt endlich mit eurem Gezappel auf. Ich gebe mich ja schon geschlagen.“ Elea hielt in ihrer Laufbewegung inne und schaute ihn triumphierend an. „Seit wann macht ihr das schon mit dem Laufen?“, wollte Maél wissen. „Seit ich denken kann. Ihr müsst Euch aber in Eurem Stolz nicht zu sehr verletzt fühlen. Kellen und Louan hatten auch Mühe, mit mir mitzuhalten. Außerdem wäre unser Lauf vielleicht anders ausgefallen, wenn ihr Euch zuvor nicht beim Training mit dem Schwert verausgabt hättet. Wo lernt man denn so etwas, mit dem Schwert kämpfend durch die Luft fliegen? Und dann in dieser Geschwindigkeit? Manchmal hatte ich das Gefühl, ihr bewegt Euch schneller, als meine Augen Euch folgen konnten.“ Mael ging nicht auf Eleas Fragen ein. „Kommt! Wir sollten uns auf den Rückweg machen, der dank Eures Tempos sehr lange sein wird. Jadora macht sich sonst noch Sorgen…“
„ Interessant wäre zu wissen, um wen“, fiel ihm Elea lachend ins Wort. Jetzt ist es soweit! Sie hat den Spieß umgedreht. Er blieb abrupt stehen und sah sie durchdringend an. Dann schüttelte er nur mit dem Kopf und ging weiter. „Was ist los? Warum habt Ihr mit dem Kopf geschüttelt?“, fragte sie verwundert an seiner Seite klebend. „Gar nichts.“ Elea hörte nicht auf, ihn zu mustern, was ihn offensichtlich verunsicherte, da er sich verlegen durch sein Haar strich. „Dass Ihr mich mit zwei Jünglingen wie Kellen und Louan vergleicht, ist etwas unangemessen. Findet Ihr nicht? Ich bin ein erwachsener Mann, der über beispiellose körperliche Fähigkeiten verfügt, an die die beiden nicht einmal im Traume jemals heranreichen werden. So gesehen, ist meine Vorstellung von eben nicht gerade rühmlich. Und übrigens: Das Kampftraining, dessen Zeuge Ihr soeben ward, hat zweifellos die sieben Krieger an ihre Grenzen gebracht. Für mich war es bestenfalls eine Aufwärmübung.“ Nach diesen Worten war Elea verwirrt. Hatte Maél eben gerade einmal mehr seine unanfechtbare Überlegenheit angepriesen oder hatte sein ganzes Gerede einzig und allein dazu gedient, ihr ein Kompliment zu machen?
Sie gingen ein ganzes Stück nebeneinander her, ohne ein Wort zu wechseln – jeder
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