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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Lorenlasse, »wie Haomanes Kinder in all ihrem Stolz.« Dann sackte sein Kopf schlaff zur Seite, und er zeigte ein blutiges Grinsen. »Ist das der Pakt, König des Westens? Wollt Ihr schwören, uns in Frieden zu lassen, und für das Wort aller einstehen, die Euch die Treue geschworen haben?«
    »Das werde ich«, sagte Aracus schlicht. »Ja.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, die nur von den Geräuschen der Pferde unterbrochen wurde, die sich bewegten, rastlos mit den
Hufen stampften oder an Blättern knabberten. Es erschien unpassend, dachte Lilias. Es hätte riesigen Lärm geben müssen, einen erschütternden Krach, wie er ertönt war, als Calandor fiel, das endlose Klagen von Oronins Horn. Nicht diese schlichte Ruhe. Sie hätte gern geweint, aber es waren keine Tränen mehr in ihr, nur eine trockene Wüstenei des Trauerns.
    »So sei es.« Phraotes schloss die Augen. »Oronin hat es so gefügt, und die Wehre erklären sich einverstanden. Mit meinem Tod ist es besiegelt. Zieh den Pfeil heraus, König des Westens.«
    Aracus ging neben der zusammengekrümmten Gestalt auf ein Knie und legte seine Linke auf die schmale Brust des Wehrs. Mit der Rechten packte er den Schaft des Pfeils. Zu Haomane betend riss er den Pfeil mit einer einzigen harten Bewegung heraus. Blut floss, dunkel und rot, aus dem Loch, das die scharfe Spitze hinterlassen hatte. Phraotes zischte, versuchte zu husten und schaffte es nicht. Seine Lider zuckten einmal, und mit einem langen Erschauern starb er.
    »Nun gut.« Aracus Altorus erhob sich mit müdem Gesicht. Er rieb sich mit einer Hand die Stirn und verschmierte etwas Blut unterhalb des Soumanië. »Gebt ihm … gebt ihm ein ordentliches Begräbnis«, sagte er und nickte zu der still daliegenden Gestalt. »Wenn die Wehre ihr Wort halten, schulden wir ihm zumindest das.«
    Unter den Grenzwächtern wurde gemurrt. Die Ellylon beschwerten sich nicht, da sie davon ausgingen, dass der Befehl nicht an sie gerichtet worden war. Aber es war Lilias, die nun wieder ihre Stimme erhob. »Nein.«
    Aracus starrte sie an. »Wieso?«
    »Die Wehre begraben ihre Toten nicht«, sagte sie hart. »Lasst ihn für die Aasfresser des Waldes liegen, wenn Ihr ihm Ehre gewähren wollt. So ist es ihr Brauch.«
    Er starrte sie wieder an. »Nun gut.« Damit wandte er sich ab, nahm die Zügel seines Pferdes von einem Grenzwächter entgegen und schwang sich in den Sattel. »Blaise, entsende einen Reiter nach Kranac und setze Martinek von unserem Pakt in Kenntnis. Sag ihm, dass ich mein Wort zu halten gedenke, und wenn einer der Regenten
Pelmars es bricht, werde ich das als einen Akt der Feindschaft betrachten. Aber ebenso sei gesagt, wenn die Wehre den Pakt brechen, dann sollen sie wie Hunde gejagt werden, bis der Letzte erschlagen ist. Sorge dafür, dass das bekannt wird.«
    »Jawohl, Herr.« Blaise beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Wenige Minuten später wurde ein Reiter ausgesandt, und die übrige Gesellschaft stieg wieder auf und bereitete sich auf den Aufbruch vor. Lilias blieb kaum Zeit, einen letzten Blick auf Phraotes zu werfen. Es fiel ihr schwer, sich an den Botschafter der Wehre zu erinnern, wie er einst gewesen war, ein grauer Schatten mit kühnen Augen, der wie Rauch in die Hallen von Beschtanag glitt. Tot wirkte er viel kleiner, eingeschrumpft und haarig. Seine Augen waren halb geöffnet und starrten mit leerem Blick zu den Bäumen empor. Seine Schnauze war vom Todeskampf verzerrt und gerümpft, als ob er einen schlechten Geruch wahrnehmen oder einen schlechten Witz hören würde. Phraotes sah nicht nach dem aus, was er gewesen war: einer der schrecklichsten Jäger, der je die Erde Urulats berührt hatte.
    Wir werden vergehen und zur Legende werden.
    Lilias erschauerte. »Es tut mir leid«, flüsterte sie und war sich schrecklich bewusst, dass der Pakt vielleicht nie so geschlossen worden wäre, hätte sie nicht Aracus ihren Rat gegeben. »Ich wusste nicht, was er verlangen würde. Phraotes, es tut mir leid!«
    Es gab keine Antwort, nur das tote, scharfzahnige Grinsen des Wehrs.
    Wenn es ein schlechter Witz war, dann, so hoffte sie, zumindest auf Kosten von Haomanes Verbündeten.

EINUNDDREISSIG
    E in halbes Dutzend Raben hockte in den grünen Schatten am Rande des Deltas träge in der Mittagssonne. Unter ihnen duckte sich Uschahin und beobachtete die Pferde, die im Riedgras weideten.
    Die Graufrau Sorasch hatte ihn aufgezogen, und auch wenn er jetzt aus dem Rudel ausgestoßen worden war, ein Teil von

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