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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Befürchtungen der anderen zum Trotz. Das sollte ich wissen.«
    Lilias schüttelte den Kopf und spürte ein ungutes Gefühl im Magen. Was spielte es für eine Rolle, dass Aracus Altorus Blaise Caveros den Betrug seines unsterblichen Verwandten vergeben hatte? Calandor, ihr geliebter Calandor, war deswegen trotzdem tot. Auf dem Boden rollte sich Phraotes vor Schmerz zusammen und wartete. Nur die runzligen, schaumbedeckten Lefzen zeigten, dass er an der Schwelle des Todes stand. Er erwiderte ihren Blick mit einem Hauch von Ironie in seinen Bernsteinaugen. Er war das einzige Geschöpf hier, das sie verstand. »Es ist leicht, nach einem Sieg großmütig zu sein, Grenzwächter«, sagte sie.
    »Nein.« Seufzend richtete Blaise sich auf. »Nein, das ist es nicht.«
    Nach einiger Zeit legten sich die erregten Stimmen, und Aracus
kehrte schweren Schrittes auf demselben Weg, den er gekommen war, zurück. Die Riverlorn hatten sich hinter ihm versammelt, eine ruhige, schimmernde Bedrohung. Eine Übereinkunft war erzielt worden. Aracus Altorus überragte den sterbenden Wehr und sah auf ihn hinab, sein Gesicht lag im Schatten. Als er sprach, klang seine Stimme müde. »Willst du meine Bedingungen hören, Oronins Kind? Es sind zwei.«
    Phraotes’ spitze Schnauze hob sich. »Sprich.«
    »Erstens.« Aracus hob einen Finger. »Ihr werdet ab sofort der Gewalt gegen alle Kinder der Schöpfer abschwören, in Gedanken und in der Tat, gegen ihr Eigentum und gegen ihr Leben. Nur die schlichte Beute, die ihr in den Wäldern findet, soll fortan euer sein. Ihr werdet euch in keiner Weise gegen Urulat verschwören. Ihr werdet euch von Satoris dem Weltenspalter und all seinen Werken abwenden.«
    Der Botschafter der Wehre atmete aus, und rotes Blut quoll durch seine Nüstern. Vielleicht war es ein bitteres Auflachen; der Pfeil in seiner Brust zuckte bei der Bewegung. »Die Graufrau Vaschuka erklärt sich einverstanden. So soll es sein. Wenn Ihr uns den Frieden schwört, dann werden wir uns in die tiefen Wälder zurückziehen, die Geringeren Schöpfer nicht mehr heimsuchen und vergessen sein.«
    »Zweitens.« Aracus hob einen zweiten Finger. »Ihr werdet der Gabe des Schöpfers entsagen.«
    Hinter ihm lächelte Lorenlasse von Valmaré.
    Ach, dachte Lilias, nun kommt es also dazu. Haomane erträgt es nicht, dass andere das Geschenk, das er für seine Kinder ablehnte, besitzen. Der Krieg der Schöpfer geht endlos weiter, und wir sind nur Bauern in diesem Spiel. Schweigend saß sie auf ihrem Pferd und dachte an die Dinge, die Calandor ihr in seiner Höhle auf dem Beschtanag gezeigt hatte, die Dinge, die ihr Herz mit Furcht erfüllt hatten . Eines Tages, hatte er gesagt, wenn seine eigenen verblichen sind, wird Haomane Arahilas Kinder als die seinen annehmen. Bis dahin wird er alle anderen vernichtet haben.
    Sie fragte sich, ob Oronin der Letztgeborene protestieren oder ob er bereit sein würde, seine Kinder auf dem Altar von Haomanes
Stolz zu opfern, für die Sünde, Satoris Fluchbringer geholfen zu haben. Das Schweigen, das auf Aracus’ Erklärung folgte, ließ Letzteres vermuten. Wie Neheris von den fallenden Wassern würde sich auch der Frohe Jäger fügen.
    »Keine Welpen?«, keuchte Phraotes. »Keine Nachkommen?«
    Aracus Altorus schüttelte den Kopf. »Keine.«
    Es dauerte länger, bis nun eine Antwort kam. Die Augen des Wehrs verdrehten sich und sein Körper wand sich auf dem Boden. Welchen Pfad seine Gedanken auch beschreiten mochten, es war kein leichter Gang. Phraotes fletschte die Zähne, Blut und Schaum troffen aus seinem Maul. Dann wurden seine Glieder steif, schüttelten sich, der Pfeil zwischen seinen Rippen zuckte einmal in diese, einmal in jene Richtung, seine pfotenartigen Hände gruben sich in die Erde und wühlten tiefe Löcher in den Teppich aus Kiefernnadeln.
    »Fürst Aracus«, flüsterte Peldras der Ellyl. »Eine solche Bitte, ob Ihr es wollt oder nicht, verstrickt die Wehre in den Krieg der Schöpfer …«
    Aracus hob wachsam die Hand. »So lauten meine Bedingungen.«
    Sagt Nein , dachte Lilias und konzentrierte ihren ganzen grimmigen Willen darauf. Sagt Nein, sagt Nein, sagt NEIN!
    »Ja!« Keuchend öffnete Phraotes einen Spaltbreit seine Augen. »Die Graufrau Vaschuka willigt ein. Wenn Ihr uns in Frieden lasst, werden Oronins Kinder der Gabe von Satoris dem Drittgeborenen entsagen und sich nicht mehr fortpflanzen, solange sie lebt. Wir werden vergehen und zur Legende werden. Wie …«, sein Bernsteinblick fiel auf

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