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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Urulats abschätzten und feststellten, dass sie ihren Ansprüchen nicht genügte.
    In gewisser Weise verabscheute Lilias sie ganz besonders.
    Und natürlich war es ein Ellyl, der den Kundschafter bemerkte.
    »Anlaith cysgoddyn!« Es klang wie ein ellylischer Fluch, nur, dank seiner melodischen Stimme, wie gesungen. Der Ellyl erhob sich in den Steigbügeln, eine fein geschwungene Hand nach vorn ausgestreckt. »Ein Wehr!«
    Sie sah sie nun auch, sie alle taten es. Eine graue, schleichende Gestalt, die Ohren flach an den Kopf angelegt, duckte sich hinter einen dicken Kiefernbaumstamm. Nachdem sie entdeckt worden war, bewegte sie sich verschwommen schnell, flach auf die Erde gedrückt, in hastigen, springenden Sätzen. Sonnenflecken lagen auf dem Fell über ihren Flanken, als sie in die tieferen Schatten flüchtete.
    Aracus Altorus gab einen einzigen, knappen Befehl. »Erschießt ihn!«
    »Wartet!«, rief Lilias in instinktivem Protest, aber zu spät.
    Ein halbes Dutzend Bogensehnen sang im Gleichklang. Es waren vor allem die der Ellylon, aber einer war anderen Ursprungs. Oronins Bogen ließ einen tiefen, gequälten Ton erklingen, wie ein eingesperrtes Tier. Dieses Mal wandte er sich wirklich gegen die Kinder seines Schöpfers. Das gleiche grimme Licht, das in den Augen der Riverlorn strahlte, leuchtete auch im Gesicht der Bogenschützin, als sie sich im Sattel umwandte und dem Flug des Pfeils mit ihrem Blick folgte. Sein Weg endete in einem Schmerzgeheul, das in einem Wimmern abbrach. Das Unterholz raschelte an der Stelle, an der das Opfer sich wand.
    »Blaise«, sagte Aracus ungerührt. »Schau nach, was wir erlegt haben.«

    »Bleibt hier«, raunte Blaise Lilias zu, ließ die Zügel ihres Pferdes fahren und stieg hastig ab.
    Da es nichts gab, wohin sie hätte fliehen können, tat sie, wie ihr geheißen. Mit einem elenden Gefühl im Magen sah sie zu, als er andere Grenzwächter zu sich rief und ihre fahlgrauen Mäntel im Unterholz verschwanden. Und aus dem Sattel heraus konnte sie beobachten, wie sie ihre Beute aufspürten und zu den anderen brachten.
    Er hing zwischen ihnen wie ein erlegtes Tier; je ein Grenzwächter hielt eines der ausgestreckten Glieder fest. Es war ein lächerlicher Anblick, ein Wehr, all seiner zauberhaften Wandlungsfähigkeit beraubt. Der Schaft eines gelb gefiederten Pfeils ragte aus der rechten Seite seiner schmalen, haarigen Brust, die sich unter flachen Atemzügen hob und senkte, während Blut aus der Wunde quoll. Wo sie vorüberkamen, klammerten sich rote Tropfen an die Kiefernnadeln.
    »Phraotes !«, hauchte Lilias.
    Der einstige Botschafter der Wehre keuchte. Er hing im Griff derer, die ihn festhielten, das Maul geöffnet. Seine bernsteinfarbenen Augen trafen die ihren und verdrehten sich. Schaum und Blut befleckten seine Lefzen. »Zauberin«, keuchte er. »Es scheint wohl, ich wäre besser nicht geflohen.«
    Aracus Altorus hob die Augenbrauen. »Ihr kennt dieses Geschöpf?«
    »Ja.« Eine Welle des Zorns stieg in ihr auf. »Ja !«, fauchte sie. »Ich kannte ihn, und ich weiß, dass er Euch nichts getan hat. Er ist der Botschafter der Graufrau in Beschtanag. Oh König des Westens, er brachte mir die Nachricht, dass sein Volk nichts tun würde, um Euren Vormarsch aufzuhalten. Nichts .« Lilias sog scharf die Luft ein. »Was hat er euch nun getan, dass Ihr ihn einfach so erschlagen habt? Nichts!«
    »Lilias«, sagte Blaise. Er war einer der vier Träger und hielt Phraotes’ rechtes Vorderbein mit grausamem Griff gepackt, sodass die haarigen Glieder des Wehrs fest gestreckt wurden. »Das reicht.«
    »Wie?«, fragte sie scharf. »Nein, ich werde reden! Seit tausend Jahren haben die Wehre in Beschtanag in Frieden gelebt. Was gehen mich Eure alten Fehden an?« Sie starrte den Männern, die sie gefangen
hielten, einem nach dem anderen ins Gesicht. »Was kümmerten sie ihn? Wird es denn nie ein Ende geben?« Entgegen ihrem Willen brach ihr die Stimme. »Wird Haomane Euch befehlen, alles zu erschlagen, was lebt und nicht seinen Befehlen gehorcht?«
    Für einen Augenblick erwiderten sie ihren Blick. Die Augen der Ellylon waren ausdruckslos. Blaise machte ein grimmiges Gesicht. Fianna, die Bogenschützin von Arduan, wandte sich mit einem erstickten Laut ab. Aracus Altorus seufzte und fuhr sich durch sein rotgoldenes Haar. »Zauberin …«, begann er.
    »Wir wurden angegriffen«, unterbrach eine sanfte Stimme, die eines Ellyl. Es war Peldras aus Malthus’ Truppe, der als Einziger seines Volkes in

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