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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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desinteressiert, blinzelte nur kurz zu dem Päckchen hinüber.
    „Verzeihung Sir, doch liegt es nicht in meinem Ermessen, bei welcher Arbeit ich mich für einen Kompagnon entscheide?“
    Caydens Oberlippe zuckte, als Wut in ihm hochkroch. Langsam ging er auf Brown zu und baute sich vor ihm auf. „Ich bin nicht Euer Kompagnon.“
    „Und ich bin kein Lakai“, erwiderte Brown. Mit bleichem Gesicht wich er einen Schritt zurück.
    „Wie Ihr meint“, entgegnete Cayden.
    Offenbar vom Protest des Vaters beeinflusst, sprang Lea vom Stuhl. „Ihr habt es gehört, Sir. Bitte verlasst sofort unser Haus.“
    Langsam wurde die Kleine lästig. Abrupt drehte sich Cayden zu ihr um, begegnete ihrem trotzigen Blick. Sofort folgten ihre Augen seiner Handbewegung. „Schweigt still, Weib!“
    Nachdem er einen bestimmten Punkt an ihrer Stirn berührt hatte, fiel Lea augenblicklich in Trance. Ihr Körper versteifte sich in einem kataleptischen Zustand. Bevor sie wie ein gefällter Baum nach hinten kippte, fing Cayden sie mit einem Arm auf und beförderte sie auf die Tischplatte. Ein spektakulärer Anblick für ihren entsetzten Vater, dessen Gesichtszüge erschlafften beim Anblick des vermeintlich leblosen Körpers seiner Tochter.
    „Oh Gott, mein armes Kind. Ihr habt es getötet.“
    Brown fuchtelte mit den Armen, ohne seine Tochter aus den Augen zu lassen. In seinem Blick lag echte Verzweiflung. Er war bereit.
    „Seid versichert, sie befindet sich bei bester Gesundheit und wird aufwachen, sobald ich es veranlasse.“
    Völlig entgeistert starrte Brown ihn an. „Was verlangt Ihr von mir?“
    „Die Pläne zum Bau Eurer Dynamomaschine. Ich verfüge über die notwendigen Mittel, die Entwicklung zu beschleunigen, bevor ich das Patent veräußern werde.“
    „Das könnt Ihr nicht tun, ich arbeite seit langer Zeit an dieser Möglichkeit. Und mehr ist es auch nicht, eine Möglichkeit, denn ich habe die Lösung noch gar nicht gefunden.“
    „Seht Ihr, darin liegt der Unterschied zwischen einem gemeinen Diebstahl und dem, was ich tue“, entgegnete Cayden.
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, strich er beiläufig über den Brustansatz des bewusstlosen Mädchens und lenkte Browns Aufmerksamkeit auf die flachen Atemzüge seiner Tochter. Für ihn sah es so aus, als könnte Cayden mit einem Wink das Leben aus dem Mädchen aushauchen.
    „Was soll das für ein Unterschied sein?“, kreischte Brown und machte Anstalten vorzuspringen. In Ermangelung einer Aussicht auf Erfolg, in irgendeiner Weise etwas unternehmen zu können, entschied er sich jedoch dagegen.
    „Ich nehme Dinge, die es noch gar nicht gibt, weil ich weiter in Euer Hirn blicken kann, als Ihr es zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu tun vermögt. Ich sehe das Resultat bereits, zu dem Euch noch die entscheidenden Zwischenschritte fehlen.“
    „Und Euch fehlt der Anfang“, erwiderte der Erfinder in einem letzten Anflug von Widerstand. Er raufte sich die Haare, bis sie ihm in grauen Strähnen vom Kopf abstanden. „Wir haben so lange daran gearbeitet.“
    Er sprach zu seiner Tochter, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Ein Funkeln in seinem abwesenden Blick deutete darauf hin, dass er kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Wir? Anscheinend war sie nicht nur Assistentin ihres Vaters, sondern trug einen Anteil an den Forschungsarbeiten. Brown warf sich plötzlich mit einem Aufschrei vor, hängte sich mit seinem Körpergewicht an Caydens Arm und versuchte, ihn vom Körper seiner Tochter wegzureißen. Er mochte ein kräftiger Kerl sein, doch gegen einen Vampir war er chancenlos. Das reichte jetzt. Ein Hieb genügte, Brown in die andere Ecke des Zimmers zu befördern. Caydens Geduld war am Ende.
    „Ich kann es auch anders ausdrücken. Es spielt keine Rolle, wie lange ihr beide an Eurem Werk gearbeitet habt, wenn Euer Leben an dieser Stelle verwirkt ist.“ Langsam ließ er seine Hand hinaufgleiten, umfasste den zierlichen Hals des Mädchens. Ihre Halsschlagader pochte unter seinen Fingerspitzen. Rote Pünktchen tanzten vor seinen Augen. Er witterte ihr Blut. Es schien sich ihm aufzwängen zu wollen. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um sich abzuhalten, seine Fangzähne in das weiche Fleisch zu schlagen. Wäre er hungrig gewesen, hätte das blutrünstige Monster in ihm die Oberhand gewonnen. Der archaische Urinstinkt war immer in der Lage, seinen Verstand auszuschalten. Am Ende wäre er zwar zutiefst befriedigt, aber ohne nennenswerten Erfolg aus dem Haus gegangen.

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