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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Ein geschockter Erfinder brachte ihm deutlich mehr ein. Es war nicht in seinem Sinn, zu töten, sondern diesen widerspenstigen Mann zur Räson zu bringen.
    „Bitte haltet ein. Ich gebe Euch alles, was Ihr verlangt“, flehte Brown mit tränenerfülltem Blick.
    Cayden neigte sich vor und blickte durch die Windschutzscheibe zum Himmel. Die ersten Spuren kündigten bereits die Morgendämmerung an. Die Zeit drängte, doch es waren nur noch wenige Meilen bis Duart Castle. Er trat das Gaspedal fester und stellte zufrieden fest, dass die verschnörkelte Anzeigenadel in seinem messingumrandeten Tachometer kräftig ausschlug. Der Motor röhrte unter der plötzlichen Beschleunigung auf, dem Verbrennungsmotor konnte er noch einiges an Geschwindigkeit abgewinnen. Das war auch gut so, denn bald würden die ersten Bauern auf den Weiden auftauchen. Er wollte kein unnötiges Aufsehen erregen. Solange er nur nachts unterwegs war, hielt das einfache Volk sein Gefährt für eine Höllenkreatur. Den Geräuschen nach zu urteilen, war es ihnen nicht zu verdenken. Cayden streckte die Hand aus dem Seitenfenster, ließ den Fahrtwind durch seine Finger gleiten und strich über den rauen Lack der Tür. Der Blick über die Motorhaube erfüllte ihn mit Stolz. Das Metall hatte er absichtlich so anfertigen lassen, dass es dem Panzer eines Krokodils ähnelte. Aus der Ferne musste sein Automobil aussehen wie eine überdimensionale Echse. Die graubraune, matte Farbe des Wagens diente der optimalen Tarnung in einem Land, in dem Erde und Bäume vorherrschend waren. Er mochte diese besonderen Spielereien an technischen Geräten. Auch konnte er im hinteren Bereich seines Gefährts der unangenehmen Sonnenstrahlung entgehen. Für eine Abdeckungsmöglichkeit der Fenster hatte er gesorgt. Doch die Gefahr, von besonders neugierigen Zeitgenossen entdeckt zu werden, war bei Tage unbestreitbar größer. Menschen waren mutiger, wenn sie sehen konnten, was sie nicht verstanden.
    In Städten wie London oder Edinburgh sah man auf den Straßen zumindest das eine oder andere sperrige Straßenfahrzeug, in das man Hochdruckdampfmaschinen eingebaut hatte. Sie zogen unglaubliche Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie mit kolossalem Lärm durch die unebenen Straßen schaukelten. Den Auspuff nicht dezent unter der Stoßstange angebracht, sondern wie ein Schornstein senkrecht aufgesetzt. Ein äußerst unschöner Anblick. Für Cayden war diese technische Neuerung damals Anlass, deren Weiterentwicklungsmöglichkeiten nachzugehen. Sowohl die Technik als auch die Optik betreffend. Das Mitführen eines überdimensionalen Kessels zum Antrieb einer solchen Straßenlokomotive entsprach nicht seiner Vorstellung von Ästhetik. Abgesehen davon neigten die Dinger dazu, zu explodieren, wenn die Maschinenteile nicht passgenau saßen. Eine ziemlich riskante Form der Fortbewegung. Für Menschen. Für ihn wäre eine derartige Fehlzündung zwar nicht tödlich, aber äußerst lästig. In den vergangenen zweihundert Jahren hatte er genügend Verletzungen erlitten, die normalerweise den sicheren Tod nach sich zogen. Einem Vampir genügte ein bisschen Blut, den Regenerationsprozess voranzutreiben. Notfalls reichte auch Tierblut. Er verzog bei dem Gedanken das Gesicht. Grundsätzlich zog er den süßen Geschmack von Menschenblut vor und das hatte er sich vor seiner Abfahrt von einem willigen Straßenmädchen genehmigt. Sie würde sich bald von dem geringfügigen Blutverlust erholen, damit sie ihren Körper weiterhin den weitaus abartigeren Vorlieben ihrer Kunden zur Verfügung stellen konnte.
    Brown und seine Tochter dürften mittlerweile den kleinen Anflug einer Amnesie überstanden haben. An seinen Besuch würde sich keiner von beiden erinnern. Dagegen war der Erfinder des von Spiritus betriebenen Verbrennungsmotors weniger kooperativ gewesen als John Brown. Vielleicht hätte Cayden sich damals nicht darauf einlassen sollen, dass der Forscher sich von ihm hatte bezirzen lassen. Dazu war die eindeutig sexuelle Anziehung zwischen ihnen gekommen, was er rückblickend immer noch befremdlich empfand. Aus reinem Interesse hatte er sich anfänglich auf eine Beziehungeingelassen, obwohl er die Reize eines weiblichen Körpers vorzog.
    Es folgten Besitzansprüche und ständige, emotionale Forderungen, was ihn letztlich dazu brachte, den weinerlichen Kerl auszusaugen. Über die Ideen aus dessen Kopf verfügte er zu diesem Zeitpunkt längst, doch auf die Erfindung des Viertaktmotors musste die Welt nun noch

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