Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
die sich beinahe über ganz Urulat ausgebreitet hatten, aber doch zahlreich genug. Und Tanaros hatte sie gut ausgebildet.
    In ebenem Gelände, auf freiem Feld … ah, aber die Ellylon und die Söhne des Altorus waren für ein solches Spiel zu schlau. Einmal hatte es geklappt. Vor langer Zeit, auf der Ebene von Curonan. Er hatte den Schattenhelm aufgesetzt und das Heer von Finsterflucht gegen die Truppen aus Altoria geführt, eine ganze Nation zerschlagen und aus Curonan unbewohntes Niemandsland gemacht.
    Altoria war zu jener Zeit von einer Königin geführt worden. Er hatte sie nie getroffen, nie gesehen. Manchmal fragte er sich, ob sie seiner Frau geähnelt hatte. Auf Drängen ihrer Berater hatte sie sich unnachgiebig und stolz gezeigt und alle Mittel ihres Reiches in jenen Krieg gesteckt, bis nichts mehr übrig war. Schließlich hatte Altoria Curonan verloren und auch seinen Thron, und die Nachfahren des Hauses Altorus patrouillierten nun nur noch an den Grenzen der verlorenen Ebene.
    Jetzt stellte sich die Lage anders dar. Sie mussten den Feind aufs offene Feld hinauslocken. Dazu brauchten sie einen Köder. Und hier kamen die Tunnel ins Spiel, Beschtanag und vor allem die Wehre, die Uschahin nach Finsterflucht gebracht hatte.

    Das Badewasser war abgekühlt. Tanaros erhob sich tropfend.
    »Hier, Heerführer.«
    Meara, die Irrlingsfrau, schlich in die Badestube, hielt ihm saubere Leintücher zum Abtrocknen hin und beäugte ihn durch ihr wirres Haar hindurch. Das hatte sie noch nie zuvor getan.
    »Danke, Meara.« Er trocknete sich ab und fühlte sich zum ersten Mal seit Jahrzehnten befangen. Körperlich war er unverändert. Von der Brandnarbe abgesehen, war seine Gestalt fast noch genauso wie in seiner Hochzeitsnacht, stark, sehnig und zu jedem Einsatz bereit. Nur die wulstige, silberne Narbe auf seiner Brust verriet, wie es um ihn stand – sie und der tiefe Schmerz der vielen auf ihm lastenden Jahre.
    »Tut sie weh?« Sie zeigte auf seine Brust.
    »Ja.« Er berührte die Narbe mit den Fingerspitzen, fühlte das gezackte Fleisch und erinnerte sich an das brennende Hochgefühl des Augenblicks, als sein Herr den Gottestöter aus dem lodernden Feuermark genommen und ihn damit gezeichnet hatte. Gleichzeitig hatte er die Kraft der Souma genutzt, um die Fessel seines Seins bis ans Äußerste zu strecken. »Sie tut weh.«
    Meara nickte. »Hab ich mir gedacht.« Sie sah zu, wie er den Bademantel überwarf. »Wie war sie, Heerführer?«
    »Sie?« Er hielt inne.
    Ihre Augen glänzten. »Die Zauberin.«
    »Sie war … höflich.«
    »War sie hübscher als ich?«, fragte sie traurig.
    »Hübscher?« Tanaros sah das Irrlingsmädchen an, das seinem forschenden Blick auswich. Er dachte an Lilias, deren gebieterische Schönheit nur in Gegenwart des Drachen weiche Züge annahm. »Nein, Meara. Hübscher nicht.«
    Sie folgte ihm, als er die Badestube verließ, warf ihr Haar zurück und starrte ihn an. »Es kommt noch eine andere, nicht wahr? Hierher .«
    »Noch eine?«
    »Eine Hohe Frau .« Sie zischte die Worte hervor. »Eine hohe Ellylfrau.«

    »Ja.« Er fragte sich, woher sie das wusste, ob sie es alle wussten. »So lautet der Plan.«
    »Es ist ein Fehler«, sagte Meara bedeutungsschwer.
    »Meara.« Tanaros fuhr sich mit den Händen durch das vom Bad noch feuchte Haar. Er musste an die Zauberin denken, wie der Wind am Berghang an ihrem Haar zerrte, das von dem Reif zusammengehalten wurde, in dem der rote Soumanië hell auf ihrer bleichen Stirn leuchtete. Er fragte sich, wie die andere wohl sein würde und ob es tatsächlich ein Fehler war, sie nach Finsterflucht zu bringen. »Die Hohe Frau wird unter dem Schutz unseres Herrn stehen.«
    Die Irrlingsfrau erschauerte, wandte sich um und floh.
    Verwirrt sah Tanaros ihr nach.
     
    Es war niemals genug Zeit für alle Vorbereitungen, wenn es ernst wurde.
    Im Versammlungsraum drängten sich die Vertreter dreier Völker der Geringeren Schöpfer um den Kartentisch und hörten aufmerksam dem Heerführer der Truppen von Finsterflucht zu. Der Plan war einfach. Tanaros wünschte, dass er ihm besser gefiele. Dessen ungeachtet war er der Wille seines Herrn, und er würde ihn bis in alle Einzelheiten ausführen. »Und hier«, er deutete auf eine der Karten, »ist der Eingang des Tunnels. Hier, hier und hier werden Wachposten stehen und die Umgebung des Tals von Lindanen bewachen.« Tanaros sah die Wehrbrüder an. »Diese Wächter werdet Ihr stellen, wie wir beschlossen haben.«
    Eine flache

Weitere Kostenlose Bücher