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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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kennt sie, Ihr habt mit ihnen Bündnisse geschlossen und lebt noch. Ich vergesse nichts, aber ich bin einmal fehlgegangen, als ich meinen wahren Feind nicht erkannte, und Unschuldige sind dadurch umgekommen. Ich möchte mich nicht noch ein zweites Mal irren. Sind die Wehre meine Feinde?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie möchten nur in Ruhe gelassen werden.«
    »Wieso kam es zu der Tat im Tal von Lindanen?«
    Er war ihr nahe, zu nahe. Die Flanken ihrer Pferde berührten sich. Seine Gegenwart bedrängte sie, aber es war auf dem engen Pfad kein Platz, um ihm auszuweichen. Lilias schluckte. »Es war Euer Verwandter, der ihre Welpen tötete. Erinnert Ihr Euch nicht?«
    »Da war ich noch nicht geboren.« Sein Gesicht war unerbittlich.
    »Faranol«, röchelte Phraotes. »Prinz Faranol.«
    »Ja.« Lilias holte flach Atem und wünschte, dass Aracus ihr genug Raum ließe, um tiefer durchzuatmen. Er war ihr so nahe, dass sie ihn riechen konnte, ein Hauch von Metall und der scharfe Geruch menschlichen Schweißes. Diese Wildheit, die Bedürfnisse sterblichen Fleisches bedrängten sie viel zu sehr, erinnerten sie zu stark an die Grenzen, die ihre eigene Existenz umfingen, ihren eigenen
schmerzenden, alternden Körper. »Faranol von Altoria erschlug die Nachkommen der Graufrau Sorasch. Auf einem Jagdausflug in Pelmar. Das wisst Ihr doch sicherlich.«
    »Ja.« Weil es überflüssig war, sagte er nicht, dass Faranol im Haus Altorus als Held galt. »Ich kenne die Geschichte.«
    »Deswegen kam es zur Tat im Tal von Lindanen«, erklärte sie schlicht.
    »Aha.« Aracus’ Fingerspitzen massierten seine Schläfen. »Es ist ein Kreislauf der Rache, und ich bin durch den Zufall meiner Geburt in ihm gefangen.« Mit einem abschließenden Seufzer ließ er die Hände sinken und richtete den Blick wieder auf den Wehr. »Du liegst im Sterben, Oronins Kind. Welche Macht hast du, Bündnisse zu schließen? Wieso sollte ich dir glauben?«
    Phraotes, der zusammengekrümmt am Boden lag, zeigte die blutigen Zähne. »Wir sind zwischen Leben und Tod gewandelt, seit uns der Frohe Jäger schuf, während er beständig in sein Horn blies. Der Tod reitet in seinem Gefolge so wie in dem Euren. Wir sind ein Rudel, Sohn des Altorus, und die Gabe unseres Schöpfers liegt in diesen dunklen Korridoren. Obwohl Oronins Horn nun auch nach mir ruft, hört mich die Graufrau, ich spreche mit ihrer Stimme. Uschahin-der-zwischen-Abend-und-Morgendämmerung-umgeht ist von unserer Gemeinschaft fortan ausgeschlossen. Die Fesseln unseres Eides sind gebrochen, wir werden auf Urulat verabscheut, und Oronin hat mit diesem Tag seine Hand gegen uns erhoben. Neue Eide mögen nun geschlossen und geachtet werden. Was wollt Ihr, König des Westens?«
    »Zauberin?«
    Seine Augen waren groß und fordernd. Fordernd und voller Vertrauen. Zum ersten Mal verstand Lilias, weshalb sie ihm folgten, Menschen wie auch Ellylon. Das Wissen machte sie unerklärlicherweise müde. »Solange die Graufrau Vaschuka unter uns weilt«, antwortete sie wahrheitsgemäß, »werden die Wehre sich an den Pakt halten, den Ihr schließt. Einen anderen Rat habe ich nicht für Euch.«
    »Das genügt mir.« Er nickte. »Danke.«

    Etwas in ihrem Herzen rührte sich angesichts seines Danks. Schon allein dieser Umstand ließ ihr die Galle hochsteigen. Lilias wandte den Kopf ab und sah nicht zu, wie Aracus sich von ihrer Seite löste. Er stieg ab und entfernte sich ein kleines Stück. Andere folgten ihm und hoben im Streit ihre Stimmen: goldene Ellylstimmen, die tieferen der Grenzwächter, die bittende der Bogenschützin. Lilias sah über die Rücken der umherlaufenden, reiterlosen Pferde hinweg. Aracus hörte die Argumente der anderen an, ohne selbst etwas zu sagen, die breiten Schultern gerade aufgerichtet, den Kopf unter dem nutzlosen Gewicht des Soumanië gebeugt. Sie fragte sich, ob sie es bedauern würden, ihm an diesem Tag ihre Treue geschworen zu haben. In diesem Gedanken lag eine verdrehte Befriedigung.
    »Er wird es tun, wisst Ihr.«
    Sie wandte den Blick nach unten und sah Blaise neben ihrem Pferd stehen. Er nahm dessen Zügel in seine geschickten Hände. »Was tun?«
    »Einen Waffenstillstand schmieden.« Er reichte ihr die Zügel, und seine Finger strichen dabei über die ihren. Blaises Augen waren dunkel und aufmerksam. Ihre Fuchsstute schnupperte an seinem Haar, und er strich ihr geistesabwesend über den Hals, die Augen immer noch auf Lilias gerichtet. »Er hat die Größe dazu, Lilias, den

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