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Elefantengedaechtnis

Elefantengedaechtnis

Titel: Elefantengedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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jetzt kolonisieren sie uns bereits mit Radios und Autos, und irgendwann machen sie aus uns die Kamikaze zukünftiger Pearl Harbors;
Knauser, die im Sommer haufenweise vor dem Hieronymuskloster auftauchen und Banzai sagen, während Hochzeiten und Taufen im ratternden Rhythmus eines mystischen Maschinengewehrs aufeinanderfolgen. Die Kranke (wer hier hereinkommt, um Pillen zu geben, Pillen zu nehmen oder nazarenergleich die Opfer der Pillen zu besuchen, ist krank, urteilte der Psychiater innerlich) wies mit den von Tabletten vernebelten Augen auf seine Nase und bildete mit schneidender Entschlossenheit die Worte:
    – Sie Scheißkerl.
    Dona Maria II. zuckte mit den Schultern, um den Kanten der Beschimpfung die Schärfe zu nehmen:
    – Die ist so drauf, seit sie hierhergekommen ist. Wenn Sie den Aufstand miterlebt hätten, den sie mit ihrer Familie gemacht hat, würden Sie sich bekreuzigen, Herr Doktor. Kurz und gut, sie hat uns mit allen nur möglichen Schimpfworten bedacht.
    Der Arzt schrieb auf seinen Block: Scheißkerl, alle nur möglichen Schimpfworte, zog einen Strich darunter, als wollte er eine Summe bilden, und fügte in Großbuchstaben SCHEISSE hinzu. Die Krankenschwester, die ihm über die Schulter schaute, wich einen Schritt zurück: Schußfeste katholische Erziehung, nahm er an, während er sie abschätzend ansah. Schußfeste katholische Erziehung und Jungfrau aus Familientradition: Die Mutter hatte wahrscheinlich zur heiligen Maria Goretti gebetet, als sie gezeugt wurde.
    Charlotte Brontë wies, am Rande eines chemischen K.o. schwankend, mit einem Fingernagel, von dem der Lack abplatzte, zum Fenster:
    – Haben Sie jemals die Sonne da draußen gesehen, Sie Mistkerl ?

    Der Psychiater kritzelte SCHEISSE + SCHEISSKERL = GROSSE KACKE, zerriß die Seite und gab sie der Krankenschwester.
    – Alles klar? fragte er. Ich habe das bei meiner ersten Handarbeitslehrerin gelernt, ganz ehrlich und nebenbei gesagt, die beste Klitoris von ganz Lissabon.
    Die Frau richtete sich in respektvoller Empörung auf:
    – Sie sind scheint’s ziemlich gut drauf, Herr Doktor, aber ich habe noch andere Ärzte, denen ich assistieren muß.
    Der Mann bedachte sie mit einer ausholenden Urbi-etorbi-Geste, die er einmal im Fernsehen gesehen hatte.
    – Gehe hin in Frieden, sprach er, jeden Buchstaben mit italienischem Akzent. Und vergiß meine päpstliche Botschaft nicht, ohne sie zuvor den Bischöfen, meinen lieben Brüdern, zum Lesen gegeben zu haben. Sursum corda und Deo gratias oder vice versa.
    Er schloß vorsichtig die Tür hinter ihr und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Charlotte Brontë maß ihn mit kritischem Auge:
    – Ich habe mich noch nicht entschieden, ob Sie ein sympathischer oder ein antipathischer Scheißkerl sind, aber wie auch immer, Sie Mutterficker.
    Mutterficker, meditierte er, was für ein angemessener Ausruf. Er bewegte ihn mit der Zunge im Mund herum wie ein Karamelbonbon, spürte seine Farbe und den lauwarmen Geschmack, ging in der Zeit zurück, bis er ihn in den Klos des Gymnasiums mit Bleistift zwischen erklärenden Zeichnungen, Einladungen und Versen und der Erinnerung an die Übelkeit nach den heimlichen Zigaretten fand, die er einzeln in der Papelaria Académica bei einer griechischen Göttin kaufte, die den Ladentisch mit ihren übergroßen Brüsten fegte und den leeren
Statuenblick auf ihm verweilen ließ. Eine magere Frau mit unterwürfigem Aussehen stopfte in einer dunklen Ecke Laufmaschen, angekündigt durch ein mit der Schablone geschriebenes Schild im Schaufenster (LAUFFMASCHEN PERFECKT UND SCHNELL) wie die Schilder an den Gitterstäben im Zoologischen Garten, die auf die lateinischen Namen der Tiere hinweisen. Es roch beharrlich nach Stiften der Marke Viarco und nach Feuchtigkeit, und die Damen aus der Umgebung kamen mit ihren in Zeitungspapier eingewickelten Einkäufen vom Markt, um sich bei den hellenischen Damen unter traurigem Gemurmel über ihr eheliches Elend zu beklagen, das voller perverser Maniküren und Nachtclubfranzösinnen war, die ihre Männer verführten, indem sie die erfahrene Nacktheit ihrer Hüften zum aphrodisierenden Rhythmus des Mitternachtswalzers zusammenfalteten.
    Der Schwarze, der im Hof onanierte, fing zur Erbauung der Krankenpflegerhelfer damit an, sich orgiastisch und ungeordnet zu winden wie ein loser Schlauch. Lárroseur arrosé. Unermüdlich griff Charlotte Brontë wieder an:
    – Hören Sie mal, Sie Blödmann, kennen Sie die Besitzerin von dem hier?
    Und nach

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