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Elefantengedaechtnis

Elefantengedaechtnis

Titel: Elefantengedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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verzieh mir, der Leal hat die Besitzerin eines Juweliergeschäfts geheiratet, eine durchtriebene Zicke, die nicht mal Titten hatte, die Witwe eines Seemanns, der beim Schmuggel mit Radios abgesahnt hat, wahrscheinlich hat der die Möse seiner Frau von Haus zu Haus angeboten, ich war einen Monat auf Schlaftabletten, hab nur geseufzt, hab sogar das Gefallen an der Fernsehserie verloren, Mendes kochte mir Lindenblütentee, der Gute, gab mir gute Ratschläge, weißt du, Dóri, wenn der Herzarzt es mir erlaubt, gehe ich ins Ateneu-Studio, er hatte Angina pectoris, der Arme, er kam kaum die Treppe rauf, hat sofort gekeucht, ich weiß gar nicht, wie häufig er das Haus nicht verlassen konnte, Dóri, laß nur, dein Riquinho wartet hier auf dich, der Mendes hieß Reinaldo, Reinaldo da Conceição Mendes, aber ich nannte ihn Riquinho, das mochte er so gern, bei all dem Unglück habe ich fünf Kilo abgenommen, verflucht, wenn ich diese Drecksau in die Finger kriege, würde ich ihr die Fresse polieren, dieser Schlampe, dieser Nutte, diesen Oktober ist sie an einem segensreichen Schlaganfall draufgegangen, ich habe eine Dankesmesse
im Beato bezahlt, und meine Muschi wird für den Rest meines Lebens jubilieren, der Priester leierte am Altar sein Latein herunter, und ich sagte auf Knien, du hast keine Ahnung, warum du betest, du Heini, hoch lebe der Benfica, die, die mich in den Arsch gefickt hat, gibt es nicht mehr.
    Der Arzt erreichte die Uferstraße und kehrte nach Monte Estoril zurück: Am Fuß des Hügels gab es einen Nachtclub, in dem er nicht allzu große Gefahr lief, über jemanden zu stolpern, der ihn kannte: Er schämte sich, in Begleitung dieser zu lauten Frau gesehen zu werden, die mindestens doppelt so alt war wie er und mit einer so absurden, zugleich lächerlichen und rührenden Inszenierung gegen den Verfall und das Elend ankämpfte, daß er sich für ihre Scham schämte: Im Grunde waren sie gar nicht so unterschiedlich, in gewisser Weise waren ihre heftigen Kämpfe ganz ähnlich: Sie flohen beide vor der gleichen, unerträglichen Einsamkeit, und beide gaben sich, weil ihnen die Mittel und der Mut fehlten, kampflos der Angst vor dem Morgengrauen hin wie niedergeschlagene Käuzchen. Der Arzt erinnerte sich an einen Satz von Scott Fitzgerald, diesem angstvollen Seemann des Schiffes, auf dem sie fuhren, der bei einer vorangegangenen Reise an Land, das erschöpfte Herz vom bitteren Sauerstoff des Alkohols genährt, zurückgelassen worden war: In der dunkelsten Nacht der Seele ist es immer drei Uhr morgens. Er streckte die Hand aus und liebkoste den Nacken des Dinosauriers mit ehrlicher Zärtlichkeit: Sei mir gegrüßt, meine Alte, laß uns gemeinsam diese Dunkelheit durchqueren, denn einen Ausgang gibt es nur am Grund, wie uns Pavia gesagt hat, bevor er seinen Zug umarmte, einen Ausgang gibt es nur am Grund, und vielleicht gelangen wir, wenn wir uns gegenseitig stützen, dorthin, tastende Blinde
von Breughel, du und ich, durch diesen Korridor voller Kinderängste und Wölfe, die die Schlaflosigkeit mit Drohungen bevölkern.
    – Na, na, rief Dóri mit einem triumphierenden Lächeln aus, ein ganz Dreister, was?
    Und drückte mir die Testikel mit Nußknackerfingergelenken, bis ich vor Schmerz schrie.
    Der Nachtclub mußte am Ende seiner Reise durch diese Nacht angelangt sein: Die einzigen Bewohner außer dem schielenden Kellner, der uns mit ganz offensichtlich mangelnder Kinderstube einen Gin und einen Plastikteller mit Popcorn servierte, und dem Mädchen von den Schallplatten, das in ihrem Schallkäfig Donald Duck las, eine wie ein Fötus in sich selbst gekauerte Musikautomatenfigur, waren zwei schläfrige Männer, die am Tresen lehnten, die Pferdenasen in Tresterschnapstraufen versenkt, und die Frau aus dem Tertiär, die vor mir die riesigen Hüften schwenkte, mit jener zerstreuten Aufmerksamkeit betrachteten, die man einer uninteressanten Ruine widmet. Die Lichter an der Decke, die lasch im Tangotakt pulsierten, beleuchteten die ärmliche Bühne meiner Hinrichtung: Eisenstühle wie aus einem Straßencafé, ein abgestellter Fernseher auf einem hoch oben angebrachten Brett, Lupinenkernschalen und runde Gläserspuren auf den Tischplatten : Er starb im Elend, hieß es in den Lesebüchern über die verstorbenen Poeten, spindeldürre, in nachdenklichen Posen innehaltende Bärtige, die wahrscheinlich überlegten, was sie als nächstes in Angriff nehmen würden, oder in ihrem Kopf preziöse Alexandriner fabrizierten. Dóri,

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