Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
Vom Netzwerk:
das Gesicht einer jungen Frau erschien im Kerzenschein des Eingangs. Bei Browns Anblick hellte sich ihre blasse Miene auf, wechselte aber sofort in Argwohn, als sie Cayden entdeckte.
    „Vater. Was ...?“
    „Ist schon gut, Kind“, fuhr Brown sanft dazwischen. „Bitte sei so gut und bring einen Krug Wein in mein Arbeitszimmer.“
    Das Mädchen biss sich auf die Lippen und zögerte, bevor sie gehorsam zurücktrat und sie einließ. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, eilte sie den engen Flur entlang und verschwand in einem Zimmer.
    „Verzeiht. Meine Tochter Lea mag es nicht, wenn ich Besucher mitbringe.“
    Cayden versuchte, nicht mit den Schultern an die Wände zu stoßen, während er dem kleinen Mann folgte. Ungewöhnlich, dass ein Vater sich von seiner Tochter Vorschriften machen ließ. Er bückte sich, um unter dem Türeingang hindurch in das mit allerlei Utensilien vollgestopfte Arbeitszimmer zu treten. Überall lagen Skizzen, Modelle von Apparaturen und Bücher herum. Staub flirrte über den Glasschirmen der Kerzenhalter. Auf dem Tisch stand ein Gebilde, das sich auf interessante Weise von einer gewöhnlichen Gaslampe unterschied.
    „Gaslicht ist ja schon eine außerordentliche Entwicklung, doch wenn es uns gelänge, ein ganzes Zimmer mittels Electrica zu erhellen, nun ...“ Brown stockte, anscheinend verzückt über seine Ausführung. „Nun, das grenzte an Genialität.“
    Cayden nickte und betrachtete eingehend das Versuchsmodell einer Bogenlampe, die aus nicht viel mehr als einer luftleeren Glaskugel in einem Holzgestell mit ein paar Drähten bestand. Die Funktion wurde ihm gerade eingehend erklärt, doch das Resultat war mehr als unbefriedigend. Bei aller Begeisterung schien Brown noch immer mit etwas hinter dem Berg zu halten und glaubte wohl, er könnte ihn mit dieser schwachen Lichtmaschine dazu bewegen, ihn finanziell zu unterstützen. Es wäre kein Einzelfall, dass ein Forscher sich von einem wohlhabenden Mann unterstützen ließ, der sich wiederum Profit davon versprach, doch am Ende leer ausging, weil der Erfinder das Patent erhielt und selbst den Erfolg seiner bahnbrechenden Entwicklung einheimste. Pure Eitelkeit. Und was das betraf, war Brown mit Cayden an den Falschen geraten.
    Sein kleiner Erfinder war längst weiter gekommen, und obwohl er sich dessen nicht bewusst war, die Lösung trieb bereits unentdeckt in seinem Unterbewusstsein. Cayden hatte sie entdeckt. Denn im Gegensatz zum nährenden Blut befand sich die eigentliche Essenz eines genialen Geistes in dessen Gedanken, und zwar an Stellen, die Brown selbst noch nicht zu entdecken vermochte. Klar und deutlich hatte Cayden die Idee zur Konstruktion einer Maschine gesehen, die in der Lage wäre, mechanische Energie in elektrische umzuwandeln und diese zu speichern. Nicht nur das, denn dieses säulenartige Gebilde würde mittels eines Elektromagneten zu seiner eigenen Stromquelle werden.
    Eine Art Generator, mit dem man je nach Größenordnung ganze Städte ausleuchten könnte. Das würde weit über die Form von Electrica hinausgehen, wie sie bereits seit Jahren in den Nischen der Zauberkünstler und Schwarzmagier angewendet wurde. Cayden war überzeugt, dass es sich bei dieser Energiequelle um mehr handelte als das zentrale Merkmal, welches Lebewesen von unbelebter Materie unterschied. Doch die anfänglichen Überlegungen über grundlegende Details zur Entwicklung dieser Energie konnte er nicht mehr im Kopf des Erfinders finden, weil er darüber nicht mehr nachdachte, sondern es längst praktizierte. Was für Brown ein routinemäßiger Ablauf wie das Binden seiner Schnürsenkel war, bedeutete für Cayden eine unabdingbare Grundinformation, auf die sich alles andere aufbaute. Es mussten irgendwo Aufzeichnungen zur Herstellung dieses Transformators existieren und Cayden wollte diese um jeden Preis aus dem Mann herausbekommen. Die Möglichkeiten einer solchen Apparatur gingen weit über die gängigen Forschungen hinaus, in denen man sich bislang ausführlich über die elektrische Reizbarkeit von Muskeln ausließ. Überhaupt interessierte sich Cayden nicht dafür, warum ein Zitteraal zitterte, sondern schlug von Anfang an eine andere Richtung ein. Er wollte die Vorzüge gebündelter, elektrischer Materie nutzen. Er wollte Licht erzeugen, das sich an Helligkeit mit dem eines Blitzes messen konnte.
    Natürlich hätte er Brown schlicht bezirzen können, sein Gehirn leer räumen, bevor der Kerl überhaupt den Anflug einer Ahnung bekam, was

Weitere Kostenlose Bücher