Electrica Lord des Lichts
mit ihm geschah. Ihm zu befehlen, den Aufbewahrungsort seiner Anfangsnotizen preiszugeben, wäre nur noch eine unbedeutende Formsache. Allerdings hätte das weitaus weniger Spaß gemacht, als ihn auf die althergebrachte Weise unter Druck zu setzen. Der Triumph war ein weitaus größerer Genuss, sobald das Herz seiner Opfer anfing, schneller zu schlagen und das Blut durch dessen Adern zu jagen. Wenn sie dann schwitzten, verströmten sie den unwiderstehlichen Duft der Angst, was Cayden zutiefst erregte.
Er wusste, in diesen Momenten schmeckte ihr Blut besonders köstlich. Abgesehen davon bestand keine Notwendigkeit, einen derart begabten Verstand zu schädigen, indem Cayden sich mental seinen Weg in dessen Tiefen bahnte. Oft genug hatte er erlebt, wie seine Manipulationen einen menschlichen Verstand ausgesaugt und am Ende eine nutzlose, leere Hülle übrig gelassen hatten. Dagegen erschien es ihm geradezu human, wenn er nur ihr Blut trank. Zwar trieb Cayden ein unwiderstehlicher Drang, sein einmal gestecktes Ziel zu erreichen, wozu er nicht davor zurückschreckte, mitunter ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Doch ein Verschwender war er nicht. Brown sollte weiterforschen, in seinem naturgegebenen Tempo. Irgendwann würde er feststellen, dass ihm jemand mit seiner Erfindung vorausgekommen war. Nach einer Weile des Haderns würde er sich aufmachen, neue Gebiete zu erforschen. Cayden unterlag nicht diesem Wettlauf mit der Zeit. Davon hatte er mehr als genug. Das brachte die Unsterblichkeit mit sich. Sein Blick in die Köpfe genialer Geister wie Brown ließ ihn die Zukunft sehen und die Entwicklung beschleunigen.
Die Tür öffnete sich und Lea trat heran, stellte den Wein auf den Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Ihre Haltung signalisierte, dass sie nicht vorhatte, ihren Platz zu räumen. Unter ihrer gestärkten Haube folgte ihr misstrauischer Blick Cayden bei jeder Bewegung. Ihre trotzige Art amüsierte ihn, schließlich bekam man es selten mit Frauen zu tun, die sich derart aufdringlich verhielten. Wenn man von Prostituierten absah. Cayden richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das seltsame Modell, das zwar einiges mit einer Lampe gemein hatte, aber nicht leuchtete.
„Ich bezweifle ernsthaft, dass eine solche Apparatur zu mehr taugt, als tote Froschschenkel zum Zucken zu bringen“, sagte Cayden.
Brown öffnete den Mund, doch die Antwort kam von seiner Tochter. „Selbstverständlich tut sie das.“ Sie war aufgesprungen und hatte die kleinen Fäuste in die Hüften gestemmt.
„Lea! Schweig und setz dich“, befahl ihr Vater überraschend laut.
„Warum lässt du zu, dass diese Arbeit missachtet wird? Du hast ein ganzes Jahr daran gearbeitet. Es fehlt nur noch eine Elektrisiermaschine ...“
Sie stockte und schlug sich die Hand vor den Mund. Brown stieß ein Seufzen aus. Interessant. Das Mädchen schien mehr in die Materie eingeweiht zu sein, als für sie schicklich war.
„Verzeiht bitte das vorlaute Mundwerk meiner Tochter. Ich hätte sie öfter züchtigen sollen“, gab Brown beschwichtigend zu verstehen.
Lea schnaubte, was Cayden ein Schmunzeln entlockte. Es war nichts Neues, wenn Frauen schneller spürten, dass er kein gewöhnlicher Mann war. Selbst wenn sie einen recht leeren Geist aufwiesen, was häufig der Fall war, verfügten sie über eine untrügliche Intuition, wenn es um Dinge ging, die jeder Logik widersprachen. Dafür war das Blut dieser Damen umso süßer, hatte eine überaus entspannende Wirkung. Dieses Mädchen hatte einen wachen Verstand, was unter normalen Umständen seine Neugier erweckt hätte. Für den Augenblick jedoch reichte ihm das Geplänkel, mit dem man ihn offensichtlich zu täuschen versuchte. Schließlich war er nicht zu seiner Unterhaltung 120 Meilen bis Edinburgh gefahren, um sich eine lächerliche Apparatur zur Gaslichterzeugung andrehen zu lassen.
„Mein lieber Brown. Ihr solltet Euer Versteckspiel beenden und mit den wahren Hintergründen Eurer Entdeckung herausrücken. Ich biete Euch dafür eine Summe, die Eure weiteren Forschungsarbeiten für die nächsten Jahre absichern wird.“ Cayden zog einen mit Geldscheinen gefüllten Umschlag aus dem Jackett und schob ihn über den Tisch. „Wenn Ihr es klug anstellt, und davon bin ich überzeugt, reicht es für den gesamten Lebensunterhalt.“
Hinter ihm zog das Mädchen scharf die Luft ein. Sie war mit den alltäglichen Problemen, die ein leerer Geldbeutel mit sich brachte, vertraut. Brown gab sich dagegen
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